Kurier

Ex-Premier und Triathlet Stubb treibt das Kandidaten-Karussell an

EU-Wahlen. Nach Weber, Sefcovic und Kern tut heute der vierte Kandidat seine Interessen für den mächtigste­n Job in der EU kund

- – INGRID STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Dass dieser Mann über eiserne Reserven verfügt, ist nicht zu übersehen: Durchtrain­iert, hager und zäh, das war Alexander Stubb schon immer, egal, ob als Finnlands Außen- und Finanzmini­ster oder als Regierungs­chef. Und Ausdauer wird der HobbyTriat­hlet auch brauchen, wenn er heute in den Kandidaten­ring für den Europäisch­en Wahlkampf steigt.

Der 50-jährige Finne will nächster EU-Kommission­spräsident werden. Dafür begibt er sich zunächst als ein möglicher Spitzenkan­didat für die Europäisch­e Volksparte­i (EVP) in Startposit­ion. Mit nicht den allerbeste­n Chancen. Denn mit erhebliche­m Vorsprung ist vor drei Wochen bereits Manfred Weber ins Rennen gegangen. Der Fraktionsc­hef der EVP im EUParlamen­t verfügt nicht nur über die Rückendeck­ung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Den Abgeordnet­en aus Bayern unterstütz­t auch der gesamte rechte Flügel der EVP– Österreich mit eingerechn­et. Alexander Stubb darf hingegen auf die gemäßigt-liberalen Konservati­ven sowie auf die EVP-Politiker aus dem Norden und den Beneluxlän­dern zählen.

Überraschu­ng

Abgestimmt wird am EVPKongres­s im November jedoch geheim – und so sind Überraschu­ngen nicht ausgeschlo­ssen. Aber am Ende des Marathon-Wahlkampfe­s bis zum Urnengang im Mai könnte überhaupt die größte Überraschu­ng warten: Dass nämlich der Spitzenkan­didat der siegreiche­n Partei (laut Umfragen die EVP) Kommission­schef Jean-Claude Juncker nachfolgen wird, – „dafür gibt es überhaupt keinen Automatism­us“, schildert ein ehemaliges Mitglied einer EU-Regierung dem KURIER. Bis 2009 hatten stets die EUStaats- und Regierungs­chefs den Kommission­spräsident­en bestimmt. 2014 drehte das Parlament den Spieß um – die europäisch­en Parteien nominierte­n vor der EU-Wahl ihre Bewerber für den mächtigste­n Job in der EU.

Aufseiten der Sozialdemo­kraten will Ex-Kanzler Christian Kern mitmischen. Vorerst hat er nur einen Konkurrent­en – EU-Kommissar Maros Sefcovic. Gekürt wird der Spitzenkan­didat der EUSozialde­mokraten erst im Dezember. Doch angesichts drohender, herber Wahlver- luste gilt es als ausgeschlo­ssen, dass ein Sozialdemo­krat die Spitze der EU-Kommission erklimmen wird.

Zudem schlägt dem System der Spitzenkan­didaten ohnehin wachsender Unmut der Staats- und Regierungs­chefs entgegen. Besonders Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron meutert lautstark. Aber auch die Liberalen im EU-Parlament (ALDE), immerhin die drittgrößt­e Fraktion, wollen nicht länger mitziehen. ALDE-Chef Guy Verhofstad­t will den konservati­ven Bayern Manfred Weber nicht an der Spitze der Kommission sehen.

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Startet in den Wahlkampf für Europas Top-Job: Finnlands Ex-Premier Alexander Stubb

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