Spaniens Wirtschaft mit viel Licht und ein paar Schatten
Boom. Aber: zu viele Schulden und Arbeitslose Förderung für Tausch von Ölheizkessel wird 2019 beendet
In Barcelona kam es am Montag zum Jahrestag des Unabhängigkeit-Referendums erneut zu Protesten. Wirtschaftlich hatte die Katalonien-Krise „weniger Auswirkungen als befürchtet“, sagte Michael Spalek, bis vor Kurzem Wirtschaftsdelegierter in Madrid. Die Immobilienund Finanzkrise ist überwunden, seit 2015 wächst Spaniens Wirtschaft um mehr als drei Prozent pro Jahr. Zu verdanken ist das dem boomenden Tourismus (80 Millionen Urlauber), Investitionen in den Autosektor (17 Werke), der Erholung am Bau sowie dem anziehenden Konsum.
Die Schattenseite: Die Gehälter wurden in der Krise massiv gekürzt. „Den Spaniern war bewusst, dass sie auf Pump gelebt hatten“, sagt Spalek. Die Jugendarbeitslosigkeit hält sich hartnäckig bei 40 Prozent. Jobeinsteiger verdienen selten mehr als 18.000 Euro brutto im Jahr – bei ähnlichen Lebenskosten wie in Wien. Viele Ingenieure, Ärzte und Betriebswirte hätten deshalb bessere Aussichten im Ausland gesucht.
Die anderen wohnen bei den Eltern, bis sie 30 oder 35 Jahre alt sind. „Die Spanier sind sehr familienbewusst, sie sind in der Krise zusammen gerückt“, sagt Spalek. Man hilft sich, schanzt sich aber allzu oft auch Vorteile zu. Im TI-Korruptionsindex liegt Spanien auf Platz 42 – in Westeuropa schneidet nur Italien schlechter ab. Dafür agiere die Justiz extrem unabhängig: „Es gibt kein Weisungsrecht.“Vor dem Richter gibt es weder für hochrangige Politiker noch den Schwager des Königs ein Pardon.
Unsicherheitsfaktoren seien die fragile Minderheitsregierung des Sozialisten Pedro Sánchez und die hohen Staatsschulden von fast 100 Prozent des BIP: „Es wird schwierig für Spanien, wenn die Zinsen raufgehen.“
Ausgeglichene Bilanz
Der Außenhandel mit Österreich ist mit 2,7 Mrd. Euro im ersten Halbjahr 2018 fast zurück auf Vorkrisenniveau. Österreichs Exporte (Maschinen, Anlagen) und Importe aus Spanien (Autos, Obst, Textilien) halten sich fast die Waage. OMV. Der Austausch von Ölheizkessel wird nur noch bis Ende 2019 gefördert. Die Mineralölunternehmen, die über die Aktion „Heizen mit Öl“diese Subvention finanziert haben, werden den Fördervertrag nicht mehr verlängern, teilte die OMV als Haupt-Unterstützer mit. Private Haushalte, die mit Öl heizen, können noch bis ende kommenden Jahres Förderanträge stellen. Der Ersatz des alten Kessels durch einen modernere Brennwertkessel bringt laut Mineralölbranche erhebliche Energieeinsparungen. Die Rede ist von bis zu 40 Prozent weniger Heizölverbrauch. Der Kesseltausch wird mit bis zu 5000 Euro finanziell unterstützt. Dass die Aktion nächstes Jahr ausläuft, begründet die OMV mit den EU-Klimazielen und der Energiestrategie der Bundesregierung. Umweltministerin Elisabeth Köstinger zeigte sich denn auch erfreut über „diesen wichtigen Schritt in die richtige Richtung“. Die Menschen sollten ermuntert werden, etwas zum Klimaschutz beizutragen.
In Österreich heizen noch 700.000 Haushalte mit Öl. 2017 haben 5763 Private einen Antrag auf Kesseltausch-Förderung gestellt. Das war eine Rekordzahl.