Kurier

Dem Böck traut mann noch vieles zu

Biografie. Der Charakterk­opf verrät im Interview, wie er nicht nach Hollywood kam und es dennoch nicht bereut

- VON LISA TROMPISCH PHILIPP HORAK

Habt’s mich gern, so lautet der Titel der literarisc­hen Spritztour durchs Leben von Schauspiel-Liebling

Wolfgang Böck (65) – klingt doch auch gleich nach dem sonoren Brummen, mit dem er als Kommissar Trautmann seinem Assistente­n „Burschi“Anweisunge­n gibt oder sich vom Ober-Strizzi Nazl-Onkel einen Zund erhofft. Der Titel seiner Biografie soll aber, trotz gewollter Doppeldeut­igkeit, positiv verstanden werden. „Ich bin nicht zuletzt Schauspiel­er geworden, um Anerkennun­g zu finden“, stellt er auch gleich im Vorwort klar.

Eigentlich wollte er gar kein Buch, doch Autor Christoph

Frühwirth hat geschickt gelockt, wie Böck lachend im KURIER-Interview zugibt. „Er hat immer von einer ‚Werkschau‘ geredet. Mag sein, dass er mich da ein bisschen bei meiner Eitelkeit erwischt hat, weil ich ja häufig auf diese ‚Trautmann‘-Figur, die ja in diesem Buch auch einen relativ großen Stellenwer­t hat, reduziert werde. Ich übe den Beruf jetzt schon seit 43 Jahren aus und hab sehr, sehr viel mehr gemacht“, so der verheirate­te Vater eines Sohnes (Felix Caspar; 28), der sich nach dem „Trautmann“aufgrund der Popularitä­t mehr Fernseharb­eit gewünscht hätte.

Im Buch begibt er sich auf eine Reise durch sein Leben – fährt mit dem Auto diverse Stationen von Wien über Linz (ja, der vermeintli­che Parade-Wiener ist eigentlich Oberösterr­eicher!) bis ins Burgenland ab. „Vieles liegt sehr lange, lange Jahre zurück und man wird sich einerseits bewusst darüber, wie alt man ist. Dass man eigentlich den Großteil seines Lebens unter Garantie schon gelebt hat und wie ist das eigentlich, wenn das Buch nun erscheint. Jetzt kann man sich zum Sterben niederlege­n, also irgendwie war es das jetzt, ein sehr ambivalent­es Gefühl, muss ich schon sagen“, erzählt der begeistert­e Oldtimersa­mmler, der auch ab und zu an den Ruhestand denkt. „Auf der einen Seite kokettiert man manchmal damit, es wirklich bleiben zu lassen, auf der anderen Seite kann man sich es eh nicht vorstel- len.“Wobei, langweilig würde ihm sicher nicht werden – Motorradfa­hren als Zeitvertre­ib Nummer eins. „Das würde ich auch noch tun, wenn man mich drauf heben muss, weil ich das Bein nicht über den Sattel bringe“, grinst er.

Bereuen tut er übrigens nichts, wobei eine Anekdote gibt es, wo man meinen könnte, der Böck hat’s verbockt. Es liegt einige Jahre zurück, er war da im Waldviertl­er Hoftheater enga- giert und es kam die Anfrage einer amerikanis­chen Produktion, die einen Film plante, der im Zweiten Weltkrieg spielen sollte, Probeaufna­hmen zu machen. Alles ganz geheim. Gesagt, getan – und den Amis gefiel es sehr, was sie da zu sehen bekamen. Blöd nur, dass beim Überspiele­n die Aufnahmen beschädigt wurden und man daher eine Kopie anforderte. Wieder blöd, dass es die nicht gab und dreifach blöd, dass justament nach einer durchzecht­en Nacht der Wunsch auf kam, Böck möge die Aufnahmen wiederhole­n. Seine Antwort: „Wirklich nicht! Wenn die zu deppert zum Überspiele­n sind, dann sollen sie es bleiben lassen. Wurscht, aufgelegt und das war es dann.“Erst einige Zeit später, die Auflösung um welchen Film es sich da gehandelt hat: Schindlers Liste (sieben Oscars).

„Es ging um diesen Lagerkomma­ndanten. Als ich diese Szene dann gesehen habe, wusste ich: Diese Szene habe ich gespielt, die habe ich aufgenomme­n. Da denkt man sich: Ja, Maria, okay, aber auch wurscht. Man weiß ja ohnehin nicht, ob es geklappt hätte, aber es war doch so, dass das Interesse so groß war, dass sie eine zweite Kopie angeforder­t haben. Aber was soll’s?“

Dafür brillierte Wolfgang Böck, das Original, seit 2004 (und mindestens noch bis 2021) als Intendant und Charakterk­opf der Schlossspi­ele Kobersdorf. Es heißt ja auch so schön, das letzte Hemd hat keine Taschen, was also bleibt vom Herrn Böck? „Dieses Buch (lacht). Schiller hat gesagt: Dem Mimen f licht die Nachwelt keine Kränze. Heute ist das ein bisschen anders. Die Filme, die man gemacht hat, würden bleiben. Die könnte man sich dann noch ansehen. Alles, was man auf der Bühne gemacht hat, fällt der Vergessenh­eit anheim.“

Buchtipp: „Habt’s mich gern“, 240 Seiten, Amalthea Verlag, 25 Euro.

 ??  ?? Im Café Hummel plauderte Wolfgang Böck (o.) über sein neues Buch und auch über den Trautmann – die Folge „Die Hanno Herz Story“(li.) läuft am 12. Oktober um 21:50 Uhr auf ORFIII
Im Café Hummel plauderte Wolfgang Böck (o.) über sein neues Buch und auch über den Trautmann – die Folge „Die Hanno Herz Story“(li.) läuft am 12. Oktober um 21:50 Uhr auf ORFIII
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