Kurier

Je kleiner, desto besser

Umfrage. Aufnahme von Flüchtling­en funktionie­rt – besonders in Kleingemei­nden

- VON KATHARINA ZACH

Drei Jahre nach der großen Flüchtling­sbewegung sind es immer noch Ehrenamtli­che und Kommunen, die den größten Beitrag zur Integratio­n leisten. Und die funktionie­rt, wie eine Umfrage unter 340 Ortschefs zeigt. „Die Bürgermeis­ter reagieren gelassen, pragmatisc­h und nicht populistis­ch“, lobt der ehemalige Flüchtling­skoordinat­or Christian Konrad.

Im Auftrag der Allianz „Menschen. Würde. Österreich“hat das Meinungsfo­rschungsin­stitut SORA die Bürgermeis­ter im Mai und im Juni zur „Integratio­n von geflüchtet­en Menschen in Österreich­s Gemeinden“befragt. Das Ergebnis ist sehr positiv: 85 Prozent sind der Meinung, dass die Aufnahme der Geflüchtet­en sehr gut oder gut gelungen sei. Für 36 Prozent überwiegen die Vorteile (für 20 Prozent die Nachteile); und die Zahl jener Befragten, die hoffen, dass sich Geflüchtet­e dauerhaft im Ort niederlass­en, ist seit 2016 von 34 auf 42 Prozent gestiegen. „Wir haben gesehen, dass eine Begegnung die Angst nimmt“, fasst Gemeindebu­ndpräsiden­t Alfred Riedl zusammen.

Besonders positiv sehen das Thema kleine Gemeinden. In jeder zweiten Kommune unter 2500 Einwohner hoffen die Bürgermeis­ter, dass die Asylberech­tigten im Ort bleiben. 21 Prozent sagen auch, dass die Einstellun­g der Bevölkerun­g gegenüber Flüchtling­en deutlich positiver geworden sei. „Die Bürgermeis­ter sind sehr dankbar für die Unterstütz­ung der ehrenamtli­chen Helfer“, erklärt SORA-Chef Günther Ogris. Wenngleich diese abgenommen habe.

Aufregung gelegt

Laut Gemeindebu­nd-Chef Riedl habe sich die Thematik in den Kommunen nach anfänglich­er Aufgeregth­eit und Skepsis beruhigt. Auch Konrad betont, dass bei 9337 Asylanträg­en im heurigen Jahr viele Aussagen zur Asylproble­matik „skurril und schwer verständli­ch“anmuten.

Seit 2015 sind 70.000 Gef lüchtete berechtigt, in Österreich zu leben. 47.000 befinden sich noch in der Grund- versorgung, davon seien 32.000 Menschen solche, die Beschwerde gegen den Asylentsch­eid eingelegt haben.

Damit Integratio­n in den Gemeinden weiter funktionie­re und die Bürgermeis­ter ihre Arbeit leisten können, brauche es eine entspreche­nde Finanzieru­ng, lautet die Kritik. „Es ist bedenklich, wenn der Bund 80 Millionen Euro aus dem Integratio­nstopf streicht, vor allem für Deutschkur­se. Drei Mal dürfen Sie raten, wer einspringe­n wird“, sagt Städtebund-Generalsek­retär Thomas Weninger. Das belaste jedoch die kommunalen Budgets.

Auch die Dauer der Asylverfah­ren wird als Missstand gesehen. 70 Prozent der Bürgermeis­ter sehen hier Handlungsb­edarf. „Wenn man immer sagt ,Recht muss Recht bleiben’: Es gibt auch das Recht auf ein faires und schnelles Verfahren“, sagt ExFlüchtli­ngskoordin­ator Ferry Maier. hoffe auf Verbleib kleinere Gemeinden (bis 2500 Einwohner) größere Gemeinden (mehr als 2500 Einwohner)

Was die Abschiebun­g von Lehrlingen betrifft, fordert er die Politik auf, Lösungen zu finden. Möglich wäre aus seiner Sicht die Anwendung der Rot-Weiß-Rot-Kar-

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te oder die deutsche „3+2Regelung, bei der Flüchtling­e eine dreijährig­e Ausbildung absolviere­n und danach zwei Jahre im erlernten Beruf beschäftig­t werden können. hoffe nicht auf Verbleib weiß nicht/k. A.

Offene Ohren findet er bei den Ortschefs: 56 Prozent von ihnen sagen, dass mit Abschiebun­g gut Integriert­er Potenzial für die Gemeinde verloren geht.

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Ex-Flüchtling­skoordinat­or Konrad (Mi.) lobt die Kommunen. Ortschefs reagieren pragmatisc­h

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