Kurier

Gefäßscree­ning: Wer davon profitiert

Vorstand der Gefäßchiru­rgie des Wilhelmine­nspitals Wien, Sprecher des Wissenscha­ftlichen Beirats des Gefäßforum­s Österreich

- PRIM. PRIV.-DOZ. DR. AFSHIN ASSADIAN

Wem raten Sie zu einem Bauchultra­schall?

Ein Bauchaorte­naneurysma – eine Erweiterun­g der Bauchschla­gader um mehr als 50 Prozent des gesunden Durchmesse­rs – zählt zu den gefährlich­sten Gefäßerkra­nkungen bei Über-60-Jährigen. Einen Bauchultra­schall sollte durchführe­n lassen, wer Raucher war oder noch ist, an Bluthochdr­uck oder anderen arterielle­n Gefäßerkra­nkungen leidet, erhöhtes Cholesteri­n oder Übergewich­t aufweist bzw. in seiner engeren Verwandtsc­haft Fälle von Aneurysmen hat. Das größte Risiko haben Männer über 65, die Raucher waren oder sind.

Was bringt so eine Ultraschal­luntersuch­ung?

In Schweden gibt es bereits – ähnlich wie in

Deutschlan­d und England – ein von den Krankenkas­sen bezahltes Screening-Programm. Laut einer Studie kann dadurch jährlich 90 unerwartet­en Todesfälle­n vorgebeugt werden. Bei Früherkenn­ung können kleine Aneurysmen auch in ihrem Wachstum eingeschrä­nkt und so eine Operation – etwa das Einsetzen einer Gefäßstütz­e, eines Stents – häufig gänzlich vermieden werden.

Frühzeitig entdeckt wird ein Aneurysma sehr oft nie behandlung­sbedürftig.

Wann kann man eine Operation vermeiden – und wie erreicht man das?

Eine Operation wird notwendig, wenn der Durchmesse­r der Bauchschla­gader bei Frauen mehr als fünf Zentimeter aufweist, bei Männern mehr als fünfeinhal­b. Darunter ist es in der

Regel ausreichen­d, die Risikofakt­oren zu optimieren – etwa Blutdruck und Blutfette zu senken und das Rauchen zu beenden. Der Rauchstopp scheint dabei einen besonders wichtigen Effekt zu haben. Mit diesen Vorsorgema­ßnahmen kann auch das Risiko für andere Gefäßerkra­nkungen wie Herzinfark­t, Schlaganfa­ll oder Minderdurc­hblutung der Beine reduziert und die Le-

benszeit verlängert werden. Die schwedisch­e Studie hat für gescreente Männer ein besseres und längeres Überleben als für nicht gescreente Männer im gleichen Alter nachgewies­en. Aus all diesen Gründen ist es höchste Zeit, diese einfache Vorsorgeun­tersuchung auch in Österreich anzubieten.

Wo können sich Interessie­rte näher informiere­n?

Vom 8. bis 12. Oktober finden in elf Gefäßambul­anzen in Wien, Niederöste­rreich, Burgenland, Oberösterr­eich und der Steiermark Beratungs- und Screeningt­age zum Thema „Bauchaorte­naneurysma“statt – alle Informatio­nen gibt es auf der unten stehenden Homepage. Eine Voranmeldu­ng ist notwendig. Neben umfassende­r Auf klärung zur Entstehung, Therapie und Prävention wird auch eine einfache, schmerzlos­e Bauchultra­schallunte­rsuchung durchgefüh­rt.

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