Die fünf grünen Zweckfreunde
Interner Wettkampf. Neben Ellensohn, Hebein und Kraus rittern zwei Außenseiter um die Spitzenkandidatur
Drei bekannte Gesichter, zwei Außenseiter: Bei dieser Startaufstellung für die Spitzenwahl der Wiener Grünen ist es geblieben. Neben Klubchef David Ellensohn, Sozialsprecherin Birgit Hebein und Wirtschaftssprecher Peter Kraus wollen auch der Meidlinger Bezirksrat Benjamin Kaan und die KinderPsychiaterin Marihan AbenspergTraun die Grünen in die nächste Wien-Wahl ( regulär 2020, Anm.) führen.
Bei ihrer offiziellen Präsentation am Mittwoch gaben sich die Kontrahenten betont kollegial, der Eindruck von Grabenkämpfen sollte vermieden werden: „Wir kandidieren miteinander, nicht gegeneinander“, sagte etwa Ellensohn. Doch der Ton könnte schon bald rauer werden: Ab nächster Woche messen sich die Kandidaten bei Hearings – und haben dabei Gelegenheit, ihr Profil zu schärfen.
Der Gewinner beerbt spätestens Mitte 2019 Maria Vassilakou. Die Vizebürgermeisterin will sich bekanntlich bis dann aus der Kommunalpolitik zurückgezogen haben. Die erste Hürde auf dem Weg ins Rathaus haben ihre potenziellen Nachfolger nun genommen. Bis Dienstagabend mussten sie mindestens 100 Unterstützungserklärungen nachweisen (Ellensohn, der mehr als zwei Funktionsperioden im Amt ist, sogar 200, Anm.) – wobei 50 von Parteimitgliedern stammen mussten. Vier Bewerber haben dieses Ziel verfehlt.
Newcomer
Die größten Chancen auf den Sieg haben nach wie vor Ellensohn, Hebein und Kraus – sie sind in der Partei fest verwurzelt. Außenseiter Kaan sieht fehlende Seilschaften aber nicht als Nachteil. Wichtig sei, auch außerhalb der grünen Netzwerke Entscheidungen zu treffen, erklärt er – offenbar auf Unterstützung von vielen Nicht-Mitgliedern (siehe Kasten) hoffend. Der 32-Jährige sitzt seit 2015 im Meidlinger Bezirksparlament. Zuvor war er Mitarbeiter der damaligen EU-Abgeordneten Ulrike Lunacek. Sein Geld verdient er in der Bio-Lebensmittelbranche. „Gestalten ist wichtiger als Oppositionsarbeit“, sagt er. Quereinsteigerin AbenspergTraun verbucht lediglich „treues Wählen“als „bisherige Tätigkeit“für die Grünen. Sie will Begrünungsmaßnahmen, den Öffi-Ausbau und niederschwellige medizinische Anlaufstellen forcieren.
Zeit, Anhänger zu gewinnen, haben die fünf Zweckfreunde noch bis November, wenn die Briefwahl stattfindet.