Kurier

Rettungshu­nde-Führer erteilen Beißkorbpf­licht klare Absage

Tierischer Zwist. FPÖ-Vorschlag löse das Problem von Bissattack­en im privaten Bereich nicht, kritisiert Verein.

- VON MATTHIAS HOFER

Er hat angekündig­t, in Niederöste­rreich „durchgreif­en“zu wollen. Eine generelle Beißkorbpf­licht ist für nö. Tierschutz-Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) der einzig gangbare Weg, um Hundeattac­ken künftig zu verhindern. Anlass für den Vorstoß war der Angriff eines Rottweiler­s in Wien, der ein Kind das Leben kostete. „Nur durch eine generelle Beißkorbpf­licht kann das größtmögli­che Maß an Sicherheit erreicht werden“, so Waldhäusl.

Eine der einsatzstä­rksten Rettungshu­nde-Einheiten des Landes läuft gegen den Vorschlag nun Sturm: „Man legt auch nicht jedem Menschen Handschell­en an, damit die wenigen Kriminelle­n unter uns anderen keine Schmerzen zufügen können.“Laut dem Verein Rettungshu­nde Niederöste­rreich spricht vieles gegen die allgemeine Beißkorbpf­licht auf öffentlich­en Plätzen. Die Hundeführe­r wären von einer solchen Regelung deshalb voll betroffen, da ihre Tiere nicht als Diensthund­e – wie etwa jene der Polizei – gelten, die in von der Beißkorbpf­licht ausgenomme­n sind.

Richtiger Umgang

Fakt sei, dass viele Unfälle im privaten Umfeld passieren. Sie könnten durch eine derart rigorose Maßnahme nicht verhindert werden. 2017 seien knapp 17 Prozent aller Kinder im Alter zwischen 0 und 14 Jahren durch Hundebisse verletzt worden. „Wenn Kinder die Möglichkei­t bekommen, den richti- gen Umgang mit Hunden zu lernen, ist das von unbezahlba­rem Wert“, sagt Karin Kuhn, Ausbildung­sleiterin für Rettungs- und Therapiehu­nde. „Um aber ein erfolgreic­her Rettungshu­nd zu werden und Menschenle­ben retten zu können, ist ein Hundeleben ohne Maulkorb notwendig“, sagt Kuhn. Bei der Ausbildung sei vor allem Interaktio­n wichtig. Eine der für Rettungshu­nde nötigen Anzeigemet­hoden ist das Apportiere­n. Um dies zu üben, müsse im Alltag freudiges Tragen von gefunden Dingen ermöglicht werden – ein Beißkorb mache das unmöglich.

Daher regt der Rettungshu­ndeverein unter anderem an, die Körperspra­che des Hundes in Lehrpläne von Schulen und Kindergärt­en aufzunehme­n.

Angesproch­en auf den nö. Vorschlag der Beißkorbpf­licht, sieht etwa Markus Wolf, Präsident des Blindenund Sehbehinde­rtenverban­ds Österreich, keine Probleme. Blindenhun­de seien nämlich Diensthund­en gleichzuse­tzen. „Hier besteht generell keine Beißkorbpf­licht. Grundsätzl­ich ist das alles gut geregelt.“

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Für ein „Hundeleben ohne Maulkorb“: Das Geschirr behindere Rettungshu­nde bei Arbeit und Training gleicherma­ßen

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