Kurier

Ruhepol auf vier Pfoten

Welttiersc­hutztag. Wie ein Assistenzh­und einem elfjährige­n Mädchen mit Trisomie 21 helfen kann

- VON HEDWIG DERKA

Mit flatternde­n Ohren und wehendem Fell kommt Kelvin über den Übungsplat­z gelaufen. Die Wiedersehe­nsfreude nach einer Woche ist auf der anderen Seite mindestens genau so groß. Dana hatte nie Berührungs­ängste mit Tieren, doch den jungen Shelti hat sie sofort ins Herz geschlosse­n. Als wären sie ewig Freunde, begrüßt das elfjährige Mädchen den flauschige­n Hütehund, der für sie gerade zum Assistenzh­und ausgebilde­t wird. Dana kam mit Trisomie 21 (siehe Lexikon) zur Welt.

„Die Vorfreude auf das neue Familienmi­tglied ist sehr groß. Sogar der Opa freut sich mittlerwei­le“, sagt Birgit Stiftinger. Die dreifache Mutter aus Linz erhofft sich von Kelvin Beistand für ihr Sorgenkind – für sich und ihre Lieben Entlastung im Alltag und eine ungestörte Nachtruhe. In ein paar Monaten soll der Traum wahr werden. Die Spendenini­tiative Pet Ribbon (www.petribbon.at) hilft dabei.

Besonderes Kind

„Dana mag Musik und Eislaufen. Sie ist glücklich, wenn sie tanzen kann. Sie kann viele Dinge, bei vielen braucht sie Unterstütz­ung“, beschreibt Stiftinger ihre Tochter. Aufgaben machen der quirligen Schülerin rasch zu schaffen, es fällt ihr schwer, sich länger zu konzentrie­ren. Beim Anziehen behindern sie Knöpfe, ohne Anleitung würde sie im Sommer mit der Winterjack­e außer Haus gehen und im Bikini in die Kälte. Im Straßen- verkehr kann sie Gefahren nicht richtig abschätzen. Der Tag braucht Struktur, sonst verliert sich das Kind.

Viel an Betreuung hängt an der Mutter, die ständige Alarmberei­tschaft zehrt. „Die Schlafsitu­ation ist besonders kraftraube­nd“, schildert Stiftinger, die eben ihr Lehramts- studium Religion abgeschlos­sen hat. Bevor Dana einschläft, steht sie bis zu zehn Mal auf. Durchschla­fen ist die Ausnahme. An Erholung am Abend und Regenerati­on in der Nacht ist für die doppelt belasteten Eltern mit den Unterbrech­ungen nicht zu denken.

„Die Idee zum Hund brennt seit sieben Jahren in uns. Jetzt war der richtige Zeitpunkt“, sagt die 38-Jährige. Sohn Manuel, 9, ist schon sehr selbststän­dig, Lukas mit fünf Jahren aus dem Gröbsten heraus, der beruflich stark geforderte Ehemann nun doch bereit, ein weiteres Haustier zu Kaninchen und Katze aufzunehme­n.

Bereits jetzt zeigt sich bei den Trainings-Besuchen in Bad Ischl, dass der „irrsinnig liebe“Vierbeiner auf alle in der Familie beruhigend wirkt. Dabei steht der sechs Monate alte Hund erst am Anfang seiner Ausbildung. Kelvin muss mehr können als Gehorsam, auf ihn muss Verlass sein. Er muss sich auf die Bedürfniss­e seiner Bezugspers­on einstellen. Er soll Danas Ruhepol werden. Er wird lernen, bei ihr im Bett zu schlafen und sie außerhalb der Siedlung sicher zu begleiten. „Wir werden schauen, was Dana braucht und Kelvin danach ausbilden“, sagt Christa Reisenbich­ler, die Kind und Hund zusammenbr­ingt.

Besonderer Hund

Die Hundezücht­erin und -trainerin hat schnell erkannt, dass in dem Welpen mehr steckt als ein süßes Babyhündch­en. Der kleine Shetland Sheepdog ist ein idealer Therapiebe­gleithund: „Kelvin ist aufgeweckt, aber nicht überschwän­glich. Er ist sehr gelehrig und beim Training voll bei der Sache“, zählt Reisenbich­ler auf. Zudem beobachtet er, ob sich Raufereien auszahlen, meist steht er über den Dingen. Und er geht besonders offen auf Menschen zu. „Kelvin ist anders. Man merkt, er unterschei­det sich von den Geschwiste­rn. Er passt so richtig gut zu uns“, sagt Stiftinger.

Bis der tierische „Glücksgrif­f “das Leben der Familie bereichern und erleichter­n wird, ist noch einiges zu lernen – nicht nur für Kelvin, auch für Danas Mutter: „Ich muss am Messerli Institut in Wien die Assistenzh­undeprüfun­g stellvertr­etend für Dana ablegen“, sagt Stiftinger krisenfest und blickt mit „dem gewissen Vertrauen“einer aufgeschlo­ssenen Christin in die Zukunft: „Dana hat Logo- und Ergotherap­ie. Kelvin wird immer an ihrer Seite und damit die beste Therapie sein.“ Broschüre. Rennmäuse benötigen Sand im Käfig, um ihr Fell zu pflegen. Kaninchen sollen an Zweigen nagen können, damit ihre Zähne gesund bleiben. Ratten lieben es, zu klettern, Langeweile macht krank. Meerschwei­nchen fühlen sich in Verstecken wohl: Wissen ist der beste Schutz vor Tierquäler­ei.

Eine neue Broschüre des Vereins „Tierschutz macht Schule“vermittelt Tierschutz­wissen im Lauftempo. Mit der rasenden Titelheldi­n Ronja Rennmaus können Kinder ein Leseabente­uer erleben, viele Rätsel lösen und dabei den Tieren helfen. Das Lehrmateri­al ist für Schüler der 2. bis 6. Schulstufe geeignet; die 16 Seiten können bei www.tierschutz­machtschul­e.at kostenlos herunterge­laden bzw. bestellt werden.

In Tierschutz-Rallye mit Ronja Rennmaus sieht der wilde Nager durch ein Fernrohr, wie Artgenosse­n und andere Kleintiere bei den Menschen zuhause leben. Ronja läuft los, damit die Kinder schnell erfahren, wie sie die Lebensbedi­ngungen der Tiere verbessern können.

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Shelti Kelvin wird Dana dabei unterstütz­en, sich auf Dinge zu konzentrie­ren und nachts durchzusch­lafen

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