CSU-Entgleisungen „sind unappetitlich, unanständig“
Münchner gegen Rechtsruck. Die bayerische Hauptstadt bietet im Oktober meist erwartbare Bilder: Touristen in Tracht. Nicht so am Mittwoch: Familien, Rollstuhlfahrer, Studenten, Pensionisten und einige Menschen in Dirndl und Lederhose zogen Seite an Seite durch die Stadt. Laut Polizei waren es 21.000 Menschen, die Veranstalter berichten von 40.000.
Dass sie sich in dieser Zahl in München formieren, war nicht immer so. Genau zwei Demonstrationen zählte die Polizei 2017, heuer bereits sieben. Da waren etwa die Proteste gegen das Polizeiaufgabengesetz im Mai, der Anti-Rechtsruck-Demo „Ausgehetzt“im Juli sowie der Mieterprotest „Ausspekuliert“. Und am Mittwoch hieß es: „Jetzt gilt‘s“. Organisiert wurde die Kundgebung unter anderem von Thomas Lechner. Stunden bevor der Odeonsplatz voll ist, liest der Mann im bunten Pulli und mit einer Tasche mit dem Aufdruck „Ausg’södert“, noch seinen Text durch. „Nationa- lismus, Fremdenfeindlichkeit sind auf dem Vormarsch. Das müssen wir verhindern“, wird er später sagen.
So sieht es auch Otto, 62 Jahre, aus München. Der Mann im Trachtenjanker mit EU-Button findet die verbalen Entgleisungen der CSU „unappetitlich und unanständig“. Denn: „Ma darf net vergessen, das sind in erster Linie Menschen, die zu uns kommen.“Hinter all dem Hass und der Hetze stecke oft Angst – „Das Fremde kennt ma net, lässt sich net drauf ein“, stellt er im breiten Dialekt fest. Um das zu ändern, fordert er auf seinem Plakat: „Die Welt ist bunt – freie Interrailtickets für Schulabgänger“, steht drauf. Die Möglichkeit zu reisen habe ihn bereichert, als er 1972 per Interrail durch Europa fuhr. „Ich hab nie Krieg erlebt, bin net verfolgt worden. Das ist nicht zufällig passiert, sondern weil wir eine Völkergemeinschaft haben, dafür gilt es einzustehen.“Lesen Sie mehr auf kurier.at