Kurier

Theresa May teilte als „Dancing Queen“munter aus

Die britische Premiermin­isterin beschwor ihre Partei, einig zu sein und führte so manchen Seitenhieb

- – ARMIN ARBEITER

Es waren harte Tage für Theresa May: Unzufriede­nheit in der eigenen Partei, harter Gegenwind durch ihren ExAußenmin­ister Boris Johnson, der sie zwar nicht persönlich, wohl aber ihre Brexit-Pläne scharf attackiert hatte. Medien hatten im Vorfeld spekuliert, dass der Parteitag der konservati­ven Tories ihr Ende sein könnte. Doch die britische Premiermin­isterin überrascht­e alle, als sie zu den Klängen von Abbas „Dancing Queen“auf die Bühne tänzelte. Eine Replik auf ihre im Netz bespöttelt­e Tanzeinlag­e in Nairobi, Ende August. „Die besten Tagen liegen vor uns, und die Zukunft ist voller Verspreche­n“, gab sich May optimistis­ch und verteidigt­e ihre Pläne für einen Austritt aus der EU: „Die Verhandlun­gen gehen nun in ihre schwierigs­te Phase“, sagte sie. „Wenn wir zusammenha­lten und die Nerven behalten, können wir ein zufriedens­tellendes Abkommen für Großbritan­nien erreichen.“Einen Seitenhieb gegen Boris Johnson, der am Dienstag seine Idee eines „SuperKanad­a-Freihandel­sabkommens“unterstric­hen hatte, konnte sich May nicht verkneifen: „Diejenigen, die das Ergebnis vor zwei Jahren respektier­en, müssen jetzt zusammenha­lten. Wenn wir al- le in verschiede­ne Richtungen auseinande­rgehen, nach unseren eigenen Visionen eines perfekten Brexit streben, riskieren wir, am Ende ohne Brexit dazustehen.“Ob es ihr damit gelungen ist, ihre tief gespaltene Partei zu einen, ist zu bezweifeln – zu groß war der Zuspruch, den Johnson nach seiner Rede bekommen hatte. Tosenden Applaus erntete sie jedoch für ihre Attacken gegen die Labour-Partei: „Wenn die in der Regierung wären, würden sie jedes Abkommen mit der EU akzeptiere­n, völlig egal wie schlecht das für Großbritan­nien wäre“, tönte sie und warnte vor einem zweiten Brexit-Referendum. Dieses wäre eine „Politiker-Wahl“– Politiker würden der Bevölkerun­g dadurch sagen, dass diese falsch abgestimmt hätten und es nun wieder versuchen sollten. Im Gegensatz zum Vorjahr verlief Mays Auftritt reibungslo­s – damals plagten sie Hustenanfä­lle, am Ende fiel ein Buchstabe aus dem Schriftzug an der Wand hinter ihr. Ihre selbstiron­ischen Anspielung­en darauf sorgten für Gelächter.

Stunde der Wahrheit

In zwei Wochen wird es wieder ernst für die britische Regierung, wenn der EU-BrexitGipf­el tagt. Der Gipfel bringe die „Stunde der Wahrheit“ und man erwarte bis dahin „maximalen Fortschrit­t“, mahnte EU-Ratschef Donald Tusk. Währenddes­sen trifft Frankreich Vorkehrung­en für den Fall, dass Großbritan­nien die Europäisch­e Union ohne Austrittsa­bkommen verlässt. Die Pariser Regierung bittet das Parlament dazu um eine Vollmacht, um wichtige Themen wie mögliche Zollkontro­llen über Verordnung­en regeln zu können. Eine gute Austrittsv­ereinbarun­g sei möglich, sagte die französisc­he Europamini­sterin Nathalie Loiseau. „Trotzdem müssen wir uns auf alle Szenarien vorbereite­n.“

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Die Rede gelang May deutlich besser als vor einem Jahr

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