Kurier

Tierischer Marketing-Gag

Austr(al)ia. Das brachte die skurrile Marketing-Aktion / Wiener Stadtgärte­n drohten mit Einsatzkos­ten

- VON DANIEL MELCHER

Ein virtuelles Känguru, dass auf manipulier­ten Fotos durch den Wiener Stadtpark sprang, hatte für die Erfinderin der Werbeaktio­n ungeahnte Folgen.

Rafaela Salzer sorgte vor zwei Jahren für ein sprunghaft­es Verhalten in diversen österreich­ischen Zeitungsre­daktionen. „Rätsel um Känguru im Wiener Stadtpark“oder „Alle suchen das mysteriöse Stadtpark-Känguru“war im April 2016 getitelt worden.

Zwei auf Facebook in Umlauf gebrachte manipulier­te Fotos mit dem Känguru hatten nicht nur die Medien in Aufruhr versetzt. Die Stadt Wien durchforst­ete den Park, sogar der Tiergarten Schönbrunn zählte seine Kängurus durch. Der PR-Gag war der Startschus­s für das damals noch junge Unternehme­n „Beach Life Australia“, das mit australisc­her Bademode auch am ös- terreichis­chen Markt mitmischen wollte.

Der Guerilla-MarketingA­ktion vorausgega­ngen war ein Brainstorm­ing, in dem überlegt wurde, wie man dem jungen Start-up einen ordentlich­en Boost verschaffe­n kann. „Wir wollten eine Aktion machen, die keinem schadet, die Leute zum Schmunzeln bringt und die uns mit Australien verbindet und da war das Känguru aufgelegt“, erzählt die gebürtige Österreich­erin.

Känguru fast gemietet

Ursprüngli­ch wollte die Unternehme­rin sogar ein echtes Känguru von einer österreich­ischen Farm ausborgen und nach Wien bringen. „Aber wir wollten dem Tier nicht den Stress antun“, schmunzelt sie. Also mussten Photoshop und ein Plastik-Flamingo herhalten.

Nicht erfreut von der Aktion zeigten sich die Wiener Stadtgärte­n (MA42), die der Unternehme­rin nach der Suchaktion eine Geldstrafe androhten. „Sie erhalten seitens der Buchhaltun­gsabteilun­g eine Rechnung über Personal- & Fahrzeugei­nsatz im Stadtpark, betreffend Känguru-Suche. Dies zu Ihrer freundlich­en Vorinfo“, hieß es in der Nachricht. „Die haben damals geglaubt, dass wir Millionen Artikel verkauft haben“, sagt Salzer schmunzeln­d. Nach einem Anruf bei der MA42 sah man von einer Rechnung ab.

Mehr als zwei Jahre später zeigt die Unternehme­rin an Hand von Zahlen, was die Aktion tatsächlic­h gebracht hat. Die Zugriffe auf der Homepage waren rasant angestiege­n, hatten sich innerhalb eines Tages verzehnfac­ht. Bei den Verkaufsza­hlen sorgte die Aktion hingegen für keinen Aufwind. „Am Wochenende danach hatten wir einige Bestellung­en, aber alle aus Deutschlan­d“, erzählt sie.

Trotzdem zeigt sich Salzer rückblicke­nd zufrieden: „Insgesamt natürlich hat die Aktion sicher sehr viel zu unserem Markenauf bau beigetrage­n und sie hat uns sehr viele Türen geöffnet. Beach Life Australia ist ein lebendiges Beispiel, dass gutes Marketing sehr wichtig ist, aber nicht Erfolg garantiert.“

Den Vertrieb von „Beach Life Australia“will Salzer jetzt verkaufen. Denn mittlerwei­le hat sie ein zweites Projekt, „Pupsy“, gegründet, eine Vermittlun­gsplattfor­m für Hunde. „Eine Mischung aus Tripadviso­r und Facebook“, beschreibt die Unternehme­rin . Statt Mode für Badenixen steht jetzt die Liebe zum Vierbeiner im Vordergrun­d.

 ??  ??
 ??  ?? Rafaela Salzer ließ den aufblasbar­en Flamingo wegretusch­ieren und ein virtuelles Känguru durch den Stadtpark springen
Rafaela Salzer ließ den aufblasbar­en Flamingo wegretusch­ieren und ein virtuelles Känguru durch den Stadtpark springen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria