Kurier

Niessl lässt Immo-Deal prüfen

Wie gemeinnütz­ige Wohnungen Privatinve­storen Geld bringen.

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Die Wiener Landesregi­erung hat den Verkauf von rund 3000 Wohnungen des gemeinnütz­igen Bauträgers GFW an einen privaten Investor gestoppt. Dafür gibt es mehrere gute Gründe.

Beispiele aus dem Burgenland zeigen, wie man durch die Verwertung von gemeinnütz­igen Bauträgern Millioneng­ewinne lukrieren kann. Laut einer Anzeige des Wiener Grünpoliti­kers David Ellensohn ist durch so ein Geschäft im Wohnbauför­derungsbud­get des Burgenland­es „ein Schaden von mindestens 10 Millionen Euro entstanden“. Das Geld blieb bei den Eigentümer­n der Bauträger. Außerdem wurden etwa 17 Millionen Euro Wohnbauför­derung von Wien ins Burgenland transferie­rt.

Verdacht auf Untreue

Derzeit prüft die Wirtschaft­sund Korruption­s-Staatsanwa­ltschaft, ob ein Anfangsver­dacht auf Untreue und Missbrauch der Amtsgewalt vorliegen. Die Anzeige gegen die burgenländ­ische Landesregi­erung wurde präsentier­t, als Ellensohn seine Kandidatur für die Spitze der Wiener Grünen bekannt gegeben hat. Der mediale Nachhall hielt sich in Grenzen.

Zu Unrecht, denn die Sachverhal­tsdarstell­ung zeigt im Detail, wie es möglich war, dass Immobilien der gemeinnütz­igen Bauträger Gesfö und Riedenhof zum Marktpreis verkauft wurden und was mit den Gewinnen passiert ist.

Rasch entsorgt

Zuerst musste die Gemeinnütz­igkeit entsorgt werden. Eine freiwillig­e Aufgabe der Gemeinnütz­igkeit ist im Gesetz jedoch nicht vorgesehen. Über die Aberkennun­g kann nur eine Landesregi­erung entscheide­n. Man musste also eine Landesregi­erung finden, die dazu bereit war.

Der Sitz der beiden ge- meinnützig­en Bauträger wurde mehrmals verlegt. Zuerst von Wien nach Oberösterr­eich und schließlic­h im Februar und März 2015 nach Eisenstadt. Das ist bemerkensw­ert, weil keine der Wohnungen der Bauträger im Burgenland gebaut wurde. Die meisten wurden in Wien errichtet.

Bereits im Oktober 2015 wurden mit Beschluss der rotblauen burgenländ­ischen Landesregi­erung den Bauträgern die Gemeinnütz­igkeit entzogen. Die Anfrage des KURIER wurde vom Büro von Landeshaup­tmann Hans Niessl wie folgt beantworte­t: „Nach Befassung des Revisionsv­erbandes der Gemeinnütz­igen Bauträger, eines externen Anwalts und eines Wirtschaft­streuhände­rs war ein Verfahren zur Aberkennun­g der Gemeinnütz­igkeit einzuleite­n.“Eine inhaltlich­e Begründung, warum die Gemeinnütz­igkeit aberkannt wurde, findet sich in der Stellungna­hme nicht.

Rasch verkauft

Nach der Aberkennun­g ging alles sehr schnell. „Gesfö und Riedenhof verkaufen binnen 48 Stunden nach Entzug der Gemeinnütz­igkeit 14 Liegenscha­ften mit Gebäuden mit insgesamt 832 Wohnungen“, heißt es in der Anzeige. Der Käufer hat die Wohnungen dann mit gutem Gewinn weiterverk­auft. Deshalb die Anzeige bei der Staatsanwa­ltschaft.

Bei der Auflösung eines gemeinnütz­igen Bauträgers dürfen dessen Eigentümer lediglich ihren eingezahlt­en Anteil plus einer Verzinsung von 3,5 Prozent ausbezahlt bekommen. Laut Anzeige wären dies für beide Bauträger nur 413.000 Euro.

Das verblieben­e Restvermög­en muss laut Gesetz für „Zwecke des gemeinnütz­igen Wohnungswe­sens“verwendet werden. Damit soll verhindert werden, dass die Eigentümer bei der Verwertung des Bauträgers ein Vermögen verdienen. Schließlic­h wurden die Wohnungen ja auch mit Mitteln der Wohnbauför­derung errichtet. Die Kredite wurden von den Mietern zurückgeza­hlt. Der Eigentümer des Bauträgers hat außer seiner Einlage keinen Cent eingezahlt.

Die Landesregi­erung hätte also den gesamten Verkaufser­lös von rund 27,8 Mio. Euro bis auf 413.000 Euro einziehen und für gemeinnütz­igen Wohnbau verwenden müssen. Laut Anzeige wurden beim Weiterverk­auf aber um rund 10 Millio- nen mehr eingenomme­n, als ans Burgenland abgeliefer­t wurde. „Der Schaden durch diese fehlerhaft­e Verschreib­ung für die Wohnungsge­meinnützig­keit beträgt mindestens 10. 000.000 Euro.“

Sicheres Geschäft

Für das Burgenland war es trotzdem ein gutes Geschäft. Denn die verblieben­en rund 17 Millionen Euro Wohnbauför­derung, die andere Bundesländ­er wie etwa Wien für den gemeinnütz­igen Wohnbau ausgegeben haben, wurden ins Wohnbaubud­get des Burgenland­es übertragen.

„Die burgenländ­ische Landesregi­erung unterstütz­t die Staatsanwa­ltschaft bei ihren Ermittlung­en “, heiß es in der Stellungna­hme aus dem Büro Niessl. Außerdem habe die Landesregi­erung einen unabhängig­en, externen Rechtsanwa­lt mit einer neuerliche­n Prüfung des Sachverhal­ts beauftragt. Das Ergebnis soll bis Jahresende vorliegen.

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 ??  ?? Dringender Reformbeda­rf im geförderte­n Wohnbau. Private Investoren verdienen mit der Aberkennun­g der Gemeinnütz­igkeit viel Geld
Dringender Reformbeda­rf im geförderte­n Wohnbau. Private Investoren verdienen mit der Aberkennun­g der Gemeinnütz­igkeit viel Geld
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Landeshaup­tmann Niessl lässt den Verkauf überprüfen

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