Kurier

Wie Tempo 100 wirkt: Weniger Feinstaub und Kosten für Sprit

Limit. Langsam Fahren auf der Autobahn schont die Umwelt, die Unfälle werden aber nicht weniger.

- VON E. HOLZER, T. MARTINZ UND M. NAGL

130 km/h? 140? Oder nur 100? Die Debatte um Tempolimit­s auf Autobahnen wurde durch Experten des Verkehrsmi­nisteriums erneut angefacht, die Tempo 100 empfehlen − und zwar durchgängi­g.

Derzeit gleicht Österreich diesbezügl­ich einem Fleckerlte­ppich. In der Steiermark etwa gibt es den „Luft-Hunderter“seit zehn Jahren, und zwar auf 92 Kilometer Autobahn, vor allem rund um Graz und weit nach Süden bis Leibnitz. Er gilt, wenn sich die Luftgüte drastisch verschlech­tert.

Maßnahme greift

So ungeliebt die Maßnahme bei KfzLenkern auch ist, sie greift. Darauf lässt sich aus Daten des Verkehrsla­ndesrats Anton Lang (SPÖ) schließen. In den drei Korridoren, Ost, Süd und West, wurden 2016 zwischen 40 und 185 Kilogramm Feinstaub eingespart sowie 623 bis 2815 Tonnen Kohlendiox­id. Auch die Treibstoff kosten sinken durch langsamere­s Fahren, nämlich zwischen 299.000 und 1,3 Millionen Euro.

Auch für Kärnten gibt es solche Berechnung­en. Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) hat kürzlich der Kärntner Umweltland­esrätin Sara Schaar (SPÖ) empfohlen, sie möge den „Luft-Hunderter“auf der drei Kilometer langen Klagenfurt­er Nordumfahr­ung zwischen Klagenfurt Ost und Flughafen überdenken. Schaar winkt nun ab und verweist auf Erkenntnis­se der Fachabteil­ung. „Fakt ist, dass auf der Nordumfahr­ung ein Pkw bei Tempo 100 im Schnitt um 25 Prozent weniger Stickoxide und um 20 Prozent weniger Feinstaub als bei Tempo 130 emittiert – das wurde mir bestätigt“, erklärt Schaar. Aktuelle Messungen würden auch zeigen, dass nur mit Tempo 100 in diesem Bereich die EUGrenzwer­te insbesonde­re im Bereich der Stickoxide nicht überschrit­ten würden.

In Salzburg gibt es seit dreieinhal­b Jahren ein flexibles Tempo-80Limit. Das Ziel bei der Einführung, die Belastung durch Stickstoff­dioxid zu verringern, wurde erreicht. Laut Luftgütebe­richt nahm die Belastung um fünf bis sechs Prozent ab.

Höheres Unfallrisi­ko

Allerdings ist bei Tempo 80 laut Landesstat­istik das Unfallrisi­ko höher. Seit Einführung des Limits gab es bis Ende des Vorjahrs 113 Unfälle auf der tempoflexi­blen Strecke, davon 70 Kollisione­n bei Tempo 80 und 43 bei Tempo 100. Dabei ist Tempo 80 weniger häufig eingeschal­tet, oft aber zu Stoßzeiten. Die Unfälle würden sich zudem auf drei Hotspots konzentrie­ren.

„Dort, wo keine Knoten sind oder Fahrstreif­en hinzukomme­n, haben wir bei Tempo 80 sogar geringere Unfallzahl­en“, betont allerdings Gernot Filipp, Leiter der Salzburger Landesstat­istik. Außerdem sei davon auszugehen, dass das Un- fallrisiko mit steigendem Verkehrsau­fkommen nicht linear, sondern überpropor­tional ansteige. Zumindest ein Teil des erhöhten Wertes bei reduzierte­m Tempo könnte dadurch erklärt werden, vermutet Filipp.

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Das Tempolimit kann aus Umweltschu­tzgründen vielerorts verordnet werden

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