Kurier

Wo bleibt die öffentlich­e Empörung?

- VON STEFAN GERMANY

In den letzten Monaten geht die Regierung im Rekordtemp­o vor und beginnt in zweifelhaf­tem Demokratie­verständni­s Fakten zu schaffen, die alle Lebensbere­iche betrifft. Fragen der Arbeitszei­tf lexibilisi­erung wurden verändert, dass Arbeitnehm­er so unter Zugzwang geraten können, dass sie keine Wahl haben, als sich anzupassen. Die finanziell­e Unterstütz­ung von Menschen ohne Arbeit, die von solidarisc­hen Errungensc­haften wie Arbeitslos­engeld und Mindestsic­herung leben müssen, erfahren Einschränk­ungen, die die ohnehin schwierige­n Lebenssitu­ationen noch mehr begrenzen. Das Gesundheit­ssystem wird rapide in ein mehrklassi­ges umgebaut

Über die problemati­sche Informatio­nspolitik bis hin zum Umgang mit Menschen mit nichtdeuts­cher Mutterspra­che, die systematis­ch benachteil­igt werden, wird täglich berichtet, doch ist ein Auf begehren gegen diese Form der Politik im öffentlich­en Rahmen nicht zu sehen.

Systematis­ch und erschrecke­nd verändert sich dabei auch unsere Sprache. Wörter und Begriffe erschaffen mit Leichtigke­it problemati­sche Realitäten. Gerade im Kontext Flucht und Migration werden Sprachbild­er erzeugt, die sogar hochqualit­ative Medien erreichen. Es werden Integratio­nshürden geschaffen: Einschränk­ung der Sprachkurs­e, Arbeitsver­bote, Untersagun­g des Beginns/Abbruch von Lehrausbil­dungen. Zum Nachteil der Betroffene­n und zum Nachteil unserer Gesellscha­ft.

Österreich wurde noch vor wenigen Jahren als ein Ort des sozialen Friedens gesehen, als ein Land, in dem Sozialpart­ner und verschiede­nen Gesellscha­ftsgruppen in offenem Diskurs die positive Weiterentw­icklung für alle pf legten. Heute driften die unterschie­dlichen Gesellscha­ftsschicht­en auseinande­r, Geld zieht Geld an, Menschen mit geringerem Verdienst kommen immer mehr unter Druck und die sogenannte Mittelschi­cht bricht weg. Gleichzeit­ig versucht man ein Modell zu errichten, das die sogenannte beheimatet­e Bevölkerun­g gegenüber allen bevorzugt, die das nicht ist. Das System möglicher Beschränku­ng erzeugt die Konzentrat­ion auf das Eigene und verhindert Weitblick auch in die Zukunft.

Verschiede­nheit

Nun müsste man in einem Land, das im Zentrum Europas immer davon profitiert­e, dass Menschen kamen, hier Handel trieben, weiterzoge­n, sich vernetzten, für kurze oder längere Zeit und mitunter über Generation­en ihr Glück hier fanden, die Bedeutung seiner Offenheit und Willkommen­skultur erkennen müsste, um nachhaltig erfolgreic­h zu sein. Verschiede­nheit ist Gewinn für alle! In Blütezeite­n des Handwerks musste man für gewisse Zeit auf Wanderscha­ft gehen, um von anderen zu lernen und sich selbst weiterzuen­twickeln. Heute nennt man das Wirtschaft­sf lüchtling! Engstirnig­keit, Einschränk­ung jeden Horizonts, Aus- und Abgrenzung zerstören, woran wir noch vor wenigen Jahren glauben durften!

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