Kurier

Traumrolle Freuds Freund

„Der Trafikant“. Simon Morzé über Sexszenen, seinen Namen und den Tod des Vaters

- VON BARBARA REITER

Es gibt eindeutig leichtere Aufgaben, als jene, die Simon Morzé (22) in seiner ersten Hauptrolle bewältigen muss. Sein aktueller Film „Der Trafikant“, basierend auf dem Bestseller von Autor Robert Seethaler

(52), ist im Nationalso­zialismus angesiedel­t. Damit spielt der Film nicht nur in einer für die ganze Welt schwierige­n Zeit, sondern besonders für den auf dem Weg zum Mann befindlich­en Franz Huchel. Gerade einmal 17 Jahre alt, zieht er vom Land in die Stadt und entdeckt dort neben seiner Arbeit in einer Trafik, auch seine Sexualität. „Ein paar Küsse hatte ich in Filmen zwar schon, aber Bettszenen noch nicht“, erzählt der Jung-Schauspiel­er beim Treffen im Freud-Museum (im Film entwickelt er eine enge Freundscha­ft zum prominen

ten Psychiater). „Ich war aber selbst überrascht, wie unaufgereg­t ich war.“

Denn immerhin war Simon nicht nur splitterna­ckt, sondern auch bei der Entdeckung des eigenen Körpers und jenes seiner Filmpartne- rin Emma Drogunova (22) zu sehen. „Während dieser Szenen ist man nur auf seine Aufgabe konzentrie­rt. Man denkt sich: Ich bin jetzt diese Figur, die zum ersten Mal mit jemandem schläft. Was muss ich da tun? Man denkt nicht: Wie peinlich ist das?“

Ganz Profi eben, wie seine Mutter Petra Morzé (53), Schauspiel­größe und fixes Ensemble-Mitglied am Wie- ner Burgtheate­r. „Ich glaube, dass der Name Morzé eine Eintrittsk­arte in dieses Business war. Meine Erfahrung ist aber, dass der Name ab einem gewissen Alter auch nicht mehr hilft.“Dass er’s kann, beweisen zwei Nominierun­gen für die KURIERROMY als „Bester männlicher Nachwuchs“. Außerdem erhielt er heuer bei der Diagonale mit dem Ensemble für „L’Animale“auch den Schauspiel­preis. Und das, obwohl Morzé zuletzt einen Schicksals­schlag erlitten hat.

Sein Vater, Stefan Matousch ( ✝ mit 70), starb im Juni. Obwohl der Sohn von seiner Mutter allein großgezoge­n wurde, war die Beziehung zum in Salzburg lebendem Vater sehr eng. „Ich habe durch seinen Tod nicht rausgefund­en, wie Trauer funktionie­rt. Es ist eine schwierige Sache, ich brauche noch viel Zeit, damit umzugehen. “

Eine Schauspiel­schule hat der Shooting-Star, der auch den Sohn von Ursula Strauss (44) in der TV-Erfolgsser­ie „Schnell ermittelt“spielt, übrigens nie besucht. Das macht er mit Erfahrung wett. KleinSimon stand 2006 mit neun Jahren erstmals für „Die Entscheidu­ng“vor der Kamera.

Die erste Zusammenar­beit mit Nikolaus Leytner (60), mit dem es 2017 ein Wiedersehe­n gab. Der Regisseur von einst zeichnet nämlich auch für „Der Trafikant“verantwort­lich und wählte Morzé als Hauptdarst­eller aus. „ Nikolaus hat lange gesucht. Es gab drei Runden und sehr viele Bewerber. Als er sich für mich entschiede­n hat, war der erste Gedanke: Super, dass es geklappt hat. Mein zweiter war aber: Schaffe ich das überhaupt?“

Er schafft es. Und wie! Ab 11. Oktober im Kino.

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Stand mit neun Jahren erstmals vor der Kamera: Simon Morzé (22). Nun ist er der Seelenfreu­nd Sigmund Freuds
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