Kurier

ÖVP-Länder „hoffen auf Umdenken“

Appell. Auch Schwarze fordern, Votum ernstzuneh­men; Koalition blockt ab

- – RAFFAELA LINDORFER

881.569 Österreich­er haben für das „Don’t smoke“-Volksbegeh­ren unterschri­eben. Wird man diese Stimmen ignorieren und am Rauchen in der Gastronomi­e festhalten? Wie es derzeit aussieht: ja. ÖVP-General Karl NEhammEr und FPÖ-Klubchef WaltEr RosEnkranz bekräftige­n am Montagaben­d am ORF- Runden Tisch, dass es über das Rauchverbo­t keine Volksabsti­mmung geben werde. Sie verwiesen auf das Regierungs­programm: Ein Automatism­us, mit dem ein Volksbegeh­ren ab 900.000 Unterschri­ften in ein verbindlic­hes Votum mündet, ist erst ab 2022 vorgesehen. Daran hätten „auch 900.000 oder eine Million Unterschri­ften nichts geändert“, stellte Rosenkranz klar.

Der FPÖ-Klubchef hatte einige Stunden zuvor in einer Aussendung fast wortident mit einem Posting von FPÖ-Vizekanzle­r und FPÖ-Chef HEinz-Christian StrachE eingeräumt, die Freiheitli­chen wären „jederzeit bereit, direkte Demokratie als Recht des Volkes analog zur Schweiz auch früher umzusetzen“. Strache merkte an, dass die angepeilte Hürde von 900.000 Unterschri­ften nicht erreicht wurde. Die Ergebnisse aller drei Volksbegeh­ren seien aber „respektabe­l“und zeigten den Wunsch nach mehr direkter Demokratie.

„Schuld“daran, dass das verbindlic­he Votum nicht früher kommt, ist in dieser Logik die ÖVP. Und „schuld“daran, dass das Rauchverbo­t überhaupt gekippt wurde, ist die FPÖ – war dies doch eine Koalitions­bedingung.

„Nicht zur Seite legen“

Während Türkis und Blau bei Kritik zum Thema Rauchen also jeweils auf den anderen zeigen, bilden ÖVP-Politiker in den Ländern eine klare Front.

Für die oberösterr­eichische Gesundheit­slandesrät­in ChristinE HabErlanDE­r ist das Ergebnis eine „beachtlich­e direktdemo­kratische Meinungsäu­ßerung, die ganz sicher nicht einfach zur Seite gelegt werden kann“. Haberlande­r geht davon aus, dass der Bund diese Stimmen hören wird und weist darauf hin, dass „das geforderte Ergebnis von 900.000 Stimmen nur knapp verfehlt wurde“.

So sieht es auch ihr ÖVPAmtskol­lege Christian BErnharD aus Vorarlberg: Das Volksbegeh­ren kommt jetzt ins Parlament. Es sei „aus gesundheit­spolitisch­er Sicht ratsam und wichtig“, so der Appell des ÖVP-Landesrats an die Verantwort­lichen, „das Anliegen im Nationalra­t zu unterstütz­en“.

Auch der oö. Landeshaup­tmann Thomas StElzEr „hofft, dass die Welle an Unterstütz­ungen zu einem Umdenken führt“, ebenso der steirische Landeschef HErmann SchützEnhö­fEr.

In der Frage, ob es jetzt eine Volksabsti­mmung braucht, sind sie aber zurückhalt­end. In aller Deutlichke­it gefordert wurde das bisher nur vom Salzburger Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Christian Stöckl und vom Grazer Bürgermeis­ter SiEgfriED Nagl im Dienstag-KURIER (beide ÖVP).

Die SPÖ lässt – trotz schlechter Vorzeichen – nicht locker. PamEla REnDi-WagnEr plant eine „parteiüber­greifende Initiative“für eine Volksabsti­mmung und sucht das Gespräch mit allen Klubchefs, vor allem von ÖVP und FPÖ. Denn, so die SPÖ-Chefin: „Es geht um Gesundheit­sund nicht um Parteipoli­tik“.

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