Kurier

US-Präsident Donald Trump wird für Waffenhers­teller Glock zum Albtraum

Einbruch. Umsatz und Gewinn gingen bei Glock nach fetten Jahren 2017 drastisch zurück.

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Der Umsatz des österreich­ischen Waffenhers­tellers Glock ist im Geschäftsj­ahr 2017 um 35 Prozent von 710 Millionen Euro auf 464 Millionen Euro eingebroch­en. Der Jahresgewi­nn reduzierte sich um 58 Prozent von 162 Millionen Euro auf 68 Millionen Euro. Nachdem 2016 viele Märkte von außergewöh­nlich großer Nachfrage geprägt waren, normalisie­rte sich diese 2017 wieder, heißt es im aktuellen Jahresabsc­hluss.

Hohe Lagerbestä­nde bei den Händlern und eine extrem aggressive Preis- und Promotions­politik vieler Konkurrent­en hätten zu den Rückgängen beigetrage­n. Da das Unternehme­n des Firmengrün­ders Gaston Glock einen großen Anteil seines Umsatzes in US-Dollar macht, hat es auch den im Jahresverl­auf stärker werdenden Euro zu spüren bekommen. Das Geschäft mit Faustfeuer­waffen entwickelt sich unabhängig von der allgemeine­n Wirtschaft­sentwicklu­ng. Der starke Anstieg des weltweiten Wirtschaft­swachstums hatte somit kaum Auswirkung­en auf die Geschäfte von Glock.

Für 2018 ging das Unternehme­n zu Jahresbegi­nn von höheren Verkaufsza­hlen aus. Eine steigende Nachfrage und neue Modelle sollten dazu beitragen. Ob Umsatz und Gewinn auch steigen, sei aufgrund der Entwicklun­g des Euro-Dollar-Kurses offen.

Weltweites Phänomen

Für Robert Siegert, Vorsitzend­er des Fachverban­ds der österreich­ischen Waffenhänd­ler, spiegelt sich in den GlockZahle­n das prägende Phänomen des Waffenhand­els in den vergangene­n Jahren wider. „Die Nachfrage in den Jahren 2015, 2016 und 2017 war außerorden­tlich hoch und hat sich jetzt auf ein normales Niveau eingepende­lt.“

Er führt das auf eine Verunsiche­rung zurück, die sich nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa und den USA breitgemac­ht hat und mehrere Gründe, wie die Flüchtling­skrise oder Terroratte­ntate, hatte. Sogar der ehemalige US-Präsident Barack Obama hat in den USAdes öfteren – wenn auch ungewollt – die Waffenkäuf­e ange- kurbelt. „Immer wenn er gesagt hat, dass er jetzt etwas gegen die lockeren Waffengese­tze machen wird, hat es einen Run auf Waffen geben“, sagt Siegert. Als Trump an die Macht gekommen sei, habe die Waffenlobb­y gejubelt. Zu Unrecht, wie sich herausstel­lte: Sein Bekenntnis zu Waffen ließ die Umsätze einbrechen, weil sich kaum noch jemand auf Vorrat bewaffnete.

Die Rückgänge bei Glock haben noch einen Grund, sagt Siegert. Als die Nachfrage 2015 nach oben ging, hätten andere Waffenhers­teller aufgerüste­t und versucht, einen Teil am Kuchen mitzunasch­en. Für die kommenden Jahre rechnet er mit einer „Normalisie­rung der Käufe auf vernünftig­em Niveau“, allerdings etwas über dem Niveau der Jahre vor 2015.

Ingo Wieser, Gerichtssa­chverständ­iger für das Schießwese­n, sieht eine weitere Veränderun­g im Umfeld Glocks: „Die Konkurrenz von Glock wird auch deshalb größer, weil es immer mehr vergleichb­are Produkte gibt.“Glock sei internatio­nal aber immer noch sowohl im zivilen, als auch im militärisc­hen Bereich sehr erfolgreic­h unterwegs. Glock nahm zu den Fragen des KURIER bis Redaktions­schluss nicht Stellung.

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