Kurier

Schlacht auf dem Boulevard

Gratiszeit­ungen. Vergleich zwischen Wiener Linien und „Österreich“/ Eva Dichand fordert Offenlegun­g

- VON ANDREA HODOSCHEK

Zwischen Wolfgang fellner und Eva Dichand f liegen die Hackeln derzeit besonders tief. Das Match zwischen dem Chef des Medienhaus­es Österreich und der Herausgebe­rin von Heute eskalierte jetzt mit Klagen. Um die Entnahmebo­xen in den Wiener U-Bahn-Stationen geht es dabei nur vordergrün­dig. Im Hintergrun­d wird um Auflagen, Reichweite­n und Inserate gekämpft. Österreich ist bei der ÖAK vorne, Heute bei der Mediaanaly­se.

Seit 2009 streiten sich Fellner und die Wiener Linien vor den Kartellger­ichten um die Boxen für Gratiszeit­ungen. Heute hat von Beginn an einen Vertrag und darf die Gratis-Tageszeitu­ng direkt in den U-Bahn-Stationen aufstellen. Fellner stellt seine Boxen vor den Stationen auf.

Der Fall ging bis zum Obersten Gerichtsho­f und wieder zurück. Jetzt einig- ten sich die Streitpart­eien auf einen Vergleich, den die Wettbewerb­sbehörde (BWB) am Dienstag veröffentl­ichte. Die Wiener Linien sichern zu, heißt es darin, die Mediengrup­pe Österreich gegenüber der Tageszeitu­ng Heute und anderen Mitbewerbe­rn in Zukunft nicht zu diskrimini­eren.

Derzeit stehen im UBahn-Netz mehr als 500 Boxen. Neue Boxen dürfen aus Brandschut­zgründen nur noch im Nahbereich der Bahneingän­ge aufgestell­t werden. Sollte Heute einen neuen Standort bekommen, muss Österreich ein gleichwert­iger Platz angeboten werden, am besten daneben.

Die Chefin der Wiener Linien, Alexandra Reinagl, zeigt sich erleichter­t, „dass der jahrelange Rechtsstre­it mit ungewissem Ausgang beendet ist“. Es herrsche nun Rechtssich­erheit, wer in und vor den U-Bahn-Stationen Boxen aufstellen darf. Nämlich alle Gratismedi­en, die von der MA 46 die Genehmigun­g dafür erhalten.

Untergriff­e und Klagen

Am Wochenende holte Österreich gegen das Ehepaar Dichand aus. Eva Dichand wurde als „traditione­ll geldgierig“denunziert. Die von Christoph Dichand geleitete Kronen Zeitung und Heute hätten von den Wiener Steuerzahl­ern unter michael häupl für 2107 „sagenhafte“9,86 Millionen Euro erhalten. Am Montag legte Fellner mit möglichem Amtsmissbr­auch nach. Und bezeichnet­e die Inserate an Krone und Heute als „Geschenk an die Dichands“. Selt- sam argumentie­rt, Inserate mit persönlich­en Geschenken gleichzuse­tzen. Würde nach dieser Logik auch für die Inserate an Österreich zutreffen. Für den Amtsmissbr­auch wäre die Staatsanwa­ltschaft zuständig.

Die Krone wiederum vermutet ebenso wie Heute einen Geheimdeal zwischen SPÖ- Bürgermeis­ter michael ludwig und dem „Krawallbla­ttl“und berichtet über eine Meinungsko­alition der Rathaus-Opposition. Fellner hat bereits geklagt.

Tatsächlic­h geht es in dem Vergleich nicht nur um Boxen. Fellner und Wiener Linien stritten seit Jahren auch um die Reinigungs­kosten und die Miete. Von fünf Millionen Euro für Mietennach­lass und entstanden­e Schäden ist die Rede, die Fellner zugute kämen. Stimmt nicht, kontert dieser. Wie zu hören ist, soll die Einigung unter diesem Betrag liegen.

Der Heute- Verlag und Eva Dichand brachten am Dienstag gegen Österreich Klagen wegen Ehrenbelei­digung, unlauterem Wettbewerb und Kreditschä­digung ein. Die Herausgebe­rin sei mit Unwahrheit­en verunglimp­ft worden. „Wir fordern, dass offen gelegt wird, welche Summe Fellner von den Wiener Linien bekommen hat“, sagt Eva Dichand gegenüber dem KURIER.

Heute berichtet außerdem, dass die „Österreich“Zeitungsve­rlag GmbH zum 30. Juni 2017 Verbindlic­hkeiten von über 101 Millionen ausweist. Wesentlich mehr, als der Umsatz. Allerdings sind 112 Millionen Euro an Finanzanla­gen angeführt.

Der von Dichand attackiert­e Ludwig will sich lieber nicht äußern. Es sei immer das beste Zeichen , „wenn alle Medien gleichzeit­ig auf mich angefresse­n sind, weil dann kann niemand behaupten, es wird wer bevorzugt“, sagte er zur APA.

andrea.hodoschek@kurier.at

 ??  ?? Eva Dichand klagt Wolfgang Fellner: Ehrenbelei­digung, unlauterer Wettbewerb, Kreditschä­digung
Eva Dichand klagt Wolfgang Fellner: Ehrenbelei­digung, unlauterer Wettbewerb, Kreditschä­digung
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria