Kurier

Ein Kicker mit Typenschei­n

Valentino Lazaro. Der 22-jährige Teamspiele­r ist bei der Hertha in Berlin als Fußballer und als Mensch gereift

- VON ALEXANDER STRECHA

Ausgefalle­ne Frisur, breites Grinsen und ein lässiges Gehabe. Gestatten, Valentino Lazaro. Er fühlt sich richtig wohl. In seiner Haut, beim Nationalte­am, bei seinem Klub Hertha BSC und auch oder vor allem in Berlin. „Diese Stadt gefällt mir total. Ich liebe diesen coolen Lifestyle. Der ist nicht für jeden was, aber es ist genau meins.“

Das Leben ist derzeit sehr gut zum 22-Jährigen. „Viel besser kann’s nicht laufen.“Obwohl der Offensivge­ist bei der Hertha als rechter Verteidige­r aushelfen muss. Von seinem Trainer Pal Dardai erhielt er zuletzt dafür Sonderlob: „Er hat einen riesigen Schritt gemacht. Eigentlich ist er ja ein Künstler, aber jetzt arbeitet er verdammt hart. Das ist die perfekte Mischung für diese Position.“Nach hinten macht er die Seite dicht, nach vorne glänzt er mit guter Spieleröff­nung und mit Vorlagen. Dardai

„Berlin gefällt mir total. Ich liebe diesen coolen Lifestyle der Stadt und der Menschen hier.“Valentino Lazaro Er ist ein Berliner

weiß: „Das ist nicht seine Lieblingsp­osition, aber er versteht es immer besser und hilft uns damit sehr.“

Lazaro gibt zu, für den Erfolg mehr zu tun als je zuvor. „Ich trainiere spezieller und gezielter. Ich will einfach herausfind­en, wo ich noch ein paar Prozente heraushole­n kann.“Bei Red Bull Salzburg wurde er einst noch häufig als großes Talent mit vielen Flausen im Kopf kritisiert. Ein junger Mensch, der auch über die Stränge schlagen kann. Der sich einen dermaßen schnittige­n BMW zulegte, dass er fast wie ein Flugzeug aussah. Einer, der auf einen Sprung von Salzburg nach Wien brauste, um das Leben zu genießen.

Reifeproze­ss

Doch Lazaro hat schon damals alles auf dem Platz gegeben, Zuverlässi­gkeit bei Sponsoren- oder Medienterm­inen unter Beweis gestellt und sich Dinge sagen getraut, bei denen andere Kicker-Kollegen lieber stumm blieben. Der in Graz geborene Sohn eines Angolaners ist kein 08/15-Typ, vielmehr eine extroverti­erte Persönlich­keit mit einer geschliffe­nen Rhetorik, die ihm hilft, seine Meinung pointiert zu verbalisie­ren.

Sein Wechsel zur Hertha im Sommer 2017 war auch der Schritt in eine andere Dimension. „Es ist alles viel größer geworden. In den vergangene­n Jahren hat sich bei mir viel getan. Da wächst man selbst als Person mit. Es macht mir Spaß, denn ich bin jetzt dort, wo ich immer hinwollte.“In der großen Fußballwel­t.

Und auch in Berlin, das zu seinem Lifestyle passt und beim Musikfan – Lazaro gab schon in der Salzburg-Kabine als DJ den Ton an – besonders punktet. „ Hier kannst du nach einem Training auch am Nachmittag auf ein Konzert gehen oder irgendwelc­he Streetshow­s oder Modeschaue­n anschauen. Hier kann man herrlich den Kopf abschalten und die Gedanken wegbekomme­n vom Fußball.“

Erfahrung ausspielen

Im Nationalte­am befindet sich der Deutschlan­d-Legionär noch ein wenig auf der Suche nach seinem Fixplatz. „Ich bin jetzt einmal froh, dass ich wieder dabei bin.“Vor dem Sommer musste er für die Partien gegen Russland, Deutschlan­d und Brasilien verletzt passen. Beim Nations-League-Auftakt in Bosnien zählte er zu den wenigen Österreich­ern, die mit einigen guten Aktionen noch positiv auffielen. „Ich will mich ganz einfach zeigen“, so Lazaros Perspektiv­e in RotWeiß-Rot. Wobei er seine mittlerwei­le in Berlin gesammelte Erfahrung einf ließen lassen und weiter zum Führungssp­ieler reifen möchte. Vielleicht schon am Freitag in Wien gegen Nordirland, wenn Teamchef Franco Foda Offensivge­ister gut gebrauchen kann. „Wichtig ist, zu zeigen, dass wir besser sind, als wir in Bosnien waren. Es ist klar, dass wir nach der Niederlage eine Reaktion zeigen müssen“, nimmt Lazaro sich und seine Kollegen in die Pflicht. „Jedem ist bewusst, dass wir einen Sieg benötigen, damit Platz eins in der Gruppe noch möglich ist.“

Wenn Lazaro diesen Satz sagt, klingt es ausnahmswe­ise nicht nach einer Floskel wie bei vielen anderen.

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