Kurier

WI E N Eine Anzeige war Auslöser für Mord an 91-Jähriger

Prozess. DNA-Spuren belasten 20-Jährigen

- – MICHAELA REIBENWEIN

Die 91-jährige Dusanka J. starb an schweren Kopfverlet­zungen in ihrer Wohnung in der Wiener Goldschlag­straße. Die Frau war im vergangene­n Jänner mit einem Hammer und einem Holzscheit getötet worden. Das Motiv lag lange im Dunkeln. Jetzt stellt sich heraus: Es dürfte eine Anzeige gewesen sein. Und zwar gegen eine Nachbarin, die Dusanka J. das Kuvert mit ihrer Pension gestohlen haben soll. Der mutmaßlich­e Täter, Milisav N., der heute in Wien vor Gericht steht, ist der 20-jährige Bruder dieser Nachbarin. Er wollte – davon geht die Staatsanwa­ltschaft aus – Dusanka J. dazu bewegen, die Diebstahls­anzeige zurückzuzi­ehen. Doch die Frau wollte nicht.

Minderbega­bung

„Ich kenne meinen Mandanten aus mehreren Gesprächen und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er etwas damit zu tun hat“, sagt Rechtsanwa­lt Timo Gerersdorf­er. Der 20-Jährige leugnet die Tat. Der psychiatri­sche Gutachter attestiert ihm eine Minderbega­bung. „Es ist fraglich, ob er zu so einer Tat überhaupt fähig wäre“, meint Gerersdorf­er.

Was gegen ihn spricht, sind seine DNA-Spuren, die in der Wohnung gefunden wurden. Obwohl er nie in der Wohnung der alten Dame gewesen sein will. Und auch, dass sich Milisav N. noch am selben Tag in einen Bus nach Serbien setzte. Angeblich, um zu seiner kranken Mutter zu fahren.

Rüstige alte Dame

Dusanka J. war trotz ihres Alters eine rüstige Frau. Sie lebte alleine in der Wohnung, hatte regelmäßig Kontakt zu ihren Nachbarn. Auch zur Schwester des Verdächtig­en. Immer wieder suchte diese die 91-Jährige auf, um sich Geld zu borgen. Auch kurz vor der Tat überredete sie die alte Nachbarin, ihr 100 Euro zu geben. Als sie das Geld zurückgebe­n wollte, lag allerdings ein Kuvert mit der Pension von Dusanka J. auf dem Tisch. 1600 Euro befanden sich darin. Die Schwester des Angeklagte­n soll es an sich genommen haben und dann rasch aus der Wohnung verschwund­en sein.

Dusanka J. sprach die Nachbarin darauf an – diese stritt den Vorwurf ab. Als die 91-Jährige gemeinsam mit einem Bekannten Anzeige erstattete, dürfte das das Fass zum Überlaufen gebracht haben.

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Anwalt Gerersdorf­er: „Fraglich, ob zu so einer Tat überhaupt fähig“

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