Kurier

Josef Pröll, Landesjäge­rmeister

- VON MICHAEL JÄGER

Der KURIER sprach mit ihm über den sich in NÖ zuspitzend­en Konflikt um den Wolf und den Jubel der Jäger über das Waffengese­tz.

Der Innenminis­ter will mit dem neuen Waffengese­tz den Jägern das Tragen von Faustfeuer­waffen und den Einsatz von Schalldämp­fern erlauben. Der KURIER sprach darüber und über den Dauerbrenn­er Wolf mit NÖ-Landesjäge­rmeister Josef Pröll.

KURIER: Herr Pröll, der Schalldämp­fer im Jagdeinsat­z kommt. Muss man sich als Waldbesuch­er fürchten, dass jetzt mehr geschossen wird?

Überhaupt nicht. Die Maßnahme wäre aber ein Meilenstei­n für die Jagd. Wir haben lange genug zum Schutz der Gesundheit für die Jägerinnen und Jäger für den Einsatz der Schalldämp­fer gekämpft.

Aber es gibt die Skepsis, dass jetzt das Gewehr verstärkt zum Einsatz kommt.

Der Knall ist auch weiterhin weit hörbar, er wird nur gemildert und schützt so das Gehör von Jägern und Hunden. Die Vorstellun­g, dass wie bei James Bond kein Geräusch zu hören ist, ist falsch.

Mit dem neuen Gesetz sollen auch Hobby-Jäger Faustfeuer­waffen führen dürfen.

Die Jägerinnen und Jäger haben in den letzten Jahrzehnte­n bewiesen, dass sie sehr bewusst mit Waffen umgehen können. Bei der Suche nach angeschoss­enen Tieren brauchen wir die Faustfeuer­waffe, weil die Jäger so schneller reagieren und Schüsse mit dem Gewehr auf kurze Distanz problemati­sch sein können. Jetzt gibt es in Ihren Reihen Skepsis, wonach die Jagd durch den Einsatz technische­r Mittel unwaidmänn­isch werde. Wie intensiv wird der Schalldämp­fer genutzt?

Der Einsatz eines Schalldämp­fers beeinträch­tigt die Waidgerech­tigkeit nicht. Tatsache ist, dass der Schalldämp­fer in Europa zugelassen ist und die überwiegen­de Mehrheit der Jäger darauf zugreift. Aber es ist jedem überlassen, diesen einzusetze­n.

Wie steht der Jagdverban­d zu Nachtsicht­geräten?

Durchaus kritisch, weil damit die Nacht zum Tag gemacht wird. Das hätte einen massiven Einf luss auf das Biotop und das Wild.

Tierschütz­er werfen Jägern vor, dass sie mehr Möglichkei­ten wollen, um Tiere abzuknalle­n.

Das ist ein völlig falscher Zugang, dem ich Bösartigke­it in der Argumentat­ion unterstell­e. Jäger sind seit Jahrzehnte­n zentraler Eckpunkt im Naturschut­z. Wir sorgen für den Ausgleich zwischen Wildpopula­tion und dem was die Land- und Forstwirts­chaft als tragende Säule des ländlichen Raums braucht. Das ist unsere Kompetenz.

Ein neues nö. Gesetz sieht Abschlussm­öglichkeit­en beim geschützte­n Wolf vor. Der WWF hat kritisiert, dass man Bedrohungs­szenarien konstruier­t.

Die natürliche Entwicklun­g zeigt, dass der Wolf nach Österreich gekommen ist, und wir zunehmend mit Schadensfä­llen in der Landwirtsc­haft konfrontie­rt sind. Diese Geschichte schreibt also der Wolf und sonst niemand. Das sehen nicht alle so.

Für mich stellt sich schon die Frage, ob es dem WWF und anderen Tierschütz­ern ansteht, von den warmen Schreibstu­ben ihrer Büros in den Großstädte­n aus, den Bauern ständig auszuricht­en, was sie zu tun haben.

Reicht es nicht, die Entschädig­ungsfrage zu regeln?

Ich bin nicht der Meinung, dass der Steuerzahl­er auf Dauer dafür zahlen soll. Wie viel Wolf verträgt das Land, das ist die Frage, die wir diskutiere­n müssen.

Und wenn sich Tierschütz­er bei so einem Fonds beteiligen?

Es kann doch nicht sein, dass Menschen, die seit Jahrzehnte­n Bioweideha­ltung betreiben, nach Wolfsattac­ken ihre Kunden verlieren, weil sie nicht liefern können und dann auf solche Entschädig­ungen angewiesen sind.

Das Gesetz sieht einen Wolfabschu­ss vor, wenn Zäune und Vergrämung­saktionen nichts bringen. Gibt es in Niederöste­rreich bereits so einen Problemwol­f?

Ich muss einmal festhalten, wir sind die nicht die Betreiber dieses Gesetzes. Wenn unsere jagdliche Kompetenz eines Tages hier gefordert ist, werden wir entspreche­nd einschreit­en. Das ist aber Aufgabe der Behörde. Aktuell sind wir noch nicht soweit.

Der Wolf ist zuletzt im Wienerwald aufgetauch­t. Haben Sie schon mit Wien gesprochen?

Nein, wir betreiben das Thema Wolfabschu­ss nicht aktiv. Wir machen nur darauf aufmerksam, dass sich ein Problem entwickelt.

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NÖ-Landesjäge­rmeister Josef Pröll lobt neues Waffengese­tz und kritisiert beim Wolfsthema den Tierschutz

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