Josef Pröll, Landesjägermeister
Der KURIER sprach mit ihm über den sich in NÖ zuspitzenden Konflikt um den Wolf und den Jubel der Jäger über das Waffengesetz.
Der Innenminister will mit dem neuen Waffengesetz den Jägern das Tragen von Faustfeuerwaffen und den Einsatz von Schalldämpfern erlauben. Der KURIER sprach darüber und über den Dauerbrenner Wolf mit NÖ-Landesjägermeister Josef Pröll.
KURIER: Herr Pröll, der Schalldämpfer im Jagdeinsatz kommt. Muss man sich als Waldbesucher fürchten, dass jetzt mehr geschossen wird?
Überhaupt nicht. Die Maßnahme wäre aber ein Meilenstein für die Jagd. Wir haben lange genug zum Schutz der Gesundheit für die Jägerinnen und Jäger für den Einsatz der Schalldämpfer gekämpft.
Aber es gibt die Skepsis, dass jetzt das Gewehr verstärkt zum Einsatz kommt.
Der Knall ist auch weiterhin weit hörbar, er wird nur gemildert und schützt so das Gehör von Jägern und Hunden. Die Vorstellung, dass wie bei James Bond kein Geräusch zu hören ist, ist falsch.
Mit dem neuen Gesetz sollen auch Hobby-Jäger Faustfeuerwaffen führen dürfen.
Die Jägerinnen und Jäger haben in den letzten Jahrzehnten bewiesen, dass sie sehr bewusst mit Waffen umgehen können. Bei der Suche nach angeschossenen Tieren brauchen wir die Faustfeuerwaffe, weil die Jäger so schneller reagieren und Schüsse mit dem Gewehr auf kurze Distanz problematisch sein können. Jetzt gibt es in Ihren Reihen Skepsis, wonach die Jagd durch den Einsatz technischer Mittel unwaidmännisch werde. Wie intensiv wird der Schalldämpfer genutzt?
Der Einsatz eines Schalldämpfers beeinträchtigt die Waidgerechtigkeit nicht. Tatsache ist, dass der Schalldämpfer in Europa zugelassen ist und die überwiegende Mehrheit der Jäger darauf zugreift. Aber es ist jedem überlassen, diesen einzusetzen.
Wie steht der Jagdverband zu Nachtsichtgeräten?
Durchaus kritisch, weil damit die Nacht zum Tag gemacht wird. Das hätte einen massiven Einf luss auf das Biotop und das Wild.
Tierschützer werfen Jägern vor, dass sie mehr Möglichkeiten wollen, um Tiere abzuknallen.
Das ist ein völlig falscher Zugang, dem ich Bösartigkeit in der Argumentation unterstelle. Jäger sind seit Jahrzehnten zentraler Eckpunkt im Naturschutz. Wir sorgen für den Ausgleich zwischen Wildpopulation und dem was die Land- und Forstwirtschaft als tragende Säule des ländlichen Raums braucht. Das ist unsere Kompetenz.
Ein neues nö. Gesetz sieht Abschlussmöglichkeiten beim geschützten Wolf vor. Der WWF hat kritisiert, dass man Bedrohungsszenarien konstruiert.
Die natürliche Entwicklung zeigt, dass der Wolf nach Österreich gekommen ist, und wir zunehmend mit Schadensfällen in der Landwirtschaft konfrontiert sind. Diese Geschichte schreibt also der Wolf und sonst niemand. Das sehen nicht alle so.
Für mich stellt sich schon die Frage, ob es dem WWF und anderen Tierschützern ansteht, von den warmen Schreibstuben ihrer Büros in den Großstädten aus, den Bauern ständig auszurichten, was sie zu tun haben.
Reicht es nicht, die Entschädigungsfrage zu regeln?
Ich bin nicht der Meinung, dass der Steuerzahler auf Dauer dafür zahlen soll. Wie viel Wolf verträgt das Land, das ist die Frage, die wir diskutieren müssen.
Und wenn sich Tierschützer bei so einem Fonds beteiligen?
Es kann doch nicht sein, dass Menschen, die seit Jahrzehnten Bioweidehaltung betreiben, nach Wolfsattacken ihre Kunden verlieren, weil sie nicht liefern können und dann auf solche Entschädigungen angewiesen sind.
Das Gesetz sieht einen Wolfabschuss vor, wenn Zäune und Vergrämungsaktionen nichts bringen. Gibt es in Niederösterreich bereits so einen Problemwolf?
Ich muss einmal festhalten, wir sind die nicht die Betreiber dieses Gesetzes. Wenn unsere jagdliche Kompetenz eines Tages hier gefordert ist, werden wir entsprechend einschreiten. Das ist aber Aufgabe der Behörde. Aktuell sind wir noch nicht soweit.
Der Wolf ist zuletzt im Wienerwald aufgetaucht. Haben Sie schon mit Wien gesprochen?
Nein, wir betreiben das Thema Wolfabschuss nicht aktiv. Wir machen nur darauf aufmerksam, dass sich ein Problem entwickelt.