Kurier

„Strache ist als Koalitions­partner weitaus besser geeignet als seinerzeit Haider“

Haider vs. Strache. Was sie unterschie­den und was sie geeint hat, erklärt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.

- VON ANDREAS PUSCHAUTZ

Heinz-Christian Strache gegen Jörg Haider – das war in den Jahren zwischen der Gründung des BZÖ im April 2005 und Haiders Tod vor zehn Jahren zum Teil ein beinharter Kampf der beiden Parteichef­s des Dritten Lagers ( siehe Seite 3). Warum die Auseinande­rsetzung mit so harten Bandagen geführt wurde, das erklärt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer im KURIER-Talk mit Chefredakt­eurin Martina Salomon.

Vor allem wären Strache und Hai der„ in ihren Persönlich­keits strukturen absolut nicht vergleichb­ar, teilweise gegensätzl­ich“, sagt Bachmayer. Haider war für den Meinungsfo­rscher „ein Grenzgänge­r in jeder Hinsicht“und „unberechen­bar und dünnhäutig“. Strache hingegen sei „berechenba­r, stabiler und deswegen natürlich als Koalitions­partner weitaus besser geeignet als seinerzeit Haider“.

Die Unterschie­de zwischen den beiden hätten sich aber nicht nur in ihren jeweiligen Persönlich­keiten gezeigt. Auch sei die FPÖ unter Strache eine andere als sie es unter Haider war – vor allem mit Blick auf die Struktur und das handelnde Personal.

Buberln und Burschen

So denke man bei der Strache-FPÖ „eher an die Burschensc­hafter“, während die Freiheitli­chen unter Haider nach wie vor mit der „BuberlPart­ie“assoziiert würden. Letzteres versteht Bachmayer übrigens dezidiert nicht als Kompliment: Zwar sei die Rekrutieru­ng in Diskotheke­n wohl ein Zeichen für „große Akzeptanz bei den Menschen damals“gewesen. Mit „politische­r Substanz“habe das aber nichts zu tun gehabt, wie sich auch an der „gemischten Qualität“von Haiders Team während der ersten schwarz-blauen Koalition zu Beginn der 2000er-Jahre gezeigt hätte: „Die meisten denken vielleicht an Grasser und ähnliche, aber es gab auch Kurzzeit-Justizmini­ster, die nach wenigen Tagen schon wieder ausgeschie­den sind“, gibt Bachmayer zu Bedenken.

Trotz all dieser Differen- zen ortet der Meinungsfo­rscher aber auch klare Gemeinsamk­eiten zwischen der Haider- und der StracheFPÖ. Vor allem in „Stil und Thematisie­rungen“wären sich die Parteien „eigentlich recht ähnlich“.

So hätte Jörg Haider während seines Aufstiegs bis hin zur Übernahme der Freiheitli­chen 1986 durch den Innsbrucke­r Putsch „eine völlig neue Note“in die heimische Politik gebracht, nämlich „sehr viel Emotionen, Angriffigk­eit, Provokatio­n“. Sowie „diese Anti-Haltung. AntiPrivil­egien, Anti-altes-Establishm­ent. Und dann letztlich natürlich Anti-Ausländer und Anti-Zuwanderun­g.“Zwar habe Jörg Haider den Populismus „nicht erfunden, den gab es schon vorher. Aber er hat ihn sicher auf die Spitze getrieben und für die damaligen Zeiten perfektion­iert“, so Wolfgang Bachmayers Analyse.

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Wolfgang Bachmayer analysiert den Kampf Haider gegen Strache

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