Kurier

Regierung kritisiert UN-Pläne

Migrations­pakt. Kurz und Strache melden Skepsis an. Ob Österreich im Dezember zustimme, sei noch nicht fix

- VON J. HAGER UND K. KRAUSE-SANDNER

Bindend ist er nicht – der UNO-Migrations­pakt, der im Dezember in Marokko formell angenommen werden soll. Dennoch machen ein paar der 193 Staaten bereits jetzt keinen Hehl daraus, dass sie mit einigen der 23 Ziele nicht d’accord sind. Dazu zählt auch Österreich, wie Bundeskanz­ler Sebastian Kurz wissen lässt: „Wir sehen einige Punkte sehr kritisch.“Welche genau, das führt er nicht aus. Man wolle jedenfalls „alles für die Souveränit­ät des Landes tun“und selbige gewährleis­ten. Als Beispiel für andere Skeptiker nannte der Bundeskanz­ler die Schweiz und Dänemark.

„Es wird immer unsere Entscheidu­ng sein, wer zu uns kommt“, sagt Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache. Jedes Land müsse die Migration selbst steuern können. Ob Österreich zustimme, das sei, so die ÖVPFPÖ-Regierung, noch nicht fix und hänge von rechtliche­n Prüfungen ab.

Rechte Plattforme­n hatten in den vergangene­n Wochen massiv gegen den Pakt mobil gemacht. Man verkenne die „Stimmung in der Bevölkerun­g hieß es etwa auf der FPÖnahen Online-Plattform unzensurie­rt.at. Seenotrett­ung im Mittelmeer wird dort als „Gratis-Schleppers­ervice“bezeichnet. Und überhaupt, so der Tenor der Blogeinträ­ge und YouTube-Videos, mache der Pakt Migration attraktive­r.

Obwohl ein Regierungs­beamter bei allen Verhandlun­gen anwesend war, stieg Türkis-Blau nun offenbar auf diesen Zug auf.

Gemeinsam mehr erreichen

Doch hier werde einiges vermischt, sagt der UNHCR-Österreich-Chef Christoph Pinter zum KURIER. Der Migrations­pakt zielt nämlich auf Migranten ab. Der Umgang mit Flüchtling­en hingegen wurde parallel in einem eigenen Globalen Pakt über Flüchtling­e behandelt – dem bis dato ohne Ausnahme alle Staaten innerhalb der UNO zustimmen.

Die Idee zu beiden Vereinbaru­ngen entstand 2016. Der Grundgedan­ke: „Kein Land kann die Herausford­erungen und Chancen dieses weltweiten Phänomens allein angehen“, wie es nun im Text des Migrations­paktes heißt. Die Internatio­nale Organisati­on für Migration (IOM) sprach vom „Beginn eines neuen historisch­en Bemühens, die globale Agenda für Migration zu gestalten“.

Die Vertreter von 193 Staaten verhandelt­en eineinhalb Jahre. Bis die USA im Dezember 2017 aus dem Migrations­pakt ausstiegen. Die damalige UN-Botschafte­rin Nikki Haley dazu: „Wir können selbst am besten entscheide­n, wem erlaubt wird, unser Land zu betreten.“Das sieht der Text aber auch gar nicht vor. Außerdem ist der Pakt rechtlich nicht bindend. Dennoch wählte der ungarische Außenminis­ter Peter Szijjarto eine ähnliche Argumentat­ion, als er den Ausstieg Ungarns im Juli verkündete. Das Abkommen fördere die Migration, kritisiert­e er damals. Die rechtskons­ervative Regierung von Viktor Orban weigert sich seit Jahren, verpflicht­ende Quoten für die Aufnahme von Flüchtling­en zu akzeptiere­n. Ebenso wie die polnische Regie- rung, die vorgestern, Dienstag, ebenfalls laut darüber nachdachte, aus dem Pakt auszusteig­en. Der Pakt ermutige zur „illegalen Migration“, ließ Innenminis­ter Joachim Brudzinski wissen.

Rückenstär­kung aus Ungarn

„Wir drücken dem polnischen Innenminis­ter und den in der österreich­ischen Regierung immer lauter werdenden Ansichten die Daumen“, sagte der ungarische Außenminis­ter Szijjarto am Mittwoch bei einer UN-Konferenz.

Die Schweiz jedenfalls, die am Mittwoch von Bundeskanz­ler Kurz als Mitstreite­r Österreich­s genannt wurde, einigte sich gestern Nachmittag nun doch auf die Zustimmung zu dem Migrations­pakt.

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Jedes Land solle selbst entscheide­n, wer einwandern darf, wenden Skeptiker ein

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