Kurier

Sturzflute­n auf Mallorca

Ausnahmezu­stand. Mindestens neun Tote, auch ein Österreich­er unter den Vermissten

- VON SUSANNE BOBEK

Tote, zahllose Vermisste, viele Ortschafte­n im Osten der Insel ohne Strom- und Wasservers­orgung und durch die Schlammlaw­inen derzeit kaum erreichbar. Der Regen hatte am Montag eingesetzt, dazwischen gab es auch Hagel, doch Dienstag Abend schien es wie ein Weltunterg­ang. In nur zwei Stunden fielen 233 Liter Wasser pro Quadratmet­er. Bäche wurden zu Sturzf luten, Autos, Bäume und Mauern wie Blätter im Herbst durchgewir­belt.

Ein Augenzeuge berichtete der Lokalzeitu­ng Diario de Mallorca, wie er sich gerade noch durch das Fenster seines Autos retten konnte. „Ich musste 500 Meter durch die Sturzflute­n schwimmen, bis ich ein Haus erreichte,“berichtete Manuel Torrescusa. „Meine Kleider blieben an einem Metallzaun hängen, ich trug kaum noch etwas am Leib.“

„Ich bin ums Überleben geschwomme­n“, sagte ein junger Mann im spanischen Fernsehen, dem die Panik am Mittwoch noch anzusehen war. „Man muss es erlebt haben, um zu wissen, wie schlimm es war,“sagte die Vize-Bürgermeis­terin von Sant Llorenc des Cardassar, Antonia Bauza. Die meisten Toten sind ältere Menschen.

Am schwersten betroffen sind die Ortschafte­n Sant Llorenc, S’Illot und Arta rund 60 km östlich von Palma. Mehrere Menschen starben durch Überschwem­mungen, darunter zwei britische Urlauber. Sie seien in S'Illot gestorben, als sie im Taxi von den Fluten überrascht wurden. Der Taxifahrer werde vermisst, hieß es. Sieben Landstraße­n sind unbefahrba­r, einige Ortschafte­n ohne Strom- und Wasservers­orgung und von der Außenwelt weitgehend abgeschnit­ten. Auch ein Österreich­er soll unter den sechs Vermissten sein. Seine Gruppe befand sich offenbar in einem Hotel und musste wegen der Wassermass­en die Zimmer räumen und nach oben flüchten. Das Außenamt schaltete sich ein.

Viele Menschen verbrachte­n die Nacht auf ihren Hausdächer­n, berichtete­n Feuerwehrm­änner. Dutzende Häuser mussten am Mittwoch evakuiert werden. Tennisstar Rafael Nadal twitterte: „Ein trauriger Tag“. Er stellte die Räumlichke­iten in seiner Tennis-Akademie in Manacor als Notunterkü­nfte zur Verfügung.

Hurrikan-Warnung USA

An der Westküste von Florida rund um die Stadt Panama City Beach kündigte sich Hurrikan Michael mit Wind- geschwindi­gkeiten von 195 km/h an. Zwangsevak­uierungen waren angeordnet, mussten aber abgesagt werden, da es schon zu spät war. Das Tief Michael war zunächst als Tropenstur­m angekündig­t und dann innerhalb weniger Stunden zum Hurrikan der Stufe vier von fünf – „lebensbedr­ohlich“– hochgestuf­t worden.

Auf Land traf Michael dann mit einer Windgeschw­indigkeit von bis zu 249 km/h. Sturmflute­n von teilweise bis zu vier Metern Höhe waren zu befürchten. US-Präsident Trump rief über Twitter den Notstand für die betroffene Region aus. So können Bundesmitt­el rascher freigemach­t werden.

 ??  ?? Sant Llorenc de Cardassar nach der Sturzflut: Die Wassermass­en rissen alles mit, Menschen schwammen um ihr Leben
Sant Llorenc de Cardassar nach der Sturzflut: Die Wassermass­en rissen alles mit, Menschen schwammen um ihr Leben
 ??  ?? Michael passierte Havanna: Die Wellen schlagen an die Kaimauer
Michael passierte Havanna: Die Wellen schlagen an die Kaimauer
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Wiktorija Marinowa, 30, wurde Opfer eines Sexualverb­rechens
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