Wien fällt bei Wohlstand und Feinstaub zurück
OECD-Studie. Hauptstadt hat seit der Jahrtausendwende gleich 20 Plätze eingebüßt
Wie misst man den Wohlstand einer Stadt oder Region? Als ein Näherungswert gilt die Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP) pro Kopf. Und da stellt die Industriestaaten-Organisation OECD in ihrem jüngsten Regionen-Bericht Wien kein allzu gutes Zeugnis aus: Die Bundeshauptstadt landet mit ungefähr 47.000 Dollar ProKopf-BIP nur auf Platz 104 von 329 OECD-Metropolen. Wien ist somit verglichen mit dem Jahr 2000 ganze 20 Plätze nach hinten gerutscht.
Ebenfalls kein Trost: Linz und Graz schneiden noch schwächer ab. Die Bandbreite reicht von der „reichsten“Stadt der Industriestaaten, Gyeongsan (Korea, 108.000 US-Dollar BIP pro Kopf), bis zum Nachzügler Tarnów in Polen (17.000 Dollar).
Feinstaub belastet
Kein Ruhmesblatt für Österreich ist die Luftgüte. Bei der Feinstaubbelastung landen Graz, Linz und Wien sogar im schlechtesten Fünftel aller OECD-Metropolen.
Im Wirtschaftsvergleich fällt besonders auf, dass Wiens Produktivität vor der Krise von 2008 ihren Rekordwert erreicht und seither kontinuierlich abgenommen hatte. Mit der Flüchtlingswelle von 2015 allein ist der Rückfall also nicht zu erklären – eher mit dem generell starken Bevölkerungszuwachs. Im Zeitraum 2008 bis 2016 ist Wien um 180.000 Personen gewachsen, die Wirtschaftsleistung hat damit nicht Schritt gehalten. Zudem liegt insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit mit 16,7 Prozent sogar etwas über dem OECD-Durchschnitt von 15 Prozent.
Während in Vorarlberg seit der Jahrtausendwende die Produktivität im Durchschnitt um ein Prozent pro Jahr zugenommen hat, kommt Wien laut OECD hier nur auf ein Mini-Plus von 0,05 Prozent.
Es ist aber nicht alles negativ im Ranking der OECD, was Österreich betrifft. Bei den Einkommen liegen alle neun Bundesländer im TopViertel. Und die generelle Lebensqualität ist ebenfalls Spitze – wenn man dabei die Feinstaubbelastung ausklammert.
Positiv
Obendrein fällt Österreich positiv auf, weil sich die Kluft zwischen der wirtschaftlich stärksten Region Salzburg und der schwächsten Region, dem Burgenland, nach und nach verringert. Im östlichsten Bundesland ist die relative Wirtschaftsleistung seit dem Jahr 2000 um ein Fünftel gestiegen. In Salzburg ist sie dagegen minimal gesunken.