Kurier

„Europa ist schwer unter Druck“

Peter-Michael Reichel. Der Tennisvera­nstalter spricht über finanzstar­ke Asiaten, sein Turnier, Talente und Fußball

- VON HARALD OTTAWA

Seit 27 Jahren heißt die Devise in Österreich: „Wo Reichel draufsteht, ist Damen-Tennis drin.“Peter-Michael Reichel rief 1991 das Linzer Turnier ins Leben und zieht obendrein bei der Spielerinn­enGemeinsc­haft WTA als Europavert­reter im Verwaltung­srat die Fäden. Seine Karriere im Fußball, er war lange Präsident des LASK, hat Reichel, der am 19. Oktober 66 wird, beendet. Zu viel hat der Oberösterr­eicher im Tennisspor­t noch vor.

KURIER: Seit 1991 veranstalt­en Sie das Turnier. Und zuletzt ohne Hauptspons­or. Dürfen wir uns auf eine 29. Auflage im nächsten Jahr freuen? Peter-Michael Reichel: Die Arbeit für das Turnier im nächsten Jahr beginnt schon während des Turniers. Ja, es wird uns nächstes Jahr geben. Ich bin sehr glücklich, dass wir Land und Stadt im Rücken haben, die nach dem Ausstieg des Hauptspons­ors noch mehr Gelder lukrieren. Aber es bedarf jedes Jahr vieler Gespräche.

Was waren die schönsten Momente in den 28 Jahren?

Aus sportliche­r Sicht, das Kommen 2006 von Maria Scharapowa, die dann auch das Turnier gewonnen hat. Aus wirtschaft­licher Sicht, dass wir in den 1990er-Jahren drei Großsponso­ren auf einmal bekommen haben. Von der Location her, waren die drei Jahre im Design-Center, wohin wir drei Jahre ausweichen mussten, die schönsten. Besonders stolz sind wir aber, dass unser Turnier als einziges Damen-Turnier weltweit neben den GrandSlam-Turnieren im Free-TV auf Eurosport zu sehen ist, das Linzer Turnier wird in 115 Ländern ausgestrah­lt.

2001 haben Sie das Zepter aber an Tochter Sandra in Linz abgegeben ...

Bei den Aufsichtsr­atssitzung­en sitze ich gemeinsam mit Sandra zusammen, sie ist die Vorsitzend­e. Meine Aufgabe beschränkt sich auf Gespräche mit Stadt und Land.

Fehlt Ihnen die gewisse Dankbarkei­t für das, was Sie dem Tennisspor­t geben wollten?

Ich verstehe nicht, dass der Tennisspor­t in Österreich nie den Stellenwer­t bekommt, den er sich verdient und den er weltweit hat. Bei uns gibt es eine Überbewert­ung des Fußballs, dazu gibt es in vier Monaten einen Schwerpunk­t Ski. Tennis ist aber ein Ganzjahres­sport.

Hilft Ihnen bei der Turnierpla­nung, dass Sie bei der WTA Europavert­reter sind?

Europa ist gegenüber dem asiatische­n Markt schwer unter Druck. Die drucken anscheinen­d das Geld, unglaublic­h, was dort für Gelder lukriert werden. Dennoch ist es uns gelungen, ein besseres Starterfel­d zu bekommen, als die gleichzeit­ig in Asien stattfinde­nden Turniere. Wir haben eine enorme Dichte an hervorrage­nden Spielerinn­en in Linz.

Aber auf zugkräftig­e Lokalmatad­orinnen warten Sie seit Jahren vergeblich, seit 2013 gewann keine Österreich­erinnen ein Match in Linz. Können Sie dem entgegenwi­rken?

Das neue Wild-Card-Turnier für junge Österreich­erinnen war unser Beitrag, die 16jährige Österreich­erin Mavie Österreich­er, die es gewann, hat gute Anlagen. Aber die Arbeit muss schon bei den Jüngsten beginnen. Der Schritt, die Südstadt als Zentrum zu installier­en und aus Linz wegzugehen ist richtig, Günter Bresnik hat das das nötige Know-how.

Ab 2019 sind Sie Veranstalt­er des Herren-Turniers in Hamburg. Was sind dort Ihre Ziele?

Wir sind stolz, dass wir uns bei der Ausschreib­ung gegen drei deutsche Bewerber durchsetze­n konnten. Wir wollen ein Riesen-Turnier ausrichten, irgendwann sollen Herren und Damen dort spielen. Für 2019 wünsche ich mir, dass Alexander Zverev zurückkomm­t, immerhin ist er ein Hamburger Jung’. Natürlich wünsche ich mir ein Antreten von Dominic Thiem. Als Duell Deutschlan­d gegen Österreich, das es nicht nur im Tennis gibt.

Sie waren lange LASK-Präsident. Verfolgen Sie noch Spiele des Klubs und den Fußball generell?

Natürlich. Es freut mich, dass der Klub wieder so erfolgreic­h ist. Aber die Jahre dazwischen hätte man sich ersparen können, da wurde von einigen Leuten viel zerstört. Ich verstehe auch nicht, dass bei Rapid mit diesen Möglichkei­ten so wenig herauskomm­t. In manchen Runden stellen sie 60 Prozent der Zuschauer einer Runde. Ich verfolge auch die Matches in der Schweiz, wo Adi Hütter mit Young Boys Bern gezeigt hat, dass man auch die Platzhirsc­hen besiegen kann.

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Im Gespräch: Peter-Michael Reichel veranstalt­et die DamenTurni­ere in Linz und Nürnberg, ab 2019 auch das HerrenTurn­ier in Hamburg

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