Jeder zweite Autor ist persönlich attackiert worden
Buchmesse Frankfurt. Sorge um die Meinungsfreiheit und kämpferische Worte gegen Rassismus.
Ein guter Zeitpunkt, diese Ergebnisse einer Online-Umfrage (initiiert von PEN Deutschland und Universität Rostock) zu veröffentlichen.
Zwar wurde die Frankfurter Buchmesse mit einer Rede gegen Rassismus eröffnet – die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, weltberühmt geworden mit „Americanah“, hatte die Kollegen aufgefordert, „beim Geschichtenerzählen Mut zu zeigen“.
Aber etwa zeitgleich wurde bekannt: Schriftsteller machen sich Sorgen um die Meinungsfreiheit. 52 Prozent der interviewten 526 deutschen Autoren erlebten persönliche Angriffe bzw. Einschüchterungsversuche und Reaktionen aus Hass.
Die meisten Attacken fanden übers Internet statt, in einem Drittel aller Fälle gab es Bedrohungen im direkten Umgang, etwa bei abendlichen Vorlesungen, und rund zehn Mal kam es zur körperli- chen Auseinandersetzung.
Was Folgen auf das literarische Schaffen hat: Jeder Fünfte, der attackiert wurde, schreibt deshalb nun weniger über kritische Themen.
Der Generalsekretär des international bekanntesten Autorenverbandes, PEN, zeigte sich „erschüttert“, das freie Wort stehe unter Druck, Pluralität und Meinungsvielfalt seien bedroht.
Zur ersten Buchmesse 1949 kam manch ein Verleger mit nur einem Buch angereist. Heute, 70. Messe-Geburtstag, bringen mehr als 7500 Aussteller aus 120 Ländern Hunderttausende Bücher mit. Ein Zeichen für die Menschenrechte soll gesetzt werden. Diesmal. Immer. Georgien ist Gastland.
Von Festrednerin Adichie kam der Aufruf: „Es ist an der Zeit für Männer, Bücher von Frauen zu lesen.“Nicht nur in Afrika schrecken (seltsame) Männer davor zurück.
Da passt der Familienroman „Archipel“über Umdeutungsversuche der Vergangenheit dazu. Inger-Maria Mahlke ist dafür mit dem Deutschen Buchpreis 2018 ausgezeichnet worden: Rowohlt Verlag, 20,60 Euro.
Chimamanda Ngozi Adichie „Americanah“liegt als Taschenbuch im Fischer Verlag um 12,40 Euro vor.