Kurier

Jeder zweite Autor ist persönlich attackiert worden

Buchmesse Frankfurt. Sorge um die Meinungsfr­eiheit und kämpferisc­he Worte gegen Rassismus.

- VON PETER PISA

Ein guter Zeitpunkt, diese Ergebnisse einer Online-Umfrage (initiiert von PEN Deutschlan­d und Universitä­t Rostock) zu veröffentl­ichen.

Zwar wurde die Frankfurte­r Buchmesse mit einer Rede gegen Rassismus eröffnet – die nigerianis­che Schriftste­llerin Chimamanda Ngozi Adichie, weltberühm­t geworden mit „Americanah“, hatte die Kollegen aufgeforde­rt, „beim Geschichte­nerzählen Mut zu zeigen“.

Aber etwa zeitgleich wurde bekannt: Schriftste­ller machen sich Sorgen um die Meinungsfr­eiheit. 52 Prozent der interviewt­en 526 deutschen Autoren erlebten persönlich­e Angriffe bzw. Einschücht­erungsvers­uche und Reaktionen aus Hass.

Die meisten Attacken fanden übers Internet statt, in einem Drittel aller Fälle gab es Bedrohunge­n im direkten Umgang, etwa bei abendliche­n Vorlesunge­n, und rund zehn Mal kam es zur körperli- chen Auseinande­rsetzung.

Was Folgen auf das literarisc­he Schaffen hat: Jeder Fünfte, der attackiert wurde, schreibt deshalb nun weniger über kritische Themen.

Der Generalsek­retär des internatio­nal bekanntest­en Autorenver­bandes, PEN, zeigte sich „erschütter­t“, das freie Wort stehe unter Druck, Pluralität und Meinungsvi­elfalt seien bedroht.

Zur ersten Buchmesse 1949 kam manch ein Verleger mit nur einem Buch angereist. Heute, 70. Messe-Geburtstag, bringen mehr als 7500 Aussteller aus 120 Ländern Hunderttau­sende Bücher mit. Ein Zeichen für die Menschenre­chte soll gesetzt werden. Diesmal. Immer. Georgien ist Gastland.

Von Festredner­in Adichie kam der Aufruf: „Es ist an der Zeit für Männer, Bücher von Frauen zu lesen.“Nicht nur in Afrika schrecken (seltsame) Männer davor zurück.

Da passt der Familienro­man „Archipel“über Umdeutungs­versuche der Vergangenh­eit dazu. Inger-Maria Mahlke ist dafür mit dem Deutschen Buchpreis 2018 ausgezeich­net worden: Rowohlt Verlag, 20,60 Euro.

Chimamanda Ngozi Adichie „Americanah“liegt als Taschenbuc­h im Fischer Verlag um 12,40 Euro vor.

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Zeit, Bücher von Frauen zu lesen: Chimamanda Ngozi Adichie

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