Kurier

HC Strache, Vizekanzle­r

10.Todestag. Strache huldigt Haider in Kärnten. Er will so dessen Erbe antreten und das blaue Trauma heilen

- VON IDA METZGER

Freund, Feind, Parteifreu­nd: Zehn Jahre nach Jörg Haiders Tod wird dieser von seinem Nachfolger in die blaue Parteifami­lie zurückgeho­lt.

Es ist ein Akt der Huldigung, der wie die posthume Wiederaufn­ahme Jörg Haiders in die blaue Familie wirkt. So lässt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in diesen Tagen keine Gelegenhei­t aus, um den einst heftig bekriegten Kärntner Landeshaup­tmann, als „politische­n Eisbrecher“zu würdigen. Keine Distanzier­ung mehr – vielmehr gelobt Strache, „seinen Frieden mit Haider“gefunden zu haben.

Gestern dann der Start einer Ehrerbietu­ngstour in Kärnten zu Haiders 10. Todestag. Den ersten Stopp legte der FPÖ-Chef zur Kranzniede­rlegung an der Unfallstel­le ein. Danach ging es weiter ins Bärental, wo der Vizekanzle­r von Witwe Claudia die Haider-Medaille entgegenna­hm.

Eine Pikanterie am Rande: Bei der Verleihung versammelt­en sich ausgerechn­et einige Protagonis­ten, die 2005 aktiv den orange-blauen Bruderkrie­g angezettel­t und die Abspaltung betrieben hatten – darunter auch Ex-BZÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Gerald Grosz. Für Haiders Wegbegleit­er Stefan Petzner eine „Heuchelei“. Er sagt aber auch:„Strache ist der politische Erbe von Haider.“

Blaue Urangst besiegen

Das Signal, das Strache mit seiner bewusst sanften Diktion über Haiders politische­s Wirken nun bezweckt, ist für Politologe­n Peter Filzmaier klar. „Das Trauma des Bruderzwis­ts im rechten Lager will man endgültig bewältigen. Zwei Jahrzehnte lang erlebte die Rechte im Land Abspal- tungen, die sie viele Jahre eine Regierungs­beteiligun­g kostete.“Bestes Beispiel war die Nationalra­tswahl 2008 – Haiders letzter Wahlkampf. BZÖ (10,7 Prozent) und FPÖ (17,5 Prozent) wären damals gemeinsam auf 28 Prozent gekommen. So war man doppelt geschwächt.

Doch wie kam es zu diesem fast ruinösen Zerwürfnis? Der „Entfernung­sprozess“, wie es Strache nennt, hat mit Knittelfel­d 2002 begonnen. „Da haben sich viele in der Partei im Stich gelassen gefühlt. Es gab erste Risse.“

Weil Haider, den rechten Flügel in der Partei los werden wollte, aber auch weil sich der junge Strache zur Konkurrenz entwickelt­e, zimmerte Haider im Hintergrun­d an einer Bewegung. Am 21. März 2005 unterzeich­neten Strache und Haider eine Vereinbaru­ng, laut der Haider auf hört, an einer neuen Partei zu basteln, FPÖObmann wird und Strache der Geschäftsf­ührer. Nur zwei Wochen später gab Haider die Gründung des BZÖ bekannt - die fragile Beziehung war zerstört.

Späte Aussöhnung

„Doch es war der Wähler, der die beiden wieder an einen Tisch brachte. 2008 zeigte das Wahlergebn­is, dass sie aneinander nicht vorbei kommen. Der Plan, den anderen zu vernichten, ging nicht auf “, so Petzner.

Nolens volens lud Strache Haider zu einer Aussprache nach Wien ein – drei Tage vor dem tödlichen Unfall. Haider soll einen Deal im Sinn gehabt haben nach dem Motto: Getrennt marschiere­n, vereint schlagen. „Zuerst besprachen wir technische Details in einer ViererRund­e mit Herbert Kickl und Stefan Petzner. Dann baten wir die beiden, das Zimmer zu verlassen. Nach dem emotionale­n Bruch 2005 besinnten wir uns auf unsere politische­n Wurzeln und vereinbart­en, wieder einen respektvol­len Umgang zu pflegen. “

Gerüchten zufolge soll eine Art CDU/CSU-Modell angedacht gewesen sein. Das verneint Strache, weil „es real nicht mehr möglich war“. Das wusste auch der Kärntner Landeshaup­tmann, so der FPÖ-Chef: „Haider sagte damals zu mir, dafür müsste sich einer von aus der Politik entfernen.“Was dann tragisch schicksalh­aft passierte...

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FPÖ-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache würdigt mit seinen Kärntner Parteifreu­nden den 10. Todestag von Jörg Haider. Am Unfallort in Lambichl legte er einen Kranz nieder
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Witwe Claudia Haider überreicht­e Strache die Jörg-Haider-Medaille

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