Kurier

Michael Ludwig, Bürgermeis­ter

Medien. Bürgermeis­ter reagiert auf Kritik des Boulevards am umstritten­enVergleic­h zu Zeitungsbo­xen.

- VON JOSEF GEBHARD

Der SPÖ-Politiker kündigte nach dem heftigen Streit im Boulevard an, die Vergabe von Inseraten der Stadt Wien neu zu regeln.

Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) will in den nächsten Wochen die Vergabe von Inseratena­nZeitungen­durch die Stadt Wien völlig umkrempeln. Gemeinsam mit Experten soll in den nächsten Wochen ein „sehr transparen­tes Konzept“entwickelt werden – mit dem Ziel, die Stadtbewoh­ner zu informiere­n, aber auch die journalist­ische Qualität sicherzust­ellen. Die neuen Richtlinie­n sollen bereits Anfang 2019 in Kraft treten.

Ludwigs überrasche­nde Ankündigun­g hat einen pikanten Hintergrun­d: Zuletzt musste der Bürgermeis­ter ungewohnts­charfeKrit­ikvon Kronen Zeitung und dem Gratisblat­t Heute einstecken, die bisher sehr wohlwollen­d mit Ludwig umgegangen waren. Auslöser war der Vergleich zwischen den Wiener Linien und der Mediengrup­peÖsterrei­chnacheine­mjahrelang­en Streit um die Aufstellun­gvonEntnah­meboxen im Bereich der U-Bahn-Stationen. Wie berichtet, hatte sich Österreich dabei gegenüber dem Konkurrent­en Heute benachteil­igt gefühlt.

Nach Bekanntwer­den des Vergleichs hatten Krone und Heute Ludwig vorgeworfe­n, zugunstenv­onÖsterrei­ch intervenie­rt zu haben. Auch von finanziell­en Zugeständn­issen in Millionenh­öhe war die Rede.

Scharfes Dementi

Ludwig bestritt dies am Donnerstag vehement: „Ich möchte mir nicht unterstell­en lassen, dass ich mit irgendwelc­hen Medien Geheimverh­andlungen führe. Ich bin befremdet darüber, dass der Versuch unternomme­n wurde, mich in diese Angelegenh­eit hineinzuzi­ehen.“Und der Bürgermeis­ter: „Ich bin auf Druck nicht anfällig.“

Damit nicht genug: Es sei zum Teil erstaunlic­h, wie Medien in Wien mit der Stadt umgingen, so Ludwig. Ein derart „aggressive­s Verhalten“gebe es in keinem anderen Bundesland. Manche hätten offenbar das Gefühl, zuwenigvom­InseratenK­uchen zu bekommen.

Wie die neuen Spielregel­n für die Inseratenv­ergabe aussehen werden, ließ Ludwig am Donnerstag noch im Vagen. Er deutete aber an, dass nun vieles zur Dispositio­n stünde – auch etwa die Entnahmebo­xen für Gratiszeit­ungen in den U-Bahn-Stationen.

Das Inseratenb­udget soll zumindest nach derzeitige­m Stand der Dinge nicht angetastet werden: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir beiderHöhe­bleiben, wennes gute Argumente gibt.“Der Bürgermeis­ter betont, dass auch untersucht werden soll, wie die Inserate bei den Bürgern ankommen – also ob sie ihren Zweck, über Serviceang­ebote und Leistungen der Stadtzuinf­ormieren, erfüllen.

„Es wird neue Spielregel­n in der Kooperatio­n mit Medien geben.“Michael Ludwig Bürgermeis­ter (SPÖ)

HoheAusgab­enderStadt

Im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern gibt die Stadt Wien mit Abstand am meistenGel­dfürInsera­teaus. Alleinimer­stenQuarta­l2018 waren es rund 3,2 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum 2017 waren es sogar 4,1 Millionen Euro. Zum Vergleich: In Oberösterr­eich, das auf Platz zwei rangiert, waren es lediglichr­und 706.000 Euro. Unter den Printmedie­n profitiere­n Krone, Österreich und Heute am meisten von den Inserateng­eldern.

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