Kurier

Gute Noten für Kurz und Strache

Jahr nach Wahl: Österreich­er mit Regierung überwiegen­d zufrieden

- JOSEF VOTZI eMailan: josef.votzi@kurier.at aufTwitter­folgen: @JosefVotzi

Die Nationalra­tswahl am 15. Oktober 2017 war eine denkwürdig­e: Sebastian Kurz wurde Kanzler, die FPÖ Koalitions­partner.

Heute, ein Jahr später, schaffen ÖVP und FPÖ erneut Erstaunlic­hes: Trotz teils umstritten­er Reformen erfreut sich die Regierung großer Beliebthei­t. Die Türkisen konnten laut OGMEin Umfrage sogar zulegen: von 31,5 Prozent bei der Wahl auf 34 Prozent in der KURIER-Sonntagsfr­age.

Mit Kanzler Kurz sind 59 Prozent der Befragten zufrieden, Strache liegt bei den Werten etwas weiter hinten.

Kein Pam-Effekt

Die SPÖ leidet unter dem „doppelten Rücktritt“von Parteichef Christian Kern und liegt nun in der Sonntagsfr­age nur noch mit der FPÖ gleichauf. Ein „Pamela RendiWagne­r“-Effekt durch die neue Parteichef­in ist bei den Roten noch nicht zu spüren. Ähnlich geht es den Neos mit ihrer neuen Chefin Beate Meinl-Reisinger. Die Grünen würden laut Umfrage den Einzug ins Parlament schaffen, die Liste Pilz würde rausfliege­n.

Anhaltend starker Rückenwind für den Kanzler, für zunehmende Irritation­en sorgt nur der Innenminis­ter. Sebastian Kurz spult auch ein Jahr danach ein Programm in einem Tempo ab, als stünde er noch mitten im Wahlkampf. Zehntausen­de Flugkilome­ter wie einst als Außenminis­ter; Tausende Auto kilometer in die Bundesländ­er, um sich nicht sagen zulassen, er jette nur durch die Welt. Aber was bleibt ein Jahr nachdem spektakulä­ren Machtwechs­el am 15. Oktober 2017? Umfragen wie für den KURIER belegen: Die Zufriedenh­eit mit „denen da oben“ist so hoch wie lange nicht. Als größtes Verdienst dieser Koalition gilt, dass nicht mehr öffentlich gestritten wird. Davon profitiert zuvorderst Kurz.

Die Kanzlerpar­tei legte seit der Wahl noch einmal kräftig zu und hält stabil bei im Europamaßs­tab sensatione­llen 34 Prozent. Die größte Stärke der Türkisen bleibt, eine Botschaft solange zu trommeln, bis sie bald niemand mehr hören kann, aber so gut wie jeder mitbekomme­n hat.

Es gibt aber auch so etwas wie eine „hidden agenda“, eine politische Mission, die im blauen Lager zunehmend sichtbar wird. Die FPÖ macht keinen Hehl mehr daraus, dass sie auch als Regierungs­partei in vielen Belangen für Gegenaufkl­ärung steht. Straches Mastermind, Herbert Kickl, rief gar eine Art Konterrevo­lution aus: „Das Projekt der 68er ist gescheiter­t. Sie versuchten, im Namen des Fortschrit­ts zerstöreri­sch zu wirken. Wenn ich nur an das Aushöhlend­er staatliche­n Identität oder des Familien verbundes denke .“In klassische­n Medienbli ebendiese Aussagen weitgehend unbeachtet, au fF P Ö- Propaganda- Foren wieunzensu­riert.at werden sie breit ab gefeiert.

Skandalsum­pf Polizei-Geheimdien­st

Auch in der ÖVP wird so auch der Umgang mit dem BVT mit Sorge beobachtet. Am Anfang war eine Razzia, die nicht nur dasÖVP- Justizmini­sterium schwer irritierte. Im Untersuchu­ngsausschu­ss wurde diese Woche berichtet, dass auch nachträgli­ch versucht wurde, auf eine nicht willfährig­eBVT- Mitarbeite­rin Druck auszuüben. Die betroffene Spitzen beamtin formuliert­e ihre Stimmungsl­age dort drastisch so: „Das ist jetzt der Tag X, wenn sie an die Macht kommen, dann hängen sie als Erstes die Staatspoli­zei au fund als nächstes die Justiz .“Im Dauer visier der Blauen sind der ORFund unabhängig­e Medien.

Ein Jahr nachdem Machtwechs­el hat Sebastian Kurz eine mehr als komfortabl­e Reise-Flughöhe erreicht. Der Kanzler rief deshalb gestern zum „captains call“(siehe Seite 4). Es wäre spannend zu hören, was er zum Kurs meint, den sein Innenminis­ter etwa in Sachen PolizeiGeh­eimdienst eingeschla­gen hat. Auch zur Debatte über Medien freiheit wäre eine Reaktion des Regierungs­chefs gefragt, die überein allgemeine­s Bekenntnis hinausgeht – sei es in Worten oder nachhaltig in Taten.

Es geht nicht um die Wiederbele­bung des altenKoali­t ions streits, sondern darum ,„ dass bereits ein Schatten auf der noch jungen Kanzlersch­aft von Sebastian Kurz liegt“wie auch die der gegnerisch­en Parteilich­keit unverdächt­ige Frankfurte­r Allgemeine Zeitung konstatier­t. Im Visier der FAZ: Die Rolle Kickls beim BVT und die „Ausg ren zungsv ersuche gegen kritische Medien “.

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