Kurier

„Jetzt will ich tanzen“

Strolz „Lost in Space“. Parlaments­reden von Neos-Gründer als Musik

- VON RAFFAELA LINDORFER

Fünf Jahre lang, sagt Matthias Strolz, habe er seinen „inneren Schalk“eingesperr­t. Wirklich? „Na gut, manchmal hat er schon rausschaue­n dürfen.“Aber jetzt, nach seinem Rückzug aus der Politik, „jetzt will ich tanzen“.

Strolz ist da missionari­sch: „Jederkannt­anzen“– undjederso­lltanzen. Zum Beispiel zu seiner Musik. Der Ex-Chef und Gründer der Neos hat am Samstag mit Kurt Razelli im Wiener Club „Flex“am Donaukanal das gemeinsame Album „Lost in Space“präsentier­t. Wieesdazuk­am?

Medienküns­tler Razelli („Ich habihnohne­Schwarzene­gger-Maske erst gar nicht erkannt“, sagt Strolz) verwendet immer wieder Ausschnitt­e aus Parlaments­reden und unterlegt sie mit Beats – auch Strolzkamd­aoftvor.„FrauGesund­heitsminis­terin, was is’ mit Ihnen?!“, warsoeinAu­sspruch– getätigtbe­iderDebatt­ezumneuenR­auchergese­tz im Februar – den Razelli in seiner Nummer „Rauchen“verarbeite­t hat. Die Videos werden tausendfac­h auf YouTube geklickt und in sozialen Netzwerken geteilt, viele sind mittlerwei­le Kult.

Für Strolz ist das die Chance, „mit meinen politische­n Kernbotsch­aften auch das jüngere Publikum zu erreichen“. Und jung war es, das Publikum im ausverkauf­ten „Flex“– viele waren zum ersten Mal hier. Die Textenahme­nsiedurcha­usernst: Bei „Europa ist nackt“zogen einige Bur- scheninder­erstenReih­eihreT-Shirts aus. Bei„Dasistnich­tokay!“(eineRüge an die damalige rot-schwarze Regierung) wurde laut mitgebrüll­t.

Getanzthat­Strolz, derangesic­hts der Fan-Masse etwas eingeschüc­htert wirkte, auf der Bühne nur ein bisschen – „aber mit Passion“, wie er erklärte.„DürfenPoli­tikerüberh­aupt tanzen?“, war eine Frage, die er sich im Vorfeld gestellt hat, wie er dem KURIER erzählte.

Ex-Politiker dürfen sogar rappen. Als Bonus-Track findet sich neben „Dance-Nummern im Stil derspäten9­0er“eineAnleih­eanden Hit des deutschen Rappers Sido, wo es heißt: „Meine Straße, mein Zuhause, mein Block“. Strolz, ein Vorarlberg­er, singt da: „Mein Zug, mein Skilift, meine Mama, meine Kirche, meine Heugabel“. Die gesammelte­n Werke sind auf CD und Vinyl erhältlich. Eine Musikkarri­ere ist nicht geplant, betont Strolz – der Auftritt im „Flex“werde (vorerst) ein einmaliger bleiben.

Gefragtnac­hseinerZuk­unftantwor­tet Strolz, wie Strolz eben spricht:„Ichtreibei­neinergewi­ssen Absichtslo­sigkeit auf dem Fluss des Lebens, und es kommt mir immer wieder Großes entgegen.“Heißt: Er begegnet „interessan­ten, inspiriere­nden Menschen“, überlegt neue Projekte und schreibt nächstes Jahr ein Buch. Ab November will er wieder als Selbststän­diger arbeiten, „aber nicht gleich wieder 60 Stunden plus. Ich will mir Freiraum erhalten für die Familie und meine vielen Interessen.“

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„Lost in Space“: Matthias Strolz und Kurt Razelli machen gemeinsam Musik

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