„Jetzt will ich tanzen“
Strolz „Lost in Space“. Parlamentsreden von Neos-Gründer als Musik
Fünf Jahre lang, sagt Matthias Strolz, habe er seinen „inneren Schalk“eingesperrt. Wirklich? „Na gut, manchmal hat er schon rausschauen dürfen.“Aber jetzt, nach seinem Rückzug aus der Politik, „jetzt will ich tanzen“.
Strolz ist da missionarisch: „Jederkanntanzen“– undjedersolltanzen. Zum Beispiel zu seiner Musik. Der Ex-Chef und Gründer der Neos hat am Samstag mit Kurt Razelli im Wiener Club „Flex“am Donaukanal das gemeinsame Album „Lost in Space“präsentiert. Wieesdazukam?
Medienkünstler Razelli („Ich habihnohneSchwarzenegger-Maske erst gar nicht erkannt“, sagt Strolz) verwendet immer wieder Ausschnitte aus Parlamentsreden und unterlegt sie mit Beats – auch Strolzkamdaoftvor.„FrauGesundheitsministerin, was is’ mit Ihnen?!“, warsoeinAusspruch– getätigtbeiderDebattezumneuenRauchergesetz im Februar – den Razelli in seiner Nummer „Rauchen“verarbeitet hat. Die Videos werden tausendfach auf YouTube geklickt und in sozialen Netzwerken geteilt, viele sind mittlerweile Kult.
Für Strolz ist das die Chance, „mit meinen politischen Kernbotschaften auch das jüngere Publikum zu erreichen“. Und jung war es, das Publikum im ausverkauften „Flex“– viele waren zum ersten Mal hier. Die Textenahmensiedurchausernst: Bei „Europa ist nackt“zogen einige Bur- schenindererstenReiheihreT-Shirts aus. Bei„Dasistnichtokay!“(eineRüge an die damalige rot-schwarze Regierung) wurde laut mitgebrüllt.
GetanzthatStrolz, derangesichts der Fan-Masse etwas eingeschüchtert wirkte, auf der Bühne nur ein bisschen – „aber mit Passion“, wie er erklärte.„DürfenPolitikerüberhaupt tanzen?“, war eine Frage, die er sich im Vorfeld gestellt hat, wie er dem KURIER erzählte.
Ex-Politiker dürfen sogar rappen. Als Bonus-Track findet sich neben „Dance-Nummern im Stil derspäten90er“eineAnleiheanden Hit des deutschen Rappers Sido, wo es heißt: „Meine Straße, mein Zuhause, mein Block“. Strolz, ein Vorarlberger, singt da: „Mein Zug, mein Skilift, meine Mama, meine Kirche, meine Heugabel“. Die gesammelten Werke sind auf CD und Vinyl erhältlich. Eine Musikkarriere ist nicht geplant, betont Strolz – der Auftritt im „Flex“werde (vorerst) ein einmaliger bleiben.
GefragtnachseinerZukunftantwortet Strolz, wie Strolz eben spricht:„Ichtreibeineinergewissen Absichtslosigkeit auf dem Fluss des Lebens, und es kommt mir immer wieder Großes entgegen.“Heißt: Er begegnet „interessanten, inspirierenden Menschen“, überlegt neue Projekte und schreibt nächstes Jahr ein Buch. Ab November will er wieder als Selbstständiger arbeiten, „aber nicht gleich wieder 60 Stunden plus. Ich will mir Freiraum erhalten für die Familie und meine vielen Interessen.“