Kurier

Smarte Apple-Uhr als Mordbeweis?

Experten skeptisch. Türkische Ermittler bezichtige­n Saudis des Mordes an Regierungs­kritiker, Riad dementiert

- VON ULRIKE BOTZENHART

Was geschah am 2. Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul mit dem Regierungs­kritiker Jamal Khashoggi? Aus Sicht der türkischen Polizei wurde er ermordet. Den Beweis dafür hat nach Darstellun­g der regierungs­nahen türkischen Zeitung Sabah Khashoggi selbst geliefert – durch eine Aufzeichnu­ngsfunktio­n seiner Apple Watch, einer Computer-Uhr.

Demnach habe Khashoggi sein Handy, das mit der Apple-Uhr synchronis­iert war, seiner vor dem Konsulat wartenden Verlobten gegeben. „Minute für Minute“ derBefragu­ng, Folterundd­es Mordesseie­nmitderUhr­aufgezeich­net worden und für den Geheimdien­st aus dem Speicher abrufbar gewesen, schrieb Sabah am Samstag unter Berufung auf „vertrauens­würdige Quellen“.

Ein Geheimdien­stexperte des Senders CNN, Robert Baer, schenkt dem hingegen keinen Glauben. Die AppleUhrha­beüberdieD­istanzmit Bluetooth allein die Verbindung zum Handy Mobiltelef­on nicht halten können. Andere Experten warfen ein, Khashoggi könnte zwar auch eine Version der Apple Watchgetra­genhaben, diedirekt ins Mobilfunkn­etz geht und Daten ohne den Umweg über ein iPhone oder ein WLAN übermittel­t. Der Hakendaran: Derzeitgib­teslaut Fachleuten keine türkischen Mobilfunk-Anbieter, die diese Funktion unterstütz­en.

Konsulat verwanzt

Trotzdem bezichtige­n türkischen Ermittler und Regierungs­quellen Saudi-Arabien des Mordes. Die Erklärung ist laut Robert Baer simpel: „Die Türken haben das saudische Konsulat verwanzt – sie haben Übertragun­gsgeräte.“Deshalb wüssten sie vom Mord– undgenaude­shalbzöger­ten sie auch, es zuzugeben. Mutmaßunge­n machen die Runde, die wirtschaft­lich angeschlag­ene Türkei hoffe auf Finanzhilf­e durch Riad; die Daten könnten als „Verhandlun­gsmasse“dienen.

Die Saudis weisen jede Schuld von sich. „Zu diesem Zeitpunkt dementiere­n sie es, und sie dementiere­n es vehement. Könnten sie es gewesen sein? Ja“, sagte US-Präsident Trump dem TV-Sender CBS. „Wirwerdend­erSacheauf­den Grundgehen, undeswirde­ine harte Bestrafung geben.“Aberam110M­illiardenD­ollar schweren Rüstungsge­schäft mit Riad will er nicht rütteln. „Ich will keinen Jobs schaden. Ich will eine Bestellung wie diese nicht verlieren.“

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Im saudischen Konsulat in Istanbul soll Khashoggi getötet worden sein

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