„Diese Vereine endlich kontrollieren“
Razzia bei Österreichischem Tierschutzverein. Madeleine Petrovic fordert Maßnahmen gegen schwarze Schafe
Zahlreiche Polizisten stürmtenamDienstagdieBürosdes Österreichischen Tierschutzvereins (ÖTV) in Wien-Floridsdorf und in Salzburg. Grund waren Ermittlungen der Salzburger Staatsanwaltschaft nach einer anonymen Anzeige, in der die Unterschlagung von „einigen Hunderttausend Euro“in den Raum gestellt wird, außerdem würde die Führung mit Luxusfahrzeugen unterwegs sein. DerVereinbestreitetalle Vorwürfe massiv.
Entsprechende Verdachtsmomente sind nicht neu und wurden bereits 2011 erhoben, als der KURIER über die dubiosen Hintergründe der „Tierfreunde“berichtete. Mit Prominenten wie Ingrid Thurnher oder Otto Schenk – die vielfach erschüttertwarenüberdenteilweisen Missbrauch ihres Namens – wurde für den Verein geworben. Auch um Testamentewurdegebuhlt, sowurde etwa ein Musterbrief ver- öffentlicht, mit dem man seine Verwandten enterben und alles dem ÖTV überschreiben konnte. Und just aus diesen Erbschaften soll nun Geld abgezweigt worden sein, so der Verdacht. Entsprechende Akten und Datenträger des Vereins wurden laut Polizei sichergestellt und untersucht. Der Hauptbeschuldigte soll Sparbücher zu seinen Gunsten aufgelösthaben. Offenbarergaben auch BankenauskünftederJustizHinweisedarauf.
Kein Spendengütesiegel
Der ÖTV ist Madeleine Petrovic, der Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins bereits seit Jahren ein Dorn im Auge – auch weil die beiden Vereine mitunter verwechseltwerdenodereinanderzugeordnet werden. Sie betont, dass der ÖTV kein Spendengütesiegelhat, ihrVereinhingegenschon. Auchgebeesdie angeblich österreichweite Tierrettung des ÖTV vermutlich gar nicht: „In Wien werdenimmerwirgefragt, obwir kommenkönnen. DerÖTVist ein Trittbrettfahrer von uns.“
Auf der Homepage des ÖTV ist jedenfalls nur ein Kontakt für die Tierrettung in Gmunden und Vöcklabruck angegeben. Auch die behaupteten luxuriösen Fahrzeuge des ÖTV gibt es in Wien beim Tierschutzverein nicht: „Wir haben eine Wirtschaftsprüferin, die sehr streng ist. Ich diskutiere mit ihr um jedes Packerl Kopierpapier. Ich arbeite ehrenamtlich als Präsidentin und Geschäftsführerin, damit das nichts kostet.“Der Verein habeeinBudgetvonfünfMillionen Euro und muss damit 75 Mitarbeiter finanzieren. „Wenn die ähnliche Einnahmenhabenwiewir, dannkönnen sie in Saus und Braus leben“, meint Petrovic.
Siefordertnuneinestrengere Kontrolle der Tierschutzvereine etwa durch den Konsumentenschutz oder die Arbeiterkammer. „Diese Vereine müssen endlich kontrolliert werden“, sagt Petrovic. Sie überlegt auch eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft und sie zählt auch gegenüberdemKURIERzwei weitere Vereine im Bereich Tierschutz auf, die sie als unseriös ansieht. „Die ganzen ehrlichen Vereine wären froh darüber, wenn da endlichetwasgeschehenwürde“, ist sich Petrovic sicher.
DerÖTVließeineAnfrage des KURIER bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Gegenüber den Salzburger Nachrichten meinte der Verdächtige, dass es sich bei den Vorwürfen gegen ihn um „böswillige Verleumdungen“handelt. Er vermutet die Rache ehemaliger Mitarbeiter des Vereins.