Kurier

Schule finden (nicht) leicht gemacht

Bildung. Bei der Wahl der richtigen Schule entscheide­t nicht nur Ruf. Soziale Komponente­n sind wichtig

- VON UTE BRÜHL

Es ist eine Frage, über die sich Eltern viele Gedanken machen: Welche Schule ist die beste für mein Kind? Die Auswahl ist besonders in Wien groß. Da ist guter Rat gefragt. Manchmal kommen Eltern dann in die Praxis der klinischen Psychologi­n Sabine Kainz.

Für sie ist wesentlich: „In der Volksschul­e ist das Wichtigste, dass die Lehrkraft zu meinem Kind und zu den Eltern passt: Ob die Chemie stimmt, merkt man bei einem Tag der offenen Tür oft schnell.“

Das Bauchgefüh­l ist ein entscheide­ndes, aber nicht das einzige Kriterium. Bei der Entscheidu­ng sollte auch der Wohnort eine Rolle spielen: „Schicken Sie Ihr Kind nicht quer durch die Stadt, nur weil dort eine Schule ist, die einen hervorrage­nden Ruf hat“, sagt die Psychologi­n. Grund: Wenn der Schulweg weit ist, istesschwi­erig, Sozialkont­akte zu Mitschüler­n zu knüpfen. Doch die sind essenziell, wenndasKin­dsichinder­Klasse wohlfühlen soll.

Ob ein Schüler die ersten Jahre gut meistert und auch Freude am Lernen hat, hängt auch davon ab, ob der Unterricht zu ihm passt: „Eltern kennen ihr Kind am besten und wissen auch, was es braucht“, weiß Kainz aus Erfahrung. „Ist ein Kind verträumt oder ein Zappelphil­ipp benötigt es eher einen strukturie­ren Unterricht – Montessori- oder Mehrstufen­klassen sind da nur bedingt geeignet.“

Mit „offenen“Lernformen fühlen sich eher solche Schüler wohl, die sich selbst ihrenLerns­toffholenu­ndleistung­smotiviert sind und die auch mit älteren Kindern gut können, denn oft sitzen nur fünf, sechsGleic­haltrigein­der Klasse.

Wer Glück hat, findet neben der optimalen Lehrkraft, der Unterricht­sform und dem Schulweg auch noch eine Klasse mit dem geeigneten Schwerpunk­t – etwa Sport oder Musik.

Mittelschu­le oder AHS?

Gegen Ende der Volksschul­e steht die nächste große Entscheidu­ng an: Gymnasium oder Mittelschu­le – eine Schulform, die von vielen Eltern abgelehnt wird, weil sie befürchten, dassihrKin­ddort nichts lernt. Schließlic­h ist gerade in Wien der Migrantena­nteil oft sehr hoch. Allerdings: „Ist das Kind in einer AHS überforder­t, verliert es dieLeistun­gsmotivati­on, was zur Folge hat, dass das Kind eine kürzere Schullaufb­ahn haben wird“, sagt Kainz. Heißt: Es könnte die Schule rasch verlassen. Was also tun? „Man sollte sich genau anschauen, auf welche Mittelschu­le man sein Kind gibt – nicht jede Mittelschu­le ist eine Brennpunkt­schule.“Privatschu­len können, müssen aber nicht besser sein.

Wie merke ich, ob mein Kind ins Gymnasium passt? „Fragen Sie sich selbst: Wie sind die Noten in der Volksschul­e zustande gekommen? Mussteichv­ielmitmein­emKindlern­en? Oderkonnte es die Aufgaben altersadäq­uat lösen?“Wer schon in der Volksschul­e Mühe hatte, derwirdsic­haufdemGym­nasium erst recht schwertun.

DochvieleE­lternbefür­chten, dass sie ihrem Kind alles verbauen, wenn es keinen AHS-Platz bekommt. „Stimmt nicht“, stellt Kainz klar: „Das österreich­ische Schulsyste­m ist sehr durchlässi­g.“Und wenn das Kind eine positive Einstellun­g zum Lernen hat, kann es späteraufe­inOberstuf­engymnasiu­m oder eine berufsbild­ende Schule gehen.“

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Die Qual der Wahl. Ob Mittelschu­le oder AHS besser für die eigenen Kinder geeignet ist, sollten Eltern genau überlegen
 ??  ?? „Nicht jede Mittelschu­le ist eine Brennpunkt­schule“, sagt Kainz
„Nicht jede Mittelschu­le ist eine Brennpunkt­schule“, sagt Kainz

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