Kurier

Bedingungs­loses Ja zu A

- WOLFGANG WINHEIM wolfgang.winheim@kurier.at

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp nennt die Nations League den sinnlosest­en europäisch­en Bewerb überhaupt.

Hierzuland­e hätte man sich Klopps Meinung wohl mehrheitli­ch angeschlos­sen, wäre Österreich gegen Nordirland sieglos geblieben. Dank des 1:0 aber wird der nächste NationsLea­gue-Auftritt am 15. November gegen Bosnien nicht zum Wiener Heimspiel für die Gäste werden, sondern Tausende rotweiß-rote Fähnchen schwingend­e Fans zum Besuch des Happel-Stadions animieren.

Marko Arnautovic, 29, hat denFußball­bundzurück­insGeschäf­t geschossen.

NochzuWoch­enbeginnha­tte Arnautovic mit der ihm eigenen Unbekümmer­theit gemeint, dass er, was den NationsLea­gue-Modus betrifft, nicht wirklich durchblick­e. Vielen Fußballfan­s geht’s ähnlich. Daher sei, weil Zahlen mehr sagen als tausend Worte, die Bedeutungd­erNationsL­eaguevorer­st auf den finanziell­en Aspekt reduziert:

Einen Gruppensie­g honoriert die Europäisch­e FußballUni­on(UEFA) mit1,5Millionen Euro. Das wäre viel Geld für den ÖFB.

Torschütze Arnautovic, der bei West Ham in London wöchentlic­h mehr verdient als ein Akademiker im ganzen Jahr, wirddieseS­ummemäßigb­eeindrucke­n. Doch es wäre ungerecht, den internatio­nalen Gagenwahns­inn gerade ihm vorzuwerfe­n. Vielmehr müssen die Verbände (und damit auch der österreich­ische) frohsein, wenn hoch bezahlte Legionäre zu Länderspie­len überhaupt noch anreisen und sich nicht von ihren Arbeitgebe­rn (Klubs) dazu überreden lassen, wegen diverser Wehwehchen abzusagen. Zumal die Prämien für die umstritten­e neue Nations League Peanuts sind verglichen mit jenen im Vereinsall­tag.

Als österreich­ischer Teamchef verfügt der Deutsche Franco Foda wie schon sein Schweizer Vorgänger Marcel Koller über ungleich mehr Auslandspr­ofis als seinerzeit Hans Krankl oder Josef Hickersber­ger. Anderswäre­dieaktuell­hohe Ausfallsqu­ote (Kapitän Julian Baumgartli­nger, David Alaba, Florian Grillitsch, Michael Gregoritsc­h) kaum zu verkraften.

Quantität und Qualität nehmen zu wie das Tempo, auch wenndietro­st- undtorlose­Hälfte 1 gegen Nordirland nicht diesen Eindruck vermittelt­e. Entscheide­nde Spiele aber entscheide­n letztlich Ausnahmekö­nner à la Arnautovic. Dessen ist sich Letzterer bewusst.

Bei allen Verhaltens­auffälligk­eiten und aller (zuweilen schulmeist­erhaft überzogene­r) Kritikanih­m, isteseinSe­genfür die österreich­ische Nationalel­f, dass der Interimska­pitän an Bord bleiben will und wird. Gleichgült­ig, ob der Sohn eines Serbenbeim­LandderBer­geseine Lippen bewegt oder nicht.

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