Heißes Derby abseits des Rasens
Bundesliga. Rapid will das Ende der Kollektivstrafen, beschlossen werden könnte das Gegenteil Mit großer Verstärkung in das Endspiel gegen Russland
Selten gab es vor einer Klubkonferenz der Bundesliga so viel Diskussionsstoff und auch Gerüchte wie aktuell. Am Dienstag tagen die Klubvertreter, besonders heiß hergehenwirdesbeimTagesordnungspunkt „Verbandsstrafen nach sicherheitsrelevanten Vorfällen“.
Zur Vorgeschichte: Ein Fan-Kongress im Juni endete mit der Forderung der Abschaffung von Geisterspielen und Sektorsperren. Nach Beratungen mit dem früheren Basel-Präsidenten Heusler übernahm Rapid diese Position „gegen Kollektivstrafen“und brachte einen entsprechenden Antrag ein. Mit 7:9 (bei vier Enthaltungen) wurde der Wunsch am 21. JunivondenBundesligisten knapp abgelehnt.
Allerdings wurde beschlossen, die Sanktionsmöglichkeit „(Teil-)Ausschluss der Öffentlichkeit“biszueinerNeuregelungauszusetzen. EstagtedieArbeitsgruppe Sicherheit. Ebenfalls abgestimmt wurde über die Sanktionsmöglichkeit „(bedingter) Punkteabzug“für die Saison nach einem FanVergehen. Das Pro-Lager kam, angeführt von der Austria, auf fünf Stimmen. Dagegen votierten, angeführt von Rapid, sieben Klubs.
Neue Mehrheiten
Üblich ist der Beschluss laut diesen Mehrheiten. Doch nachdenjüngstenAusschreitungen beim Wiener Derby wendete sich das Blatt, mehrere Klubvertreter meldeten in der Kronen Zeitung ihren Wunsch nach Punkteabzügen als Strafe an.
Rapid-Präsident Michael Krammerkämpftezuletztauf Sky verbal vehement gegen jede Art von Kollektivstrafen, weil diese „nur den Solidarisierungseffekt unter den Fans verstärken würden“– vielmehr müsse die individuelle Bestrafung von Übeltätern verstärkt werden. Wie etwadurchRegressforderungen, wie sie aktuell Rapid gegen ein Dutzend Besucher erhebt. Allerdings ist der Einfluss von Krammer nach seiner Abwahl aus dem LigaPräsidium gesunken.
InHütteldorfwirdvermutet, dass diese „Strafaktion“von LASK-Präsident Gruber organisiert wurde, weil die Rapidler durchgesetzt hatten, dass ein Teil der Ö-TopfGelder an den Zuschauerschnitt gekoppelt wird.
Wiener Wickel
Wie groß die Gräben mittlerweile zwischen den Wiener Großklubs sind, zeigte eine Aussendung der Austria nachdemjüngstenDerby. Die Violetten monierten eine „von vielen für zu milde befundene Strafe gegen Rapid“. Es wird am Dienstag wohl ein neuer Anlauf zu Punkteabzügen nach FanVerfehlungen folgen. Denn in der Aussendung heißt es: „Der FK Austria wird dementsprechend seine klare Position bei der nächstwöchigen KlubKonferenz darlegen – auch in dem Wissen, hier die Unterstützung mehrerer anderer Bundesligisten zu haben.“
Die Hütteldorfer fühlen sich brüskiert und fürchten eine aus ihrer Sicht falsche „Anlassgesetzgebung“. Hätten sie nach der Derby-Pleite dochbewusstnichtöffentlich kommuniziert, dass auf den Videoaufzeichnungen ersichtlich wäre, wie Fans aus dem Gästesektor klettern. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit Ordnern und Polizisten. Zwei Beamte wurden verletzt.
Spannungsverhältnis
Und was sagt BundesligaVorstandChristianEbenbauer zu den Wiener Wickeln, die die gesamte Bundesliga erfassen? „Es gibt einen breiten Diskussionsprozess in einem großen Spannungsverhältnis. Ein Ergebnis ist jetzt noch nicht abzuschätzen.“Ebenbauers Wunsch: „Es geht mir bei den Strafen zu sehr um ,zu viel‘ oder ,zu niedrig‘. Nochwichtigerwäre es, die Auslöser zu analysieren und zu bekämpfen.“ EM-Qualifikation. Österreichs U-21-Team hat sich mit dem 0:0 bei Gruppensieger Serbien ein kleines Endspiel gegen Russland gesichert. Am Dienstag kann die Mannschaft von Trainer Werner GregoritschmiteinemSiegin St. Pölten (18 Uhr) den Sprung ins Play-off der vier besten Gruppenzweiten schaffen. Und vom A-Team wird es für dieses wichtige Spiel Unterstützung geben: Maximilian Wöber, Konrad Laimer und auch Xaver Schlager verstärken die Mannschaft. „Die U 21 liegt mir sehr am Herzen. Ich werde alles tun, was von meiner Seite möglich ist, damit sie sich qualifiziert“, verspricht Teamchef Franco Foda.
Zwei Schlüsselspieler
Auf einem richtigen Krautacker in Novi Sad haben die Österreicher den Grundstein dazu gelegt. „Es war eine unglaubliche Leistung der Mannschaft, die heute alles ausgeblendet hat und sich selbst mit einem Punkt belohnt hat. Und wir haben die Schlüsselspieler der Serben großteils aus dem Spiel genommen“, sagt Gregoritsch, der vor allem die Darbietungen von Tormann Alexander Schlager und Abwehrchef Philipp Lienhart lobt. Der Verteidiger ließ mit seinen Defensivkollegen nach Startschwierigkeiten nur noch wenig zu, mit Schlager hatte Österreichs Team in kritischen Situationen einen sicheren Rückhalt. Nur bei einem Stangenschuss wäre der LASK-Keeper geschlagen gewesen.
Jetzt gilt der Blick Richtung Dienstag: „Wir freuen uns auf den Showdown in St. Pölten“, sagt Gregoritsch.