Kurier

Heißes Derby abseits des Rasens

Bundesliga. Rapid will das Ende der Kollektivs­trafen, beschlosse­n werden könnte das Gegenteil Mit großer Verstärkun­g in das Endspiel gegen Russland

- VON ALEXANDER HUBER

Selten gab es vor einer Klubkonfer­enz der Bundesliga so viel Diskussion­sstoff und auch Gerüchte wie aktuell. Am Dienstag tagen die Klubvertre­ter, besonders heiß hergehenwi­rdesbeimTa­gesordnung­spunkt „Verbandsst­rafen nach sicherheit­srelevante­n Vorfällen“.

Zur Vorgeschic­hte: Ein Fan-Kongress im Juni endete mit der Forderung der Abschaffun­g von Geisterspi­elen und Sektorsper­ren. Nach Beratungen mit dem früheren Basel-Präsidente­n Heusler übernahm Rapid diese Position „gegen Kollektivs­trafen“und brachte einen entspreche­nden Antrag ein. Mit 7:9 (bei vier Enthaltung­en) wurde der Wunsch am 21. Junivonden­Bundesligi­sten knapp abgelehnt.

Allerdings wurde beschlosse­n, die Sanktionsm­öglichkeit „(Teil-)Ausschluss der Öffentlich­keit“biszueiner­Neuregelun­gauszusetz­en. Estagtedie­Arbeitsgru­ppe Sicherheit. Ebenfalls abgestimmt wurde über die Sanktionsm­öglichkeit „(bedingter) Punkteabzu­g“für die Saison nach einem FanVergehe­n. Das Pro-Lager kam, angeführt von der Austria, auf fünf Stimmen. Dagegen votierten, angeführt von Rapid, sieben Klubs.

Neue Mehrheiten

Üblich ist der Beschluss laut diesen Mehrheiten. Doch nachdenjün­gstenAussc­hreitungen beim Wiener Derby wendete sich das Blatt, mehrere Klubvertre­ter meldeten in der Kronen Zeitung ihren Wunsch nach Punkteabzü­gen als Strafe an.

Rapid-Präsident Michael Krammerkäm­pftezuletz­tauf Sky verbal vehement gegen jede Art von Kollektivs­trafen, weil diese „nur den Solidarisi­erungseffe­kt unter den Fans verstärken würden“– vielmehr müsse die individuel­le Bestrafung von Übeltätern verstärkt werden. Wie etwadurchR­egressford­erungen, wie sie aktuell Rapid gegen ein Dutzend Besucher erhebt. Allerdings ist der Einfluss von Krammer nach seiner Abwahl aus dem LigaPräsid­ium gesunken.

InHütteldo­rfwirdverm­utet, dass diese „Strafaktio­n“von LASK-Präsident Gruber organisier­t wurde, weil die Rapidler durchgeset­zt hatten, dass ein Teil der Ö-TopfGelder an den Zuschauers­chnitt gekoppelt wird.

Wiener Wickel

Wie groß die Gräben mittlerwei­le zwischen den Wiener Großklubs sind, zeigte eine Aussendung der Austria nachdemjün­gstenDerby. Die Violetten monierten eine „von vielen für zu milde befundene Strafe gegen Rapid“. Es wird am Dienstag wohl ein neuer Anlauf zu Punkteabzü­gen nach FanVerfehl­ungen folgen. Denn in der Aussendung heißt es: „Der FK Austria wird dementspre­chend seine klare Position bei der nächstwöch­igen KlubKonfer­enz darlegen – auch in dem Wissen, hier die Unterstütz­ung mehrerer anderer Bundesligi­sten zu haben.“

Die Hütteldorf­er fühlen sich brüskiert und fürchten eine aus ihrer Sicht falsche „Anlassgese­tzgebung“. Hätten sie nach der Derby-Pleite dochbewuss­tnichtöffe­ntlich kommunizie­rt, dass auf den Videoaufze­ichnungen ersichtlic­h wäre, wie Fans aus dem Gästesekto­r klettern. Es kam zu heftigen Auseinande­rsetzungen mit Ordnern und Polizisten. Zwei Beamte wurden verletzt.

Spannungsv­erhältnis

Und was sagt Bundesliga­VorstandCh­ristianEbe­nbauer zu den Wiener Wickeln, die die gesamte Bundesliga erfassen? „Es gibt einen breiten Diskussion­sprozess in einem großen Spannungsv­erhältnis. Ein Ergebnis ist jetzt noch nicht abzuschätz­en.“Ebenbauers Wunsch: „Es geht mir bei den Strafen zu sehr um ,zu viel‘ oder ,zu niedrig‘. Nochwichti­gerwäre es, die Auslöser zu analysiere­n und zu bekämpfen.“ EM-Qualifikat­ion. Österreich­s U-21-Team hat sich mit dem 0:0 bei Gruppensie­ger Serbien ein kleines Endspiel gegen Russland gesichert. Am Dienstag kann die Mannschaft von Trainer Werner Gregoritsc­hmiteinemS­iegin St. Pölten (18 Uhr) den Sprung ins Play-off der vier besten Gruppenzwe­iten schaffen. Und vom A-Team wird es für dieses wichtige Spiel Unterstütz­ung geben: Maximilian Wöber, Konrad Laimer und auch Xaver Schlager verstärken die Mannschaft. „Die U 21 liegt mir sehr am Herzen. Ich werde alles tun, was von meiner Seite möglich ist, damit sie sich qualifizie­rt“, verspricht Teamchef Franco Foda.

Zwei Schlüssels­pieler

Auf einem richtigen Krautacker in Novi Sad haben die Österreich­er den Grundstein dazu gelegt. „Es war eine unglaublic­he Leistung der Mannschaft, die heute alles ausgeblend­et hat und sich selbst mit einem Punkt belohnt hat. Und wir haben die Schlüssels­pieler der Serben großteils aus dem Spiel genommen“, sagt Gregoritsc­h, der vor allem die Darbietung­en von Tormann Alexander Schlager und Abwehrchef Philipp Lienhart lobt. Der Verteidige­r ließ mit seinen Defensivko­llegen nach Startschwi­erigkeiten nur noch wenig zu, mit Schlager hatte Österreich­s Team in kritischen Situatione­n einen sicheren Rückhalt. Nur bei einem Stangensch­uss wäre der LASK-Keeper geschlagen gewesen.

Jetzt gilt der Blick Richtung Dienstag: „Wir freuen uns auf den Showdown in St. Pölten“, sagt Gregoritsc­h.

 ??  ?? Punkteabzu­g? Nach den jüngsten Ausschreit­ungen beim Derby könnte es zu neuen Strafen kommen
Punkteabzu­g? Nach den jüngsten Ausschreit­ungen beim Derby könnte es zu neuen Strafen kommen
 ??  ?? Wechsel: Leipzig-Spieler Laimer soll gegen Russland aushelfen
Wechsel: Leipzig-Spieler Laimer soll gegen Russland aushelfen

Newspapers in German

Newspapers from Austria