Glanzstunden im Versuchslabor
Olympische Jugendspiele. Die Österreicher sammeln in Buenos Aires fleißig Medaillen – auch in neuen Sportarten
Man muss Anna Thurnher zugute halten, dass sie sich einen vergleichsweise simplen und leicht zu merkenden Künstlernamen ausgesucht hat. Ihre Mitstreiter nennen sich Shigekix, X-Rain oder schlicht B4, mit ihrem Ella tanzt die junge Kärntnerin da fast schon aus der Reihe.
DieSportfanswerdensich wohl daran gewöhnen müssen, dassAthletenkünftigKosenamen tragen. Spätestens dann, wenn die Breakdancer auch auf der großen Olympia-Bühne auftreten dürfen. BeidenolympischenJugendspielen in Buenos Aires gehören die Bodenakrobaten geradezudenPublikumsattraktionen, unddabeitanzteauch Anna Thurnher alias Ella zur Hochform auf: An der Seite von Bumblebee, einem SportlerausRussland, holtedie16jährigeKärntnerinimMixedTeam-Bewerb die Bronzemedaille. „Für uns ist das ext- rem wertvoll, bei der olympischen Premiere gleich eine Medaille zu holen“, sagt Vasilica Iancu, der rumänische Trainer von Anna Thurnher. „Und natürlich träumen wir davon, dass Breakdance einmal auch bei traditionellen Spielen im Programm ist.“
Imagewandel
In Buenos Aires zeigt sich gerade, in welche Richtung sichOlympiaentwickelt. Entwickeln soll. Seit der Premiere 2010 in Singapur dienen dieJugendspieleauchalsVersuchslabor für die großen Spiele. Viele Disziplinen, die dort im Kleinen von den Kleinen getestet wurden, finden sich heute bereits im olympischen Programm wieder.
Mit Trendsportarten wie Skateboarden oder Klettern (beides 2020 in Tokio erstmals im Programm) will das Internationale Olympische Komitee vor allem sein verstaubtes Image loswerden, obendrein sind künftig im Sommer wie im Winter vermehrt Mixed-Bewerbe geplant. Und dank neuer Formate sollen auch Teams aus kleineren Sportnationen bei der Medaillenvergabe zum Zug kommen können.
Nicht zuletzt wurden in Österreich die Fördermittel für den Basketball-Verband auch deshalb erhöht, weil es ab 2020 neben der klassischen Variante auch noch die Spielform drei gegen drei auf einen Korb geben wird. Dass der stellvertretende Kabinettschef im Sportministerium einst als Generalsekretär im Basketballverband fungierte, war vermutlich auch nicht hinderlich.
Erfolgsbad
In Buenos Aires sorgen die jungen Österreicher derweil indenklassischenSportarten fürdieglänzendenMomente. Die vielen Medaillen geben gerade nach dem schwachen Abschneiden bei den vergangenen beiden Sommerspielen 2012 in London (keine Medaille) und 2016 in Rio de Janeiro (eine Bronzemedaille) Anlass zur Hoffnung.
So schwimmt die Schwechaterin Marlene Kahler in Argentinien auf der Erfolgswelle. Nach ihrer Bronzemedaille über 400 Meter Freistil wurde die 17-Jährige auch über die 800-Meter-Distanz Dritte und erhöhte damit das österreichische Medaillenkonto bereits auf acht Stück Edelmetall. Mit ihrem Auftritt schaffte es Kahler sogar auf die Titelseite einer argentinischen Tageszeitung. „Das ist wahrscheinlich noch nicht vielen österreichischen Sportlern gelungen“, meinte die zweifache Dritte, die für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter einen Wunsch hat: „Ich schwimme im Training hauptsächlich alleine, weil es in Österreich nicht so viele Langstreckenschwimmer gibt. Es wäre schön, wennsichwerfindet, mitdem ich mich auch abseits der Wettkämpfe matchen kann.“
Gipfelsturm
Für die bislang einzige österreichische Goldmedaille war in Buenos Aires eine Kletterin verantwortlich: Sandra LettnerentschieddenKombinationsbewerb für sich, ihre Teamkollegin Laura Lammer kraxelte auf Rang drei. Dazu gabesnochBronzemedaillen für die Golferin Emma Spitz und den Judoka Daniel Leutgeb, der im Einzel und im Mixed-Teambewerb auf dem dritten Platz landete.
ImösterreichischenTeam wird mit weiteren Medaillen gerechnet. Mit Spannung wird vor allem der Auftritt von Laura Stigger erwartet, die Junioren-Weltmeisterin im Straßenradfahren startet an der Seite von Hannah Streicher im Teambewerb.