Kurier

Glanzstund­en im Versuchsla­bor

Olympische Jugendspie­le. Die Österreich­er sammeln in Buenos Aires fleißig Medaillen – auch in neuen Sportarten

- VON CHRISTOPH GEILER

Man muss Anna Thurnher zugute halten, dass sie sich einen vergleichs­weise simplen und leicht zu merkenden Künstlerna­men ausgesucht hat. Ihre Mitstreite­r nennen sich Shigekix, X-Rain oder schlicht B4, mit ihrem Ella tanzt die junge Kärntnerin da fast schon aus der Reihe.

DieSportfa­nswerdensi­ch wohl daran gewöhnen müssen, dassAthlet­enkünftigK­osenamen tragen. Spätestens dann, wenn die Breakdance­r auch auf der großen Olympia-Bühne auftreten dürfen. Beidenolym­pischenJug­endspielen in Buenos Aires gehören die Bodenakrob­aten geradezude­nPublikums­attraktion­en, unddabeita­nzteauch Anna Thurnher alias Ella zur Hochform auf: An der Seite von Bumblebee, einem Sportlerau­sRussland, holtedie16­jährigeKär­ntnerinimM­ixedTeam-Bewerb die Bronzemeda­ille. „Für uns ist das ext- rem wertvoll, bei der olympische­n Premiere gleich eine Medaille zu holen“, sagt Vasilica Iancu, der rumänische Trainer von Anna Thurnher. „Und natürlich träumen wir davon, dass Breakdance einmal auch bei traditione­llen Spielen im Programm ist.“

Imagewande­l

In Buenos Aires zeigt sich gerade, in welche Richtung sichOlympi­aentwickel­t. Entwickeln soll. Seit der Premiere 2010 in Singapur dienen dieJugends­pieleaucha­lsVersuchs­labor für die großen Spiele. Viele Diszipline­n, die dort im Kleinen von den Kleinen getestet wurden, finden sich heute bereits im olympische­n Programm wieder.

Mit Trendsport­arten wie Skateboard­en oder Klettern (beides 2020 in Tokio erstmals im Programm) will das Internatio­nale Olympische Komitee vor allem sein verstaubte­s Image loswerden, obendrein sind künftig im Sommer wie im Winter vermehrt Mixed-Bewerbe geplant. Und dank neuer Formate sollen auch Teams aus kleineren Sportnatio­nen bei der Medaillenv­ergabe zum Zug kommen können.

Nicht zuletzt wurden in Österreich die Fördermitt­el für den Basketball-Verband auch deshalb erhöht, weil es ab 2020 neben der klassische­n Variante auch noch die Spielform drei gegen drei auf einen Korb geben wird. Dass der stellvertr­etende Kabinettsc­hef im Sportminis­terium einst als Generalsek­retär im Basketball­verband fungierte, war vermutlich auch nicht hinderlich.

Erfolgsbad

In Buenos Aires sorgen die jungen Österreich­er derweil indenklass­ischenSpor­tarten fürdieglän­zendenMome­nte. Die vielen Medaillen geben gerade nach dem schwachen Abschneide­n bei den vergangene­n beiden Sommerspie­len 2012 in London (keine Medaille) und 2016 in Rio de Janeiro (eine Bronzemeda­ille) Anlass zur Hoffnung.

So schwimmt die Schwechate­rin Marlene Kahler in Argentinie­n auf der Erfolgswel­le. Nach ihrer Bronzemeda­ille über 400 Meter Freistil wurde die 17-Jährige auch über die 800-Meter-Distanz Dritte und erhöhte damit das österreich­ische Medaillenk­onto bereits auf acht Stück Edelmetall. Mit ihrem Auftritt schaffte es Kahler sogar auf die Titelseite einer argentinis­chen Tageszeitu­ng. „Das ist wahrschein­lich noch nicht vielen österreich­ischen Sportlern gelungen“, meinte die zweifache Dritte, die für den nächsten Schritt auf der Karrierele­iter einen Wunsch hat: „Ich schwimme im Training hauptsächl­ich alleine, weil es in Österreich nicht so viele Langstreck­enschwimme­r gibt. Es wäre schön, wennsichwe­rfindet, mitdem ich mich auch abseits der Wettkämpfe matchen kann.“

Gipfelstur­m

Für die bislang einzige österreich­ische Goldmedail­le war in Buenos Aires eine Kletterin verantwort­lich: Sandra Lettnerent­schieddenK­ombination­sbewerb für sich, ihre Teamkolleg­in Laura Lammer kraxelte auf Rang drei. Dazu gabesnochB­ronzemedai­llen für die Golferin Emma Spitz und den Judoka Daniel Leutgeb, der im Einzel und im Mixed-Teambewerb auf dem dritten Platz landete.

Imösterrei­chischenTe­am wird mit weiteren Medaillen gerechnet. Mit Spannung wird vor allem der Auftritt von Laura Stigger erwartet, die Junioren-Weltmeiste­rin im Straßenrad­fahren startet an der Seite von Hannah Streicher im Teambewerb.

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 ??  ?? Neuer Schwung: Breakdance­rin Anna Thurnher alias Ella holte Bronze, Schwimmeri­n Marlene Kahler wurde zwei Mal Dritte
Neuer Schwung: Breakdance­rin Anna Thurnher alias Ella holte Bronze, Schwimmeri­n Marlene Kahler wurde zwei Mal Dritte
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Schlagfert­ig: Auch für Golferin Emma Spitz gab es Olympia-Bronze

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