Es dreht sich alles nur
Tatort. In„HermitderMarie!“(20.15/ORF2) wimmeltesvon Strizzis. DerneueFall istsehr„wienerisch“.
Irgendwo im östlichen Flachland auf der Straße nach NirgendwogenießenEdin(Faris Rahoma) und Pico (Christopher Schärf) in einem schmucken Mercedes-Oldtimer ihre Spritztour. Der Ellenbogen hängt weit aus dem Fenster, im Radio läuft „Irgendwann bleib i dann dort“von S.T.S, es wird geraucht (echte Tschick und „SchwuliTschick“, wie Pico zu Edins EZigarettesagt) unddasLeben in vollen Zügen genossen: „Die Sunn wie Feuer auf der Haut, du riachst des Wasser und nix is laut ... “
Aber diese Idylle täuscht bzw. währt nicht lange, denn diebeidenjungenMänner, die alsGeldbotenfüreinenalteingesessenen Wiener Großkriminellen namens „Dokta“unterwegs sind, werden kurz darauf überfallen. Während Pico unverletzt überlebt, hat es Edin hinter sich. Dieser Zwischenfall ist zugleich der Startschuss für den neuen Austro-„Tatort“mit dem Titel „Her mit der Marie!“(Heute, Sonntag, 20.15/ORF2).
80er-Feeling
Regie führte die gebürtige Burgenländerin Barbara Eder, dienachihrem„Tatort“Debüt „Virus“(2017) nun das Drehbuch von Stefan Hafner und Thomas Weingartner umgesetzt hat. „Als ich das tolle Buch der beiden gelesen habe, hatte ich sofort Bilder im Kopf: verlorene Seelen, Proleten und Strizzis. Für mich ist die Geschichte ein modernerWestern“, sagtBarbara Eder dem KURIER.
DerTitel„HermitderMarie!“trifft dann auch perfekt die Temperatur, die Atmosphäre, die dieser Fall verströmt. „Sehr österreichisch, sehr wienerisch, sehr strizzihaft, aber nicht verblödet – der Humor ist gut. Und der Look ist ganz speziell“, kommentiert Adele Neuhauser, die zum 19. Mal als Bibi Fellner im Einsatz ist.
Für die spezielle Optik, das 1980er-Feeling sorgen die hervorragende Kamera (Matthias Pötsch), die Kostüme, Ausstattung und die im Nachhinein hinzugefügte Farbgebung der Bilder. SolcheDetailssindEderbeiihrer Arbeit als Regisseurin sehr wichtig: „Ich wollte eine gewisse Optik erzeugen, das Gelbliche der Rapsfelder im Kontrast mit dem Blau des Himmels setzen“, sagt Eder. Das erinnert einen vor allem beidenAnfangsszenenandie Wüsten-Landschaft der erfolgreichen US-Serie „Breaking Bad“, in der Walter White u. a. im Wohnmobil Crystal Meth kocht.
Um Drogen geht es im neuen „Tatort“aber nicht – zumindest nicht vorrangig. Vielmehr geht es um die „Marie“, also ums Geld. Gestohlen wurde es dem „Dokta“(Erwin Steinhauer), der es natürlich wiederhaben möchte. Aber der schon etwas berufsmüde gewordene Oberstrizzi mag auf seine alten Tage selbst keine Kämpfe mehraustragen. Undsoüberlässt er die Drecksarbeit seinem potenziellen Nachfolger