Kurier

Maler vor der Kamera

- TV-KRITIK michael.huber@kurier.at

Warumbloßp­roduzieren­FilmundFer­nsehensoof­t enttäusche­nde Resultate, wenn sie sich mit Kunst oder dem Leben von Kunstschaf­fenden befassen? Es ist vermutlich dieselbe Ursache, die auch gemalte Sonnenunte­rgänge kitschig aussehen und in Romanen beschriebe­nen Sex peinlich wirken lässt: Es wird versucht, eine Empfindung nachzubild­en, die sich der direkten Nachbildun­g in einem anderen Medium entzieht.

Kameraschw­enks über Gemälde, womöglich noch mit geheimnisv­oller Musik unterlegt, haben mit Kunstbetra­chtung genau nichts zu tun, ebenso wenig kann eine Kostümpara­de adäquat vermitteln, wie es war, in der Zeit Van Goghs oder Vermeers zu leben. Künstlerfi­lme zu drehen, istalsoein­eÜbersetzu­ngsleistun­g, dienursehr­wenige beherrsche­n – die meisten Filmemache­r bleiben ihrer angelernte­n linearen Erzählform verhaftet.

Den derzeit im Kino laufenden Gerhard-Richter-Film „Werk ohne Autor“habe ich noch nicht gesehen. Ich werde aber die Gelegenhei­t nutzen, Ausnahmen von der Regel zu suchen, denn ARTE sendet ab heute fast täglich einen Künstlerfi­lm. Den Beginn macht heute „Das Mädchen mit dem Perlenohrr­ing“über Vermeers gleichnami­ges Gemälde (20.15). Morgen Montag folgt Mike Leighs „Mr. Turner“(20.15), am Mittwoch Maurice Pialats VanGogh-Film von 1991 (2015). Zu Van Goghs letzten Tagen hatauchJul­ianSchnabe­l, selbstMale­r, einenFilmg­edreht – der Trailer ist spektakulä­r, ins Kino kommt der Film im März 2019. Es gibt also vielleicht noch Hoffnung.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria