Maler vor der Kamera
WarumbloßproduzierenFilmundFernsehensooft enttäuschende Resultate, wenn sie sich mit Kunst oder dem Leben von Kunstschaffenden befassen? Es ist vermutlich dieselbe Ursache, die auch gemalte Sonnenuntergänge kitschig aussehen und in Romanen beschriebenen Sex peinlich wirken lässt: Es wird versucht, eine Empfindung nachzubilden, die sich der direkten Nachbildung in einem anderen Medium entzieht.
Kameraschwenks über Gemälde, womöglich noch mit geheimnisvoller Musik unterlegt, haben mit Kunstbetrachtung genau nichts zu tun, ebenso wenig kann eine Kostümparade adäquat vermitteln, wie es war, in der Zeit Van Goghs oder Vermeers zu leben. Künstlerfilme zu drehen, istalsoeineÜbersetzungsleistung, dienursehrwenige beherrschen – die meisten Filmemacher bleiben ihrer angelernten linearen Erzählform verhaftet.
Den derzeit im Kino laufenden Gerhard-Richter-Film „Werk ohne Autor“habe ich noch nicht gesehen. Ich werde aber die Gelegenheit nutzen, Ausnahmen von der Regel zu suchen, denn ARTE sendet ab heute fast täglich einen Künstlerfilm. Den Beginn macht heute „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“über Vermeers gleichnamiges Gemälde (20.15). Morgen Montag folgt Mike Leighs „Mr. Turner“(20.15), am Mittwoch Maurice Pialats VanGogh-Film von 1991 (2015). Zu Van Goghs letzten Tagen hatauchJulianSchnabel, selbstMaler, einenFilmgedreht – der Trailer ist spektakulär, ins Kino kommt der Film im März 2019. Es gibt also vielleicht noch Hoffnung.