„Stolpersteine“in Linz verlegen
Die 83 Organisationen fordern eine menschenwürdige Asylpolitik
Antifa-Netzwerk.
Die 83 Organisationen des Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus appellieren an die Stadt Linz, ihrer NS-Opfer künftigauchdurchdieVerlegung von sogenannten „Stolpersteinen“(Messingplatten mit Erinnerungstext im Gehsteig) zu gedenken. Damit wird die Forderung von der Botschafterin Israels in, Talya Lador Fresher, unterstützt die kritisiert hatte, Linz sei hier unter den deutschsprachigen Städten eine unrühmliche Ausnahme.
Das Netzwerk hat sich am Samstag im Bildungshaus Schloss Puchberg zum Jahrestreffen zusammengefunden. 240 Vertretervonpolitischen, kirchli- Benneckenstein war zu Gast bei der Antifa in Puchberg
chen, kulturellen und humanitärenOrganisationen diskutierten, es nahmen auchVertreterausanderen Bundesländern und sowie aus Bayern teil. NetzwerkSprecher Robert Eiter sagte, dass auch heuer wieder mehrere Organisationen – darunter die „Omas gegen rechts“– beigetretenseien. „Zu unserem Netzwerk gehörenjetzt83Organisationen. EinebunteVielfaltmit über 50.000 Mitgliedern.“
Straftaten zu hoch
Die Teilnehmer forderten, dass Politik und Behörden den Rechtsextremismus wirksam bekämpfen. Oberösterreich weist laut den Verfassungsschutzberichten das dritte Jahr hintereinander die meisten rechtsextremen und rassistischen Straftaten auf. Dass ihre Zahl von 2016 auf 2017 erstmals seit vielen Jahren sowohl bundesweit als auch in Oberöster- reich zurückgegangen ist, könne nicht beruhigen, so Eiter. Denn es handle sich um eine Konsolidierung auf sehr hohem Niveau. 2017wurdeninÖsterreich mehr als fünfmal so viele rechtsextreme Straftaten verübt wie 2005 (von 209 auf 1.063). In Oberösterreich war die Zahl rechtsextremer Straftaten 2017 um 76 Prozent höher als noch 2014 (von 109 auf 192). „Landeshauptmann und Landesregierung dürfenzum traurigen Spitzenplatz Oberösterreichs nicht länger schweigen“, meinte Eiter. Der Verfassungsschutz müsse seine Aufklärungsbilanz deutlich verbessern.
Weitersunterstütztdas Netzwerk eine Stellungnahme der katholischen Ordensgemeinschaften, die sich gegen die laufenden Verschärfungen für Flüchtlinge wenden und eine menschenwürdige Asylpolitik fordern.
Heidi Benneckenstein präsentierte ihr Buch „Ein deutsches Mädchen“. Sie wuchs in einer NeonaziFamilie und im dazugehörigen Milieu auf, bis sie als 19-Jährige ausstieg. Weitere Stellungnahmen gab es vom Grünen Landesrat Rudolf Anschober, von Buchautor Hans-Henning Scharsach und von Christa Bauer vom MauthausenKomitee. Martin KranzlGreinecker und Fritz Käfer-Stelzer informierten über die Vernetzung der Gemeinden an der Todesmarschroute von Mauthaus nach Gunskirchen.