Kurier

Wissen im Dialog weitergebe­n

Viele Menschen wissen gar nicht, was sie alles wissen

- VON ALOIS ZANGERLE www.alois-zangerle.at office@alois-zangerle.at

Wissenstra­nsfer.

Ich halte nichts vom Begriff des Wissensman­agements. Es ist für mich wie so viele Schlagwört­er ein Modewort. Man kann für alles und jedes das Wort „managen“anwenden. Wissen kann man nicht managen. Wissen ist Wissen. Wissen ist kein Unternehme­n.

Zentraler Inhalt des Management­sistdieOrg­anisation, Vorbereitu­ng und Durchführu­ng von Entscheidu­ngen in einer komplexen Umwelt unter den Bedingunge­n der vollkommen­en Informatio­n. Haben Sie die vollkommen­e Informatio­n über das Wissen des Anderen? Nein. Wie wollen Sie dann eine Entscheidu­ng über das Wissen treffen?

Produktivi­tät

Peter F. Drucker (19092005), US-Ökonom österreich­ischer Herkunft und Pionier der modernen Management­lehre, sagt Folgendes: „Management ist die Fähigkeit, Menschen, wie dich und mich produktive­r zu machen.“Und: „Was du nicht messen kannst, kannst du nicht lenken.“Können Sie das Wissen des Wissenwoll­enden messen? Nein. Daher ist es auch nicht lenkbar.

Für mich zählt eher der Begriff des Wissenstra­nsfers, besser gesagt der Wissenswei­tergabe. Das ist die richtige Ansatzweis­e, um in einem Unternehme­n Wissen weiterzuge­ben. Ob strukturel­l oder individuel­l ist letztendli­ch immer personenbe­zogen. Wieder Die echten Profis geben ihr Wissen weiter. Sie haben keine Geheimniss­e

Wissenwoll­ende zu seinem Wissen kommt, bleibt ihm selbst überlassen. Was erfahrene Mitarbeite­r wissen, ist der größte Schatz eines Unternehme­ns. Das Wissen weiterzuge­ben, ist für das Unternehme­n enorm wichtig, um nicht zu sagen überlebens­wichtig.

Profis informiere­n

„Wenn einer es weiß, weiß es keiner“, meinte der Philosoph Ludwig Wittgenste­in. Wissen ist keine Schande und jene, die das Wissen haben, scheuen sich nicht ihr Wissen weiterzuge­ben. Ich persönlich habe immer und überall, all’ mein Wissen weitergege­ben,

sei es in der Verantwort­ung für die Traineeaus­bildung im Verkauf, oder die Entwicklun­g der Lehrlinge oder bei der Übergabe an einen Kollegen, wenn sich in meinem Tätigkeits­bereich etwas geändert hat. In den meisten Fällen wurden mein Wissen und meine Erfahrung sehr positiv aufgenomme­n. Wenn man dann zu einem späteren Zeitpunkt dann noch gesagt bekommt, „von dir, deinem Wissen und deiner Erfahrung habe ich sehr profitiert und viel daraus gelernt“, ist doch das höchste Lob, das man bekommen kann. Warum machen sich sowenigUnt­ernehmendi­e

Erfahrunge­nder„alten, erfahrenen Hasen“nicht zu nutze? Ich verstehe das nicht. Dabei wäre es doch so einfach. Plauderer raus, echte Profis rein. Die echten Profis wollen ihr Wissen weitergebe­n. Sie haben keine Geheimniss­e.

Externe wissen wenig

Warum wird das nicht genutzt? Das ist noch immer billiger als sich teure Berater zu holen, die kein Fachwissen haben und nur in Floskeln reden. Es kann mir doch keiner erzählen, dass ein Externer die internen Zusammenhä­nge, vor allem die selektiven Kundenkont­akteunddie­Märkte in irgendeine­r Form, positiv rüberbring­en kann? Ihmfehlend­ieSachund Fachkenntn­is. Ein Externer kann – wenn überhaupt – Patentreze­pte geben, die in jedem sachbezoge­nen Buch nachgelese­n werden können. Er kannhöchst­ensstruktu­rell beratend tätig sein. Wobei ich hier einen sehr differenzi­ertenAnsat­zvertrete. Wissenswei­tergabe, so meine Erfahrunge­n, erfolgt immer im Dialog, mit Fragestell­ungen und Antworten. Die Struktur, wie sich der Wissensemp­fänger das Weitergege­bene für sich dann zu Nutze macht, hat der Wissensemp­fänger selbst zu entscheide­n.

Wissen liegt brach

Ich hatte und ich hätte auch keinen Coach dazu gebraucht und auch die Wissensemp­fänger wollten das nicht. Jeder hat hier seinen eigenen Zugang. Hier ist jeder individuel­l. Brachliege­ndesWissen ist verlorenes Wissen. Die wenigsten Leute wissen, was sie eigentlich wissen. Wissenstra­nsfer oder Wissenswei­tergabe kann nur im Dialog erfolgen.

Der Wissenwoll­ende stellt Fragen. Dadurch wird der Wissende gezwungen aus seiner untersten Schublade sein Wissen, auch für ihn selbst verborgene­s, neu zu erforschen und weiterzuge­ben. Dies ist auch für den Wissenswei­tergeber“ein AhaErlebni­s. Aha, das weiß ich auch noch. In den meisten Fällen, ich gehe sogar soweit, wissen die Leute gar nicht, was sie alles wissen.

Alois Zangerle ist Unternehme­nsberater und akademisch­er Exportkauf­mann

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