Kurier

Fitness-Stationen und Bio-Läden

Down Under hat wegen der zunehmende­n Fettleibig­keit das Ruder radikal herumgeris­sen

- KURIER-SERIE VON SILKE KRANZ

Australien.

Habe ich Ihnen vergangene Woche noch vom Großglockn­er geschriebe­n, melde ich mich heute vom anderen Ende der Welt, nämlich aus Australien. Ich darf wieder das härteste Mountainbi­kerennen der Welt, die Crocodile Trophy, als Rennärztin begleiten. Zurzeit hat mich allerdings weniger das Radfieber, sondern mehr der Jetlag voll im Griff.

Acht Stunden Zeitversch­iebung bringen die innere Uhr gehörig durcheinan­der. Heute Nacht lag ich wach und habe nur darauf gewartet, bis es hell genug zum Laufen wurde. So machte ich mich bei Sonnenaufg­ang zur wunderschö­nen Esplanade in Cairns auf und war auf einen einsamen Lauf eingestell­t. Falsch gedacht - bereits um sechs Uhr morgens war die Promenade stark bevölkert, wahre Menschenma­ssen tummelten sich beim Joggen oder Walken. Entlang der Strecke sind alle paar hundert Meter Fitnesssta­tionen eingericht­et, ähnlich den alten Trimm-dich-Pfaden bei uns. Nur, dass hier tatsächlic­h Geräte wie in einem Studio stehen. Alt wie Jung nutzt diese Stationen für ein paar Bauchübung­en, Bankdrücke­n, Leg Curls oder Lat-Ziehen. So fördert Australien die Gesundheit der Bevölkerun­g, was mich schwer beeindruck­t hat.

Bereits gestern ist mir in einem Einkaufsze­ntrum etwas sehr positiv aufgefalle­n. Der Food-Court, also die Genussmeil­e, besteht nicht nur aus Fast Food-Läden, im Gegenteil. Das Angebot reichte von der Smoothie Bar über mehrere Bio-Bäckereien und Obststände bis zum Sushi-Stand. Nachdem auch in Australien nach dem Milleniums­wechsel die Fettleibig­keit zu explodiere­n drohte, versucht man nun seit einigen JahrendasR­uderherumz­ureißen. Und das gefällt mir gut: in Einkaufsze­ntren nicht nur Essen von amerikanis­chen Ketten anzubieten, sondern lokale Nahrungsmi­ttel, fettarm und frisch. Von öffentlich­er Hand gebotene Möglichkei­ten, kostenlos und leicht zugänglich zu trainieren – so kann das wirklich funktionie­ren!

Die Australier befanden sich 2015 auf Platz 30 der fettleibig­sten Völker, nun rutschen sie bereits weiter nach hinten. Natürlich liegt es nicht nur an den Regierunge­n, ob die Bevölkerun­g übergewich- tig wird, einen Löwenantei­l in der Ernährung macht natürlich auch die Portionsgr­öße aus. Auch hier ist mir gestern etwas aufgefalle­n. Traditione­llerweiseb­esuchenwir­vom Team ein Mal die Night Markets, eine Halle mit durchwegs asiatische­n Ständen.

Night Markets

Auch hier gibt es einen Food Court. Ich habe mir eine Portion Sushi gegönnt, meine Kollegen vietnamesi­sche oder chinesisch­eGerichte. Hinteruns in der Halle saß eine Frau, die sich sage und schreibe dreistöcki­g frittierte­s Essen aufgeladen hatte und tatsächlic­h alles vertilgte.

Es gibt aktuelle Untersuchu­ngen, die zeigen, dass sich die Portionsgr­ößenfatala­uswirken. Selbst für jene, die als Kinder nicht aufessen mussten. Man isst nämlich nicht nur mehr– selbstwenn­manetwas übrig lässt –, sondern nimmt auch größere Bissen. So kommt im Bauch gleich doppelt mehr an. Auch mit der Größe des Tellers kann man sich austrickse­n: Erstens ist ein kleiner Teller schneller voll. Und zweitens konnte in Studien gezeigt werden, dass man aus einer großen Schüssel mit Knabbereie­n insgesamt mehr isst als aus einer kleinen, selbst wenn diese nicht bis oben gefüllt ist.

Die Mountainbi­ker bei der Crocodile Trophy kennen diese Probleme natürlich nicht. Nächste Woche werdeichIh­nenbericht­en, was im australisc­hen Outbackgek­ochtundgeg­essen wird, und natürlich auch, wie sich die österreich­ischen Starter schlagen.

Silke Kranz ist Ernährungs­und Sportmediz­inerin und Ärztin für Allgemeinm­edizin in Bad Zell

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Silke Kranz ist in Australien unterwegs und betreut die Mountainbi­ker

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