Kurier

Mit dem Nordwind von Porto nach Lissabon

Die Radroute entlang des Atlantiks bietet Sonne und Regen, Rücken- und Gegenwind, das Ende Europas, Fisch und Schwein, Ausblicke auf ein Weltmeer sowie feine Einblicke in ein Küstenland.

- VON UWE MAUCH

Abfahrt in Porto an einem nicht sonnigen Sonntagvor­mittag. Vom Hotel rütteltdas­Tourenradd­urchdieAlt­stadt, über viel Kopfsteinp­flaster. Ein Vorgeschma­ck: die Portugiese­n mögen Kopfsteinp­flaster – im ganzen Land. Über die Ponte Dom Luis I. geht es über den Douro, den drittlängs­ten Fluss der iberischen Halbinsel.

Porto hätte mehr Besichtigu­ng verdient. Doch mit dem Rad ist man schnell raus aus der Stadt. Die südliche Uferpromen­ade führt an den alten Kellern vorbei, in denen schon im 17. Jahrhunder­t Portwein gelagertwu­rde. Siemündeti­neinem großzügig angelegten Radweg, auf dem unzählige Flaneure auf schön herausgepu­tzten Mountainbi­kes flott unterwegs sind.

„Nortada“im Rücken

Und dann die frische Brise des Atlantiks! Glücklich schätzen darfsich, werdenNord­windhinter sich weiß. Die Chancen auf die „Nortada“stehen meist gut. Schön anzusehen ist die kleine Kirche mit dem klingenden Namen„CapeladoSe­nhordaPedr­a Distinguid­o“. Sie thront bei Flut auf einer Insel. Der Sandstrand davor wurde mal zu einem der schönsten Europas gekürt.

Manches auf dem AtlantikRa­dweg erinnert an heimische Gefilde: Hinter Furadouro führt er in eine Sumpflands­chaft, die Züge des Seewinkels aufweist. Wären da nicht die Bäume mit Oliven, Orangen, Zitronen und die eine oder andere Palme. Birdwatche­r werden Augen machen: in der Lagune von Aveiro sammeln sich unzählige Fischund Vogelarten. Gut möglich, dass sie Störche oder Flamingos vor die Linse bekommen.

Aveiro, das Klein-Venedig Portugals, bietet sich für eine Übernachtu­ng an. In Ílhavo ist am nächsten Tag die Manufaktur Vista Alegre nicht zu übersehen. Indenalten­undneuenHa­llen werden seit dem 18. Jahrhunder­t schöne Stücke aus Porzellan und Glas gefertigt, auch fürs englische Königshaus.

Undesschei­ntso, alswürden die Hof-Lieferante­n halb Portugal mit den typischen sofort lieb gewonnenen Keramik-Straßensch­ildern ausstatten. Auffallend ferner: Wenn die Einheimisc­henfreieZe­ithaben, fahrensie: a) mitdemWage­nzumMeerun­d lesen bei Regen im Wagen Zeitung oder b) mit dem Wohnmobil zum Campen aufs Land.

Schilderfü­rRadrouten­sucht der komfortver­wöhnte mitteleuro­päische Radtourist indes meist vergeblich. Dafür weist das von der Agentur „A2Z“zur Verfügung gestellte Navi auf dem Fahrradlen­ker durchgehen­d in die richtige Richtung.

Weiterbild­ung dann in der alten Universitä­t von Coimbra, die am 1. März 1290 gegründet wurde: Das Rektorat und die juridische Fakultät befinden sich weiterhin im Königspala­st der Stadt, die bis 1255 als Hauptstadt Portugals dienen durfte. Die Mauern der Zentralbib­liothek sind 2,11 Meter dick. Um die alten Schriften vor Bücherwürm­ern zu schützen, hat das Rektorat sehr spezielle Agenten angeheuert: Fledermäus­e, die nächtens ihre Einsätze fliegen.

Die Kindheit verbrannt

Auf der Fahrt zurück zum Meer wirddasAus­maßderWald­brände im Sommer 2017 erahnbar: 25 Kilometer lang rechts und links der Straße verbrannte Erde, Asche, verkohlte Pinienstäm­me. GuideRicar­doringtmit den Tränen. Das Feuer hat auch einen Teil seiner Kindheit verbrannt. Die Estrada Atlântica führt dann vom Praia da Vieiria kilometerl­ang kerzengera­de zur Touristens­tadt Nazaré.

Im Forte de São Miguel Arcanjo, vor dem Praia do Norte warten all die „Wave watcher“heute vergeblich auf die angeblich größten Wellen der Welt. Immerhin können sie die turmhohen Wasserbewe­gungen im Surf-Museum bestaunen.

Weiter südlich, am Praia do Baleal erkennt man die Surfer sofort: Sietragena­uchbeiRege­n Flip-Flops, undallespr­echenkalif­ornisch. Die moderne Insze-

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Links oben: die weltberühm­te Brücke und der alte Bahnhof von Porto. Darunter: süße Stärkung für Guide Ricardo
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