Kurier

Der letzte Tanz im Brexit-Streit? Verwirrung um Deal mit Brüssel

Nichts läuft nach Plan. Sondertref­fen der Chefverhan­dler am Sonntag konnte auch nicht den Durchbruch bringen.

- VON ULRIKE BOTZENHART

Die Meldungen überschlug­en sich Sonntagabe­nd: Das Politmagaz­in Politico meldete gegen 18 Uhr, dass es in den Verhandlun­gen zum geplanten EU-Austritt Großbritan­niens eine Einigung gibt. Das Magazin berief sich dabei auf Informatio­nen von hochrangig­en EU-Diplomaten. Dem widersprac­hen aber umgehend andere Personen aus EU-Kreisen – die Agentur Reuters meldete, dass es „noch weiterer Gespräche bedürfe“. Selbst ein eilig einberufen­es Sondertref­fen zwi- schen dem britischen BrexitMini­ster Dominic Raab und dem EU-Brexit-Beauftragt­en Michel Barnier konnte am Sonntag in Brüssel dann aber nicht den ersehnten Durchbruch bringen.

Knackpunkt Nordirland

„Trotz intensiver Bemühungen sind einige Schlüsself­ragen noch ungelöst, darunter die des 'Sicherheit­snetzes' zur Vermeidung einer harten Grenze“zwischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland, schrieb Barnier Sonntagabe­nd auf Twitter.

Aus EU-Kreisen hieß es, es gebe bis Mittwoch auch keine weiteren Verhandlun­gen mehr zwischen den Delegation­en. Über das weitere Vorgehen sollen erst die Staatsund Regierungs­chefs beim am Mittwochab­end beginnende­n EU-Gipfel in Brüssel beraten. Dabei hätte das Ab- kommen bis Mittwoch in trockenen Tüchern sein sollen. Damit kommt der Zeitplan für den Brexit-Vertrag ins Rutschen.

Zwar hatte die Süddeutsch­e Zeitung am Samstag bereits die mögliche Lösung mit Verweis auf ein internes Papier verkündet: Um eine „harte Grenze“samt Kontrollen zwischen Irland und Nordirland zu vermeiden, soll Nordirland für eine bestimmte Zeit im Gegensatz zum restlichen Königreich einfach im europäisch­en Binnenmark­t bleiben. Das wird allerdings von der nordirisch­en Partei DUP vehement abgelehnt und auf deren Zustimmung ist Premiermin­isterin Theresa May angewiesen.

May steht jedenfalls eine entscheide­nde Woche hervor: Vor dem EU-Gipfel will sie bei einer Kabinettss­it- zung am Dienstag mit ihren Ministern die schwierige Frage der künftigen Grenzregel­ung zwischen dem EU-Mitglied Irland und dem zum Vereinigte­n Königreich gehörenden Nordirland beraten und muss dabei eine mögliche Meuterei abwenden. Britische Experten spekuliert­en im Vorfeld, im Streit um die Grenzfrage könnten weitere Minister Mays Kabinett verlassen.

Bei einer Einigung über die Feinheiten wäre der Weg frei für einen Sondergipf­el am 17. und 18. November, auf dem die künftigen Handelsbez­iehungen besprochen werden sollen. Die wichtigste­n Details sollen in einer politische­n Erklärung stehen, auf die sich beide Seiten auch noch bald verständig­en müssen. Zuletzt bedarf es der Zustimmung des britischen und des EU-Parlaments.

 ??  ?? Beschwingt­es Tänzchen der britischen Premiermin­isterin Theresa May bei ihrem Parteitag – für Freudentän­ze ist es aber wohl zu früh
Beschwingt­es Tänzchen der britischen Premiermin­isterin Theresa May bei ihrem Parteitag – für Freudentän­ze ist es aber wohl zu früh

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