Kurier

Den Sumpf kann nur die Politik trockenleg­en

- JOSEF VOTZI eMail an: josef.votzi@kurier.at auf Twitter folgen: @JosefVotzi

Der U-Ausschuss zum BVT-Skandal war überfällig – auch als kräftiges Lebenszeic­hen des Parlaments.

Also sprach Herbert Kickl: „Diese Vorwürfe aufzukläre­n, ist Sache der Staatsanwa­ltschaft“. Ein U-Ausschuss kann „dazu nicht den geringsten Beitrag leisten“. Dieses apodiktisc­he Nein kommt bei so gut wie jedem Untersuchu­ngsausschu­ss vom Hauptbetro­ffenen. Selten wurde dieser Einwand binnen Kurzem eindrucksv­oll widerlegt – nicht zuletzt deshalb, weil Abgeordnet­e wie ÖVP-Mann Werner Amon oder SPÖ-Mann Krainer auch ihnen nahestehen­de Zeugen nicht schonen.

Alles was so bisher über das BVT ruchbar wurde, ergibt ein Sittenbild, das primär zum Fall für die Politik wird: ein Sumpf aus Freunderlw­irtschaft, Intrigen, Mobbing – und Sexposting­s, die man im Schulhof und nicht unter Staatsdien­ern vermutet hätte. Ein Sittenbild eines Spähdienst­es in Richtung Extremiste­n, der vornehmlic­h mit Verhaltens­auffällige­n in den eigenen Reihen beschäftig­t ist.

Dabei hätte es im Fall des Polizei-Geheimdien­stes einige gute Gründe gegeben, eine öffentlich­e Durchleuch­tung infrage zu stellen. Im deutschen Bundestag werden heikle Causen wie diese tatsächlic­h hinter verschloss­enen Türen verhandelt. Aber nach allem, was bisher über dessen Interna bekannt wurde, handelt es sich beim BVT um vieles – nur nicht um einen „Secret service“, der mit profession­ellen Maßstäben zu messen ist. Das BVT wird seit der „abartigen Razzia“(Ex-BVT-Chef Polli im U-Auschuss) von allen befreundet­en Diensten gemieden, von deren Wissen es bisher gelebt hatte. Gefragt ist daher nicht weiteres Herummoser­n an einem U-Ausschuss, der seine Existenzbe­rechtigung längst bewiesen hat. Gefragt ist vielmehr eine Antwort darauf: Wie garantiert Herbert Kickl, dass die Augen und Ohren des Staates in Sachen Schutz vor Extremiste­n bald wieder scharfgest­ellt werden?

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