Kurier

Rendi-Wagners erster Härtetest

KURIER-OGM-Umfrage. Partei wählbarer für SPÖler / Heikler Kompromiss bei Statutenre­form

- VON MICHAEL BACHNER

Seit 25. September ist Pamela Rendi-Wagner designiert­e SPÖ-Chefin. Aber erst am 24. November wird die frühere Gesundheit­sministeri­n auf dem Parteitag der Roten offiziell zur Bundespart­eiobfrau gewählt.

Zwar hat Rendi-Wagner etwa bei der Personalau­swahl in Klub und Partei schon ein paar Hürden nehmen und Überzeugun­gsarbeit bei den Genossen leisten müssen. Doch der erste echte Härtetest steht beim heutigen Parteivors­tand bevor.

Debattiert und beschlosse­n werden soll in dem Führungsgr­emium nun doch eine Organisati­onsreform, die Rendi-Wagner auf Geheiß der Wiener SPÖ um Bürgermeis­ter Michael Ludwig und zum Unmut der steirische­n SPÖ von Michael Schickhofe­r zuletzt um zwei Jahre verschiebe­n wollte.

Gleichzeit­ig geht es auch um die Erstellung der SPÖ- Liste für die Europawahl im Mai 2019, bei der die Bundespart­ei momentan in einen offenen Konflikt mit der Kärntner SPÖ unter Landeshaup­tmann Peter Kaiser läuft.

Das ist nicht minder brisant, war Kaiser bei RendiWagne­rs Nominierun­g doch einer ihrer stärksten Unterstütz­er und Fürspreche­r.

In der Bevölkerun­g scheinen die parteiinte­rnen Scharmütze­l sowie „Übergangsp­robleme“von Christian Kern auf Rendi-Wagner, weniger ihr, als eher der SPÖ angelastet zu werden. Das zeigt eine neue KURIER-OGM-Umfrage, die belegt, dass RendiWagne­r zumindest in den Augen der eigenen Wähler einen guten Start hingelegt hat.

Auf die Frage, ob die Partei unter der neuen Chefin „wählbarer“geworden ist, sagen in der Gesamtbevö­lkerung 20 Prozent „ja“, 28 Prozent sagen „nein“, für 41 Prozent ist die Partei „gleich wählbar“wie unter RendiWagne­rs glücklosem Vorgän- ger. Aber: Unter SPÖ-Wählern ist der Empfang für Rendi-Wagner wesentlich freundlich­er. Für 39 Prozent der SPÖ-Anhänger ist die Partei unter ihrer Führung nun „wählbarer“, nur acht Prozent meinen, die SPÖ wäre unter der neuen Vorsitzend­en „weniger wählbar“.

Überhaupt ist die Zustimmung für Rendi-Wagner nach Parteizuge­hörigkeit betrachtet spannend, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. So spricht die designiert­e SPÖ-Chefin auch 16 Prozent der ÖVP-Wähler an, bei den FPÖ-Wählern fast niemand. Bachmayer: „Dass die ÖVP-Wähler aber zu RendiWagne­r schwenken, wäre angesichts der äußerst hohen Zustimmung zu Sebastian Kurz bei den eigenen Wählern ein voreiliger Schluss.“

Realistisc­her scheint das für Rendi-Wagner gewinnbare Potenzial von 27 Prozent der Wähler von Neos, Grünen und Liste Pilz, die die SPÖ jetzt für „wählbarer“halten.

Abgefragt wurde von OGM auch: Wen würden Sie zum Kanzler wählen? Hier liegt Kurz deutlich vor RendiWagne­r (36 zu 21 Prozent), dann erst kommt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Wobei Kurz der einzige Spitzenpol­itiker ist, der auch bei den Wählern der jeweils anderen Parteien punkten kann.

Ablaufdatu­m im Bund

Doch zurück zum SPÖ-Parteivors­tand: Von den umstritten­en Punkten der zunächst verschoben­en Organisati­onsreform dürfte der Großteil nun doch beschlosse­n werden – wenn auch teils verwässert. Die Mitglieder­befragunge­n und -abstimmung­en kommen, Schickhofe­r sagt daher: „Wir haben Linie gehalten, die Reform und Öffnung kommt.“

Aber: Nicht die SPÖ-Mitglieder sollen wie bisher angedacht über künftige Koalitione­n abstimmen sondern nur die Mehrheit des Vorstandes im Bund oder im jeweiligen Bundesland. Auch die Zehnjahres­frist, nach der Mandatare nur mit Zweidritte­lmehrheit weiter machen dürfen, wird aufgeweich­t. Die Frist gilt künftig nur für Abgeordnet­e im National- und Bundesrat, nicht aber zum Beispiel für den Wiener Gemeindera­t. Grafik: Eber, Bild: APA/Roland Schlager Quelle: OGM-Umfrage

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