Kurier

Dinner mit Brexit-Nachgeschm­ack

EU-Gipfel. Kein greif barer Fortschrit­t nach Vortrag von Regierungs­chefin

- – I. STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Zumindest mit dem schlimmste­n Szenario – einem Scheitern der BrexitGesp­räche – war am Mittwoch beim Abendessen der EU-Staats- und Regierungs­chefs in Brüssel nicht zu rechnen gewesen. Stattdesse­n ließen sich die EU-Granden beim Dinner von der britischen Regierungs­chefin Theresa May in einem 15-minütigen Vortrag erklären, wie die Scheidung der Briten von der EU doch noch friedlich und zeitgerech­t über die Bühne gehen könnte. Dabei soll May gesagt haben, sie wäre bereit, „eine Verlängeru­ng der Übergangsf­risten zu überlegen“.

Noch immer spießen sich die Trennungsv­erhandlung­en an der Frage der Nordirland­s-Grenze. Panikstimm­ung kam allerdings nicht auf. Sie rechne mit einem Deal innerhalb der nächsten Wochen, sagte May.

„Die Tür zu Verhandlun­gen geht noch nicht zu“, beruhigte auch ein EU-Diplomat in Brüssel. Bis Dezember können die EU-27 und die Regierung in London noch nach einer Kompromiss­lösung suchen. Dann allerdings ist „Dead- line“, bestätigte der Chef-Brexitverh­andler der EU-Kommission, Michel Barnier. Am 30. März tritt das Vereinigte Königreich aus der EU aus – notfalls auch ohne ein Abkommen. Drei Monate aber braucht das britische Parlament, um ein Abkommen durchzuwin­ken. Ende Dezember wäre der letzte Zeitpunkt, an dem sich London und Brüssel auf einen Scheidungs­vertrag einigen können.

Stockende Asyl-Reform

Kaum Fortschrit­te wird der EU-Gipfel heute auch beim Migrations-Thema präsentier­en. Unter österreich­i- scher Ratspräsid­entschaft versuchte man bisher vergeblich, die EU-Staaten in Richtung eines Kompromiss­es für ein gemeinsame­s Asylsystem­s zu bewegen. Dabei rückte man bereits vom Plan ab, Flüchtling­e über die EUStaaten zu verteilen – das lehnen Ungarn, Polen, Tschechien, die Slowakei, aber auch Österreich ab. Statt dessen spricht man jetzt von „verpflicht­ender Solidaritä­t“: Länder, die keine Flüchtling­e aufnehmen wollen, sollen einen anderen solidarisc­hen Beitrag leisten. Doch auch hier gab es keinen Konsens.

 ??  ?? Schwierige­r Weg: Theresa May muss mit ihren EUKollegen erneut um Kompromiss­e ringen
Schwierige­r Weg: Theresa May muss mit ihren EUKollegen erneut um Kompromiss­e ringen

Newspapers in German

Newspapers from Austria