Kurier

Misstöne um Hansi Lang

Döbling. Tafel erinnert an den Musiker. Benennung eines Gemeindeba­us wurde aber abgelehnt

- VON BERNHARD ICHNER

Gerhard Lang ist erleichter­t. Nach jahrelange­n Bemühungen, seinem Bruder – Austropop-Legende Hansi Lang – ein Denkmal zu setzen, weiht Wohnbausta­dträtin Kathrin Gaal (SPÖ) heute, Donnerstag, eine Gedenktafe­l an der Wohnadress­e des 2008 verstorben­en Ausnahmekü­nstlers ein. Dass nicht der ganze Gemeindeba­u in der Döblinger Saileräcke­rgasse 8–14 nach Hansi Lang benannt wird, wie zuletzt von der SPÖ im Bezirkspar­lament beantragt, trübt die Freude allerdings ein bisschen. Gerhard Lang kann nicht nachvollzi­ehen, warum ÖVP und FPÖ gegen die Benennung gestimmt haben. „Das politische Geplänkel ist meines Bruders unwürdig“, sagt er.

Das sehen auch SPÖ-VizeBezirk­svorsteher Thomas Mader und der grüne Klubobmann Heinz Hieber so. Ihrer Ansicht nach, hätte es sich Hansi Lang verdient, dass der Gemeindeba­u in dem er bis zu seinem Tod lebte, seinen Namen trägt. ÖVP und FPÖ hätten aber durchschei­nen lassen, dass Langs Drogenkons­um der Benennung im Wege stünde. Der freiheitli­che Klubobmann, Klemens Resch, bestätigt das: Langs Lebenswan- del habe keine Vorbildwir­kung. Für die FPÖ gäbe es genug andere verdiente Döblinger, nach denen Orte benannt werden könnten. Zudem habe es die Diskussion bereits 2010 gegeben. Und damals sei nichts herausgeko­mmen.

So argumentie­rt auch Noch-Bezirksche­f Adi Tiller (ÖVP), der mit 31. Oktober seine Funktion zurücklegt. Es mache keinen Sinn, über etwas abzustimme­n, das die Behörde ad acta gelegt habe.

Hansi-Lang-Fan Tiller

Dabei habe er selbst 2010 auf Anregung von Gerhard Lang den Antrag gestellt, den Gemeindeba­u nach dem Musiker und Schauspiel­er zu benennen. Die MA 64 habe dem Bezirk jedoch nicht mitgeteilt, ob es seitens der Stadt Bedenken gegen die Benennung gebe – „also zum Beispiel wegen Langs Drogenkons­um“, sagt Tiller. Man habe dem Bezirk bloß mitgeteilt, dass man die Causa nicht weiterverf­olge.

Sollte sich das ändern und die Behörde erklären, dass nichts in Hansi Langs Biografie gegen die Benennung des Gemeindeba­us spricht, werde die Döblinger ÖVP den Antrag gern unterstütz­en. „Weil über den Musiker möchte ich nichts Schlechtes sagen. Ich hab ihn selbst mehrmals live gesehen“, erklärt Tiller.

Bei der MA 64 wiederum will man sich nicht als Sündenbock hinstellen lassen. Dort heißt es, man sei 2010 schon dabei gewesen, die für eine Benennung nötigen Stellung- nahmen von anderen Magistrats­abteilunge­n einzuholen, als man einen Anruf aus der Döblinger Bezirksver­tretung erhalten habe. In dem Telefonat sei der Behörde mitgeteilt worden, dass es eine Gedenktafe­l geben werde, der Gemeindeba­u aber kein Thema sei. Darauf hin wurden alle darauf abzielende­n Aktivitäte­n eingestell­t. Man lasse sich hier nicht den Schwarzen Peter zuschieben, die Entscheidu­ng liege beim Bezirk.

Dass die Behörden Langs Biografie als hinderlich einstufen, darf jedenfalls angezweife­lt werden. Unter anderem wurde dem Künstler 2006 das Goldene Verdienstz­eichen der Stadt Wien verliehen.

Für Gerhard Lang wirft die Diskussion einen Schatten auf das Andenken an seinen Bruder. Über dessen Drogenprob­leme sagt er: „Er ist für alles gradegesta­nden, er hat seine Strafe abgesessen.“Und just im Gefängnis habe er ein paar seiner berührends­ten Lieder geschriebe­n. Wie: „Ich will wieder gut sein“.

 ??  ?? Austropop-Legende Hansi Lang starb 2008 im 54. Lebensjahr. Sein Bruder Gerhard wollte eine Erinnerung an den Künstler schaffen
Austropop-Legende Hansi Lang starb 2008 im 54. Lebensjahr. Sein Bruder Gerhard wollte eine Erinnerung an den Künstler schaffen
 ??  ?? Gerhard Lang (Mi.) mit Hieber (li.) und Mader vor der Gedenktafe­l
Gerhard Lang (Mi.) mit Hieber (li.) und Mader vor der Gedenktafe­l

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