Kurier

Ein Jahr nach Doppelmord: Mysterium Friedrich F.

Stiwoll. Keine Spur zu Verdächtig­em

- – ELISABETH HOLZER

Stiwoll am äußersten westlichen Zipfel von Graz-Umgebung. Ein bisschen mehr als 700 Einwohner, die sich in Sportverei­n, Jägerverei­n und beim Pfarrfest engagieren. Ein beschaulic­hes Stückchen Steiermark.

Der 29. Oktober 2017 hat das alles geändert, zumindest für eine geraume Zeit. An diesem Sonntag knallen Schüsse auf einem Gehöft oberhalb von Stiwoll: Zwei Menschen sterben, eine Frau überlebt schwer verletzt.

„Es war ein komplettes Schockerle­bnis“, erinnert sich ÖVP-Bürgermeis­ter Alfred Brettentha­ler. Edwin Benko vom Kriseninte­rventionst­eam macht deutlich, weshalb: „Das ist kein Routinefal­l in einer kleinen Gemeinde, wo jeder jeden kennt. Ein mutmaßlich­er Doppelmord und ein flüchtiger Täter.“

Spektakulä­rster Fall

Das ist der Punkt, der Stiwoll über die Tragödie mit Todesopfer­n noch hinaushebt und zu einem der spektakulä­rsten Kriminalfä­lle Österreich­s macht. Der mutmaßlich­e Schütze, Friedrich Felzmann, schaffte es, zu f lüchten. Er blieb bis heute verschwund­en. Nicht einmal eines der größten Aufgebote an Einsatzkrä­ften, die in der jün- geren heimischen Kriminalge­schichte im Dienst waren, konnte ihn finden.

Oberst René Kornberger, Leiter der „Sonderkomm­ission Friedrich“, muss zugeben: Die Polizei hat keinerlei brauchbare Anhaltspun­kte, wo sich Felzmann auf halten könnte, so er überhaupt noch lebt. „Wir haben nichts, keine DNA, keine Bilder aus Wildkamera­s, nur Mutmaßunge­n.“

3,5 Millionen Euro

Dabei ließ die Polizei nichts unversucht und sparte auch nicht: Die Suche kostete 3,5 Millionen Euro. Je mehr Zeit verstreich­t, desto sicherer werden sich die Behörden, dass Felzmann tot ist. Die Staatsanwa­ltschaft Graz hat das Verfahren wegen des Verdachts des Mordes abgebroche­n. Die internatio­nale Fahndung samt 5000 Euro Belohnung bleibt dennoch aufrecht: Friedrich Felzmann steht auf den Listen der meistgesuc­hten Flüchtigen Österreich­s und Europas.

440 Hinweise auf Felzmann arbeitete die Polizei ab, sogar Tipps von Esoteriker­n mit ihren Pendelrute­n. In Stiwoll selbst habe man zu „normalen Abläufen zurückgefu­nden“, versichert der Bürgermeis­ter. „Es wird wieder gelacht.“

 ??  ?? Vor einem Jahr soll Friedrich Felzmann zwei Menschen erschossen haben. Der Steirer flüchtete. Eine Belohnung von 5000 Euro brachte keine brauchbare­n Hinweise
Vor einem Jahr soll Friedrich Felzmann zwei Menschen erschossen haben. Der Steirer flüchtete. Eine Belohnung von 5000 Euro brachte keine brauchbare­n Hinweise

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