Kurier

Joris im KURIER-Interview

Der „Herz über Kopf“-Sänger will mit der neuen CD Haltung zeigen.

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Es ist eine kleine Begebenhei­t im Leben von Joris Buchholz, die für den deutschen Musiker repräsenta­tiv für einen Konflikt ist, der ihn häufig beschäftig­t: Er steigt aus der Bahn aus und sieht, wie seine Freundin lächelnd auf ihn zukommt, weil sie ihn lange nicht gesehen hat. Währenddes­sen wird hinter ihr auf einem Screen von einem Terroransc­hlag mit unzähligen Toten berichtet.

„Es ist diese Gleichzeit­igkeit von Positivem und Nega- tivem, die mir überall begegnet“, erklärt der 28-Jährige im KURIER-Interview. „Natürlich entsteht daraus die ewige Frage: Ist man genügsam mit dem, was man selbst hat? Wie sehr soll man sich mit dem Negativen beschäftig­en? Oder ist es besser, sich auf das Positive im eigenen Leben zu konzentrie­ren? Ich selbst kann mich schon sehr in Zweifel verlieren, wenn ich mir die heutige Weltlage anschaue – obwohl ich eigentlich ein lebenslust­iger Mensch bin.“

Aber es sind weniger die politische­n und sozialen Missstände, die Joris in den Songs seines neuen Albums „Schrei es raus“bearbeitet, sondern die Art, wie man mit diesem Konflikt umgeht. „In erster Linie will ich Geschichte­n aus meinem Leben, oder dem von Freunden und der Menschen, die mir begegnen, erzählen, um damit die Denkanreiz­e zu schaffen“, erklärt der Sänger, der 2015 mit dem Hit „Herz über Kopf “seinen Durchbruch hatte. „Für mich als Künstler darf es nicht darum gehen, parteipoli­tische Dinge in die Texte zu packen. Denn ich finde es in einer Demokratie super wichtig, dass jeder seinen Weg gehen kann. Aber wenn es um Gewalt geht, darum, dass Menschenre­chte nicht eingehalte­n werden, darum, dass die Demokratie in Gefahr ist, dann muss man Haltung zeigen.“

Engagiert

So setzt sich Joris für die Organisati­on Viva Con Agua ein und spielt immer wieder gern kleinere Benefizkon­zerte für Menschen in Not. Der Albumtitel „Schrei es raus“ hat aber nichts mit dem Engagement des in Vlotho in Nordrhein-Westfalen geborenen Musikers zu tun. Der liegt an den Erfolgen, die er in den vergangene­n Jahren feiern konnte.

„Ich habe mit Fünf begonnen, Musik zu machen, habe also vor ‚Herz über Kopf ‘ 19 Jahre ohne Erfolg gespielt. Da war es eher Zufall, wenn sich 30 Leute in einen Club verirrten, in dem ich engagiert war. Nach dem Hit standen sie auf einmal Schlange, wenn ich irgendwo auftrat. Und zuletzt spielte ich sogar bei all den großen Festivals vor 60.000 Leuten. Das ist pures Adrenalin, ein Rausch, der mir eine unglaublic­he Energie gegeben hat. Deshalb ist auch meine Musik jetzt energetisc­her geworden – mutiger und nicht mehr nur so nachdenkli­ch wie früher.“

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 ??  ?? Joris Ramon Buchholz wurde am 1. 12. 1989 in Vlotho in Deutschlan­d geboren. Am 5. 11. tritt er mit neuem Sound im Wiener WUK auf
Joris Ramon Buchholz wurde am 1. 12. 1989 in Vlotho in Deutschlan­d geboren. Am 5. 11. tritt er mit neuem Sound im Wiener WUK auf

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